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Wirtschaft: Gesundheitswesen: Arzneimittelpreise verteidigt

Die Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat der Bundesregierung Kostentreiberei im Gesundheitswesen vorgeworfen. "Der Staat will zwar eine möglichst kostengünstige Versorgung, besteuert aber lebensnotwendige Arzneimittel wie Luxusartikel", sagte ABDA-Präsident Hans-Günter Friese am Freitag bei der Vorstellung des neuen Pharma-Länder-Dossiers in Berlin.

Die Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat der Bundesregierung Kostentreiberei im Gesundheitswesen vorgeworfen. "Der Staat will zwar eine möglichst kostengünstige Versorgung, besteuert aber lebensnotwendige Arzneimittel wie Luxusartikel", sagte ABDA-Präsident Hans-Günter Friese am Freitag bei der Vorstellung des neuen Pharma-Länder-Dossiers in Berlin. In dem Dossier werden wesentliche Daten und Fakten der Arzneimittelversorgung in den Ländern der EU zusammengetragen.

Beim Umsatzsteuersatz auf Arzneimittel liege Deutschland im EU-Vergleich hinter Dänemark und Österreich "im absoluten Oberfeld", bei der normalen Umsatzsteuer dagegen am unteren Ende der EU-Skala, so Friese. Es sei "fragwürdig", dass ärztliche Leistungen umsatzsteuerbefreit seien, auf Arzneimittel dagegen der volle Umsatzsteuersatz von 16 Prozent erhoben werde, kritisierte der Apotheker.

Gleichzeitig wies er den Vorwurf zurück, der Anteil der Arzneimittelausgaben an den gesamten Gesundheitsausgaben sei in Deutschland ungewöhnlich hoch. Im EU-Vergleich liege Deutschland mit einem Anteil von 12,2 Prozent am unteren Ende, sagte Friese mit Verweis auf eine OECD-Studie, die den Stand von 1997 wiederspiegelt. Grund sei der hohe Anteil an preiswerten Nachahmerpräparaten, den sogenannten Generika. Den höchsten Arzneimittelanteil an den Gesundheitsausgaben hat demnach Portugal (26,9 Prozent), den niedrigsten Dänemark (8,9 Prozent). Auch das Preisniveau für Arzneimittel sowie die Vertriebskosten seien im Vergleich zum Gesamtmarkt in Deutschland nicht überdurchschnittlich hoch. Nach einer von der ABDA in Auftrag gegebenen Studie liege die Bundesrepublik dabei im Mittelfeld, noch vor den Niederlanden und England - also Ländern, in denen Ketten- und Versandapotheken zugelassen seien. "Es gibt keine Indizien dafür, dass in Deutschland durch Übernahme des Systems eines der Nachbarländer die Gesundheitsversorgung günstiger wird", sagte Friese.

Erneut sprach sich der Apothekerpräsident gegen den Internethandel mit Medikamenten aus. Die Apotheker sehen darin eine Gefährdung der Arzneimittelsicherheit und -versorgung in Deutschland. Ein regelmäßiger Versand apothekenpflichtiger Medikamente ist derzeit nur in Großbritannien und den Niederlanden erlaubt. In Schweden stehe die Zulassung laut ABDA in Kürze bevor. Auch in Deutschland können Verbraucher Medikamente seit Mitte vergangenen Jahres über die niederländische Internet-Apotheke DocMorris bestellen, die sich auf die E-Commerce-Richtlinie der EU beruft. Dagegen haben der Apothekerverband und Großhändler in verschiedenen Verfahren geklagt.

"Es täte uns nicht weh, wenn Internet-Apotheken auch in Deutschland zugelassen würden", sagte Friese. Befürchtet werde vielmehr eine Konzentration der Apotheken in Deutschland. Der gewünschte Sicherstellungsauftrag könne dann nicht mehr aufrechterhalten werden.

pet

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