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Wirtschaft: Geschlossene Gesellschaft

Am Jahresende denken viele Anleger ans Steuersparen: Beteiligungen an geschlossenen Fonds sind nur etwas für Spitzenverdiener

Noch 58 Tage bis Silvester. Vor allem Spitzenverdiener überlegen in den letzten Wochen des Jahres, wie sie ihre Steuerlast geschickt senken können. Mittel zum Zweck sind geschlossene Fonds mit Verlusten in der Anfangsphase, die sich mit anderen Einkünften verrechnen lassen. Über derartige unternehmerische Beteiligungen investieren Anleger langfristig in Schiffe, Windparks und andere Großprojekte. Das Geschäft boomt: Einer Schätzung der Berliner Ratingagentur Scope Group zufolge werden die Emissionshäuser 2004 knapp elf Milliarden Euro mit geschlossenen Fonds einsammeln – nach acht Milliarden Euro im Vorjahr.

Eldorado für Steuerfüchse sind Medienfonds – sie bieten die höchsten Anfangsverluste mit 100 bis rund 190 Prozent, bezogen auf die Bareinlage des Anlegers. Ihr Manko: Viele haben bislang weniger verdient als geplant. Wichtig ist, dass Filmfonds dem Medienerlass vom August 2003 entsprechen. Danach dürfen Anleger Verluste nur dann sofort absetzen, wenn sie über die Filmproduktion mitbestimmen. Als Hersteller wählen sie auf der Gesellschafterversammlung einen Beirat, der über Filme und Darsteller mitentscheidet. Lars Tegtmeier, Geschäftsführer des Analysehauses TKL Fonds: „Anleger sollten darauf achten, ob ein Filmfonds Medienerlass konform gestaltet ist, und ob die Angaben transparent sind, etwa zur Erlösverteilung.“

Eine Anlage mit 100-prozentigen Verlustzuweisungen sind Fonds in Form von Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR). Sie investieren Gelder in festverzinsliche Wertpapiere mit weniger als einem Jahr Laufzeit, teilweise auch in Aktien-, Immobilien- oder Hedgefonds. Der Anleger muss seine Einnahmen aus dem Wertpapier-Verkauf erst versteuern, wenn der Fonds geschlossen wird.

Relativ hohe Anfangsverluste lassen sich auch mit Windpark- und Solarfonds erzielen. Erstere kommen 2004 auf ein negatives steuerliches Ergebnis von knapp 100 Prozent, letztere auf 70 bis 80 Prozent. Martin Witt, Mitglied der Geschäftsführung bei der Scope Group: „Die Renditeprognosen von Solarfonds liegen unter denen der Windparkfonds. Dafür sind Solarmodule praktisch wartungsfrei, und das senkt das Risiko erheblich.“ Ohnehin läuft der Absatz von Windfonds schleppend: Drei schlechte Windjahre in Folge haben der Branche ebenso geschadet wie die Insolvenz des Initiators Umweltkontor und zu optimistische Windgutachten.

Niedriger sind Verlustzuweisungen bei Schiffsfonds : Sie bieten noch 40 bis 50 Prozent, verteilt auf 2004 bis 2006. Im kommenden Jahr erreichen Anleger nur ein negatives steuerliches Ergebnis von 30 bis 40 Prozent, und zwar für 2005 und 2006. Der Grund: Ab 2007 verbietet der Gesetzgeber die beliebten Kombi-Modelle, die eine Verlustphase und anschließend fast steuerfreie Erträge vereinen. Wer mit dreijährigen Verlusten liebäugelt, sollte sich also sputen. Zumal Kombi-Modelle knapp sind. TKL-Chef Tegtmeier: „Die Schifffahrtsmärkte boomen, Preise und Charterraten sind auf Rekordniveau. Deshalb fällt es Initiatoren immer schwerer, rentable Fonds aufzulegen.“ Steuerberater Wolfgang von Hacht von Pricewaterhouse Coopers gibt Tipps für die Fondsauswahl: „Ausgaben und Einnahmen sollten weitestgehend in einer Währung anfallen, beispielsweise in Dollar. Das mindert Währungsrisiken. Wichtig ist auch das Euro-Dollar-Verhältnis. Wer in einigen Jahren Parität annimmt, stellt seine Ergebnisse positiv dar.“

Das Schlusslicht in puncto Anfangsverluste bilden deutsche Immobilienfonds – meist kommen sie nur auf 20 und 30 Prozent. Zudem besteht bei hiesigen Büroimmobilien das Risiko hoher Leerstandsraten nach Ablauf der festen Mietverträge.

Steuersparer sind also in den anderen Segmenten besser aufgehoben. Für sie kann sich das Zeichnen eines geschlossenen Fonds jetzt tatsächlich lohnen. Soll doch der Spitzensteuersatz 2005 von derzeit 45 auf 42 Prozent sinken. Verlustzuweisungen sollten allerdings nie das alleinige Motiv sein. Wissen Anleger doch erst nach Abschluss der Betriebsprüfungen in zwei bis drei Jahren, ob die Finanzverwaltung die steuerlichen Ergebnisse anerkennt. Grundsätzlich gilt: Der Fonds muss sich wirtschaftlich rechnen. Anleger sollten aber Spitzenverdiener sein und das Geld für die oft zehn- bis 25-jährige Beteiligung wirklich übrig haben.

Christina Anastassiou

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