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Was es nicht alles gibt. BASF-Wissenschaftler in Ludwigshafen beschäftigen sich mit „physikalischen Parametern bei der Herstellung graphenbasierter Tinten“. Foto: Promo

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Wirtschaft: Gewinn in der Wüste

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF profitiert vom starken Öl- und Gasgeschäft / Chemie unter Druck.

Frankfurt am Main - Nach einer Schwächephase im vergangenen Jahr rechnet die BASF für 2013 mit einer Erholung der globalen Konjunktur und besseren Resultaten in ihren Chemiesparten. „Wir streben in allen operativen Segmenten eine Steigerung von Umsatz und Ergebnis an“, sagte Firmenchef Kurt Bock am Dienstag bei Vorlage der Jahresbilanz am Unternehmenssitz in Ludwigshafen. Bock geht davon aus, dass dazu sowohl eine steigende Nachfrage als auch interne Maßnahmen zur Effizienzsteigerung beitragen werden. Das Geschäft sei zu Beginn es Jahres insgesamt ordentlich angelaufen, insbesondere in Nordamerika und Europa. Teilweise werde die Entwicklung aber etwas überzeichnet, weil Abnehmer ihre Vorratslager wieder aufstockten.

Der Ludwigshafener Chemiekonzern geht bei seinen Prognosen insgesamt von einem leicht beschleunigten Wachstum der Weltwirtschaft um 2,4 Prozent und einer kräftigeren Steigerung der globalen Chemieproduktion von 3,6 Prozent aus. Für China rechne man mit einem Wirtschaftswachstum von etwa acht Prozent, meinte Bock, wobei der Chemieabsatz noch etwas stärker zulegen dürfte.

Das vergangene Jahr war dagegen von einer eher enttäuschenden Entwicklung im Chemiegeschäft geprägt, der sich auch die BASF nicht völlig entziehen konnte. Bei 78,7 Milliarden Euro Umsatz – einem Plus von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr – konnte die BASF dank ihrer Öl- und Gasaktivitäten den Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen zwar noch um fünf Prozent auf 8,9 Milliarden Euro steigern. Der Nettogewinn dagegen sank um gut ein Fünftel auf 5,2 Milliarden Euro. Hier machten sich zum einen geringere Gewinne aus Desinvestitionen bemerkbar, nachdem 2011 noch rund eine Milliarde Euro Ertrag aus dem Verkauf von K+S-Anteilen angefallen war.

Zum anderen verbuchten die meisten Chemiesparten kräftige Einbußen. Insbesondere im Geschäft mit Basis- und Zwischenprodukten sowie mit Kunststoffen verdiente die BASF rund 30 Prozent weniger als im Vorjahr. Verantwortlich dafür waren vor allem schwächere Margen und leicht rückläufige Absatzmengen, während positive Währungseffekte den Gewinnrückgang noch etwas abfederten. Der Konzern dürfte sich damit im Chemiegeschäft in etwa im Branchentrend bewegen. So haben zum Beispiel auch Konkurrenten wie DSM, Dow oder Dupont für 2012 zweistellige Rückgänge ihrer operativen Gewinne ausgewiesen.

Kräftige Ertragssteigerungen verbuchte die BASF dagegen im Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln und in der Sparte Öl und Gas, deren Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen sich auf 4,1 Milliarden Euro verdoppelte. Da insbesondere die inzwischen wieder voll laufende Ölproduktion in Libyen mit hohen Sondersteuern belastet ist, schlagen die hohen Betriebsgewinne der Sparte unterm Strich allerdings weniger stark durch. Der Nettogewinn des Bereichs stieg nur um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro und konnte damit die Einbußen in der Chemie nicht voll kompensieren. Der BASF-Chef begrüßte den Regierungsentwurf zur umstrittenen Gas- und Ölförderung aus tiefen Gesteinsschichten in Deutschland: „Ich hoffe, das führt zu einer Versachlichung der Diskussion“, sagte Bock. Die BASF wolle testen, was mit der sogenannten Fracking-Technik möglich sei.

Ungeachtet des Gewinnrückgangs und eines deutlich geringeren Free Cashflows will der Konzern die Dividende um zehn Cent auf 2,60 Euro je Aktie erhöhen. Die Ausschüttungssumme der BASF wird damit auf den neuen Rekordwert von rund 2,4 Milliarden Euro steigen. Bock will die Anhebung als Zeichen der Zuversicht verstanden wissen. Es bleibe weiterhin das Ziel der BASF, die Dividende kontinuierlich zu erhöhen. Die Börse war davon ganz und gar nicht überzeugt: Mit einem Minus von 4,5 Prozent lag BASF Dienstag noch deutlich schwächer als der Markt insgesamt. HB

Frank Siebelt

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