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Eine Google-Drohne bei einem Testflug in Queensland (Australien). Google arbeitet genauso wie der Online-Händler Amazon an der Warenzustellung aus der Luft mit Hilfe von Drohnen.

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Google "Project Wing": Der Wettlauf der Boten-Drohnen hat begonnen

Heute kann man sich das noch kaum vorstellen: Surrende Scharen kleiner Drohnen, die in der Luft als Roboter-Boten unterwegs sind. Doch die Internet-Schwergewichte in den USA meinen es offenbar ernst. Der jüngste Vorstoß kommt aus dem legendären Labor Google X.

Von Anja Sokolow, dpa

Am Himmel könnte es in der Zukunft ziemlich eng werden: Die Internetkonzerne Google und Amazon entwickeln Roboter-Drohnen zur Paketzustellung. Die Vision sei, irgendwann alles mögliche innerhalb von ein bis zwei Minuten aus der Luft zu liefern, verkündet der Chef des Forschungslabors Google X, Astro Teller. Wenn zwei solche Schwergewichte ihren Hut in den Ring werfen, kann man die Bewegung nicht mehr ignorieren. Ob man es sich heute vorstellen kann oder nicht: Eine Zukunft mit abertausenden Boten-Drohnen in der Luft kann nicht mehr als bloße Science-Fiction-Spinnerei von milliardenschweren Internet-Nerds abgetan werden.

Noch sind viele Fragen völlig offen. Kann sich die Einzel-Zustellung aus der Luft wirtschaftlich rechnen? Wie sollen neue Regeln zur Steuerung des automatisierten Verkehrs am Himmel aussehen? Was ist mit Risiken durch mögliche Abstürze, Zusammenstöße oder einfach nur elektromagnetische Störungen durch die kleinen Flugobjekte? Wie kann man die Lufttransporte gegen Diebstahl oder gar Sabotage schützen? Es werde Jahre dauern, bis die technischen und rechtlichen Probleme gelöst sind, räumen auch die Unternehmen ein. Aber Google und Amazon haben auch eine erhebliche politische Durchschlagskraft.

Google nennt es "Project Wing"

Aus dem Forschungslabor Google X stammen bereits Projekte wie die Datenbrille Google Glass oder die riesigen Ballons des „Project Loon“, die Internet in entlegene Gebiete bringen sollen. Google-Mitgründer Sergey Brin war eine treibende Kraft hinter dem Drohnen-Projekt, erzählte Google-X-Chef Teller der Website „The Atlantic“. Das Drohnen-Projekt trägt den Namen "Project Wing".
Schon als Amazon im Dezember überraschend sein Drohnen-Projekt vorstellte, fiel ein Unterschied zwischen der Skepsis in den Medien und der konzentrierten Aufmerksamkeit in betroffenen Branchen auf.
Die Deutsche Post testete auf einmal vor ihrer Bonner Zentrale, wie sich per Drohne Medikamente aus einer Apotheke zustellen lassen. Die amerikanische Pizza-Kette Domino's zeigte schon vorher, dass sich Pizza mit einem „DomiCopter“ liefern ließe. Und ein New Yorker filmte, wie sich sein Hund von einer Drohne ausführen lässt. Auch die Deutsche Post testet bereits den Einsatz von Drohnen.

Google testet die Drohne in Australien

Natürlich ist es ist deutlich einfacher, die Drohen wie jetzt im Fall von Google über einem leeren Acker im weitläufigen Queensland in Australien ihre Runden drehen zu lassen als im dicht besiedelten Queensland New York. Aber die Beteiligten zeigen sich überzeugt, dass alle Hindernisse überwunden werden können. Der bekannte Internet-Investor Marc Andreessen regte bereits ein „Drone Valley“ an - eine US-Region solle die Bestimmungen für Drohnen-Flüge drastisch lockern, damit sie dort ausgiebig getestet werden könnten.

Eine Google-Drohne lässt ein Paket bei einem Testflug in Queensland (Australien) fallen.
Eine Google-Drohne lässt ein Paket bei einem Testflug in Queensland (Australien) fallen.

© dpa

Uber könnte auch Logistikanbieter werden

Die Drohnen-Euphorie fällt ohnehin in eine Zeit, in der etablierte Logistik-Wege von neuen Herausforderern aus der Internet-Welt aufgemischt werden. So bewerteten Investoren den Fahrdienst Uber jüngst mit 17 Milliarden Dollar nicht nur so gigantisch hoch, weil er die Taxi-Branche umkrempeln kann. Vielmehr wird Uber zugetraut, seine Plattform auch auf die Logistik auszuweiten. „Wenn sie ein Auto in fünf Minuten an einen bestimmten Ort liefern können, können sie alles dorthin liefern“, sagt Uber-Chef Travis Kalanick. Seit ein paar Tagen testet seine Firma in Kalifornien das Angebot UberFresh, bei dem frisches Essen binnen zehn Minuten geliefert wird. Und in San Francisco vermittelt das Startup Postmates frei nach dem Uber-Prinzip Kurierdienste durch jedermann über eine Online-Plattform. (dpa)

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