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Gigaliner: Riesen-LKWs bleiben heftig umstritten

In der Diskussion um die 60-Tonnen-LKW bleiben die Fronten verhärtet. Der Verband der Automobilindustrie setzt sich vehement dafür ein, während sich die Allianz pro Schiene und der ADAC gegen monströse Transporter wehren.

Berlin/Frankfurt - Während der Verband der Automobilindustrie (VDA) den Einsatz der Riesen-LKW befürwortete, warnte der Verband Allianz pro Schiene vor einem Bedeutungsverlust des Schienenverkehrs. VDA-Präsident Bernd Gottschalk erklärte, die Lkw seien "der Zündschlüssel für die effiziente Lösung" des steigenden Straßengüterverkehrsaufkommens und mit "erheblichen ökologischen und ökonomischen Vorteilen" verbunden. Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, befürchtet dagegen hunderttausende zusätzliche Lkw-Fahrten, mit denen sämtliche Klimaschutz- und Verkehrssicherheitspläne der Bundesregierung torpediert würden.

Die Ergebnisse einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) und die ersten Resultate der Pilotprojekte mit den Lkw in drei Bundesländern zeigen nach Ansicht Gottschalks deutlich, dass die "innovativen Nutzfahrzeugkonzepte" zukunftsfähig seien. Der Einsatz der auch EuroCombis genannten Lkw bringt demnach deutliche Kraftstoffeinsparungen und senkt damit den Schadstoffausstoß. Zudem überzeugten sie durch ihre Sicherheitsausstattungen. Gottschalk forderte deshalb einen bundesweiten Feldversuch mit den Gigalinern, die mehr als 25 Meter lang und bis zu 60 Tonnen schwer sind.

Erhöhte Unfallgefahr

Ganz anders interpretiert der ADAC die Studie. Präsident Peter Meyer sieht nicht nur eine höhere Belastung von Brücken und Straßen durch das deutliche Mehr an Gewicht. Auch die Gefahr bei Unfällen steige massiv. Die herkömmlichen Leitplanken sind für LKW bis zu 40 Tonnen ausgelegt. Einen außer Kontrolle geratenen Gigaliner können diese nicht aufhalten. Man mag sich kaum vorstellen, was auf einer Autobahn passiert, wenn einer der Riesen-LKW die Leitplanken durchbricht und in den Gegenverkehr rast. Zudem seien keine entsprechenden Stellplätze an den Autobahn-Raststätten vorhanden.

Nach einer anderen noch unveröffentlichten Studie im Auftrag der Bundesverkehrsministeriums droht der Allianz pro Schiene zufolge in einzelnen Bereichen rund ein Drittel der Fracht von der Schiene auf die Straße zu wandern. Gegen die Gigaliner wandte sich im Gespräch mit dem Auto Club Europa (ACE) auch der verkehrspolitische Sprecher der Sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament, Willi Piecyk. "Der 60-Tonner ist nicht die Antwort auf die Verkehrsprobleme in Europa", sagte Piecyk. Die Umweltbilanz dieser Fahrzeuge sei ganz klar negativ. Vielmehr werde der Anreiz verstärkt, Güterverkehr auf die Straße zu verlagern. (tso/AFP/mac)

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