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Sie gibt die Richtung vor: Nur 2,4 Prozent der Top-Positionen in Deutschland sind mit Frauen besetzt.

© pa/dpa

Gleiche Bezahlung: Frauen könnten zusätzliche 100 Milliarden Euro bringen

Von einer wirtschaftlichen Gleichstellung der Geschlechter sind wir in Deutschland noch weit entfernt. Dabei würde sie sich nicht nur für Frauen lohnen, zeigt eine neue Studie.

Von Maris Hubschmid

Berlin - In Staffel drei der US-Erfolgsserie „Mad Men“ fasst sich die fleißige Werbetexterin Peggy Olson ein Herz: Sie bittet ihren Boss um eine gerechte Bezahlung. Die Männer machen die gleiche Arbeit wie sie, sagt sie, oft genug schlechter – sie selbst aber verdiene kaum mehr als die Sekretärin. „Equal pay, you know?“ Kein guter Zeitpunkt dafür, sagt der Chef. Die Serie spielt in den frühen 60er Jahren.

Vieles hat sich verändert seitdem, vieles ist gerechter geworden. Ganz gerecht geht es aber auch heute nicht zu: Nach wie vor sind Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen auf allen Kontinenten die Regel, zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Booz & Company, im Rahmen derer die berufliche Situation von Frauen weltweit anhand verschiedener Kriterien untersucht wurde. In Deutschland sind die Verhältnisse vergleichsweise gut – insgesamt landete die Bundesrepublik im Ranking auf Platz acht, hinter Finnland und Schweden, aber vor vielen anderen europäischen Ländern wie Dänemark, Großbritannien oder Frankreich.

Besonders positiv fielen bei der Bewertung gesetzliche Vorgaben wie die Elternzeit ins Gewicht, die eine geschlechtsbedingte Lohndiskriminierung zu verhindern versuchen, sowie Förderprogramme für Gründerinnen. Ist die Frau aber erst einmal drin im Arbeitsleben, lässt die Unterstützung schlagartig nach. Von Platz drei fällt Deutschland dann rapide auf Platz 36. Nominell beträgt die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen hierzulande immer noch 22 Prozent. Beim Bertelsmann-Konzern ist am Montag mit Judith Hartmann zwar eine neue Finanzchefin angetreten. „Insgesamt beträgt der Frauenanteil im Top-Management der 500 größten deutschen Konzerne aber nur 2,4 Prozent“, sagt Christine Rupp, Recruiting-Verantwortliche bei Booz & Company. Die gute Gesamt-Platzierung dürfe also nicht darüber hinwegtäuschen, dass auf dem Weg zur wirtschaftlichen Gleichstellung „noch eine Menge zu tun bleibt“.

Dass die sich nicht nur sozial, sondern auch ökonomisch lohnen würde, hat im Rahmen der Erhebung die Berechnung des „Third Billion Index“ erbracht: In zehn Jahren, so die Erwartung, stehen weltweit vor allem durch die Entwicklung der Schwellenländer zwei Milliarden zusätzliche Arbeitskräfte zur Verfügung. Eine weitere Milliarde mehr würde es, gelänge es, alle Frauen zu mobilisieren und voranzubringen, die derzeit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Wäre in Deutschland der Anteil berufstätiger Frauen und Männer ausgeglichen, würde das Bruttoinlandsprodukt trotz Konjunkturflaute und Schuldenkrise sprunghaft um vier Prozent ansteigen. Das entspricht mehr als 100 Milliarden Euro.

Lohngerechtigkeit, gleiche Aufstiegschancen, mehr Hilfestellung für die Vereinbarkeit von Job und Familie – all das könnte Frauen motivieren, ihr berufliches Engagement und damit die Wirtschaftsleistung zu steigern, sagen die Wirtschaftsforscher. Ohne diese Wertschätzung liefen noch immer zu viele Frauen Gefahr, sich zu entscheiden wie die meisten von Peggy Olsons Jahrgangsgenossinnen Anfang der 60er Jahre: gegen eine Karriere.

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