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Girls' Day: Krankenschwester war gestern

Die Kanzlerin lädt Mädchen zum Girls’-Day-Auftakt. Immer noch greifen Azubis eher zu traditionell weiblichen Ausbildungsgängen.

Berlin - Ihr Favorit des Tages war der Stromkreis, ohne Frage. Schließlich hatte sie ihn eigenhändig geschlossen, und dann leuchteten die Lampen. „Im Physikunterricht machen wir solche Experimente nie“, sagte Ahu Dilara Sekerer, Schülerin der Hedwig-Dohm-Oberschule in Berlin-Mitte und am Mittwoch im Bundeskanzleramt zu Gast. Bislang wollte das Mädchen Krankenschwester werden. „Aber das kann sich noch ändern.“

Damit sich genau diese Möglichkeit auftut, war Ahu ins Kanzleramt eingeladen worden. Hier empfing Angela Merkel als Auftakt zum Girls’ Day 24 Berliner Schülerinnen zwischen 15 und 17 Jahren. Der bundesweite Aktionstag am Donnerstag soll Mädchen naturwissenschaftlich-technische Berufe nahe bringen. Am Mittwoch präsentierten sich im Kanzleramt schon einmal acht Unternehmen und die Bundespolizei.

„Habt Mut, technische Berufe zu lernen“, sagte die Kanzlerin den Mädchen zur Begrüßung. Viele trauten sich einen solchen nicht zu. „Aber das ist ein absolutes Fehlurteil.“ Häufig seien genau dies zukunftsträchtige Berufe mit guten Verdienstmöglichkeiten. Auch für Deutschland sei es wichtig, dass junge Frauen an Naturwissenschaften herangeführt würden: „Wir haben nicht viele Rohstoffe, aber wir haben Köpfe, Ideen und Gedanken.“ Nur müsse man diese fördern. Insofern hoffe sie, die Schülerinnen würden sich mit Arbeitsfeldern wie Maschinenbau und Softwareentwicklung vertraut machen. „Naturwissenschaften machen viel Freude.“

Darüber, dass die Kanzlerin selbst Physikerin ist, sprachen die Mädchen leise untereinander, als sie im Anschluss in den Saal gingen, in dem die Unternehmen ihre Stände aufgebaut hatten. „Vielleicht trete ich in Merkels Fußstapfen“, sagte Huyen Nguyen Thanh vom Heinrich-Hertz-Gymnasium in Friedrichshain. Zunächst beschäftigte sich die Schülerin am Stand von IBM Deutschland in einem virtuellen Klassenzimmer mit Themen rund um das Web 2.0. „Die meisten Mädchen kennen Blogs und Wikis“, sagte Sophie Bolz von IBM. „Wir wollen ihnen nur bewusst machen, dass sie ohnehin die ganze Zeit Technik nutzen.“

Derzeit wählen mehr als die Hälfte der weiblichen Auszubildenden immer noch einen von zehn traditionell weiblichen Ausbildungsgängen wie Friseurin. Der Anteil der Frauen unter den Promovierten in den Ingenieurwissenschaften beträgt nur 13,6 Prozent.

Mai Hoang Thi Tuyet, 15 Jahre alt, wird das vielleicht einmal anders machen. Sie lernte am Stand der Datenzentrale Mecklenburg-Vorpommern, wie man Notrufe mittels Computertechnik bearbeitet. Die Mädchen in ihrer Klasse seien in den Naturwissenschaften vielleicht nicht besser als die Jungen. „Aber wir sind genauso gut.“ Sie kann sich einen Beruf in der Solarbranche gut vorstellen. Diese Energie müsse noch effektiver eingesetzt werden. rik

Auch der Tagesspiegel beteiligt sich am Girls’ Day. Am Donnerstag werden 20 Mädchen in der Redaktion zu Gast sein. Sie werden ihren Tag unter anderem in der Wirtschaftsredaktion und der EDV-Abteilung verbringen.

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