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Wirtschaft: Gewinn mit bösen Folgen

Berlin - Petra Schumann staunte nicht schlecht, als sie den Brief öffnete. „Sie, Frau Schumann, haben bereits im April bei uns gewonnen.

Berlin - Petra Schumann staunte nicht schlecht, als sie den Brief öffnete. „Sie, Frau Schumann, haben bereits im April bei uns gewonnen. 5000 Euro Bargeld Auszahlung. Herzlichen Glückwunsch!!!“ Über dem Schreiben prankte ein Briefkopf der „Eurostar Bargeldbenachrichtigungszentrale“. Frau Schumann sollte Ende August in die Geschäftsstelle kommen und ihren Gewinn abholen. Schließlich sei sie nach Paragraph 661 BGB dazu berechtigt.

Die 61-Jährige aus Pankow konnte es eigentlich nicht glauben – neugierig war sie trotzdem. An dem betreffenden Tag wurden sie und ihr Mann zu einer Verkaufsveranstaltung nach Polen gebracht. Das Geld bekämen sie dort, hieß es. Doch dann stand der Geldtransporter angeblich im Stau. Stattdessen wurden ihnen überteuerte Matratzen und Medikamente aufgeschwatzt. „Das war ein total linkes Ding“, sagt Petra Schumann.

Susanne Nawarra von der Verbraucherzentrale Berlin kennt diese Verkaufsveranstaltungen seit 30 Jahren. Meistens werden gezielt ältere Leute eingeladen. „Es gibt viele Leute, die haben zu Hause nichts zu tun, die nehmen sich dann vor, nichts zu kaufen. Und am Ende kaufen sie doch immer etwas.“

Neu ist, dass die Menschen mit falschen Gewinnversprechen gelockt werden. Erlaubt ist das nicht, genauso wenig wie der Verkauf von angeblichen Wundermedikamenten ohne entsprechende Zulassung. Nur ist die Verfolgung nicht so einfach. Meistens sitzen die Täter irgendwo im Ausland. Früher haben die Verbraucherzentralen diese Firmen verklagt. „Aber wenn die Klage Erfolg hatte, waren die Firmen plötzlich vom Markt verschwunden und wir saßen auf den Kosten“, sagt Nowarra. Heute machten sie das nicht mehr. „Wir haben einfach nicht so viel Geld, dass wir wild drauflosklagen können.“ Sie könnten auch nicht jede Woche eine neue Warnung herausgeben, sagt Nowarra: „Wir hoffen, dass die Leute irgendwann nicht mehr zu diesen Veranstaltungen gehen.“ Miriam Schröder

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