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Wirtschaft: Google sucht Aktionäre

Internetfirma reagiert auf schärferen Wettbewerb und plant die elektronische Versteigerung seiner Aktien

Berlin/New York (msh/pf). Der weltweit größte Internetsuchdienst Google plant einen Börsengang für Anfang kommenden Jahres. Nach Berichten angelsächsischer Medien habe das Unternehmen Kontakt mit Investmentbanken aufgenommen, um den Gang aufs Parkett vorzubereiten. Das Unternehmen plane, die Aktien in einem Auktionsverfahren an die Börse zu bringen, um Kosten zu sparen und allen Anlegern die gleichen Chancen bei der Zuteilung der Wertpapiere zu geben.

Das „Wall Street Journal“ berichtete, Googles Finanzchef George Reyes hätte sich Anfang des Monats mit mehreren Investmentbanken getroffen und sechs Institute in die engere Wahl gezogen. Google kommentierte den Bericht nicht. Analysten schätzten der Zeitung zufolge den Börsenwert des Suchdienstes auf 15 bis 25 Milliarden Dollar. Unklar ist aber noch der genaue Zeitpunkt des Börsengangs und wie viele Aktien auf den Markt kommen sollen. Geplant sei, die Papiere nicht im üblichen BookBuilding-Verfahren (siehe Lexikon) an die Börse zu bringen, sondern im Internet zu versteigern.

Google wolle mit der Online-Auktion die Aktien möglichst breit streuen und damit Ungerechtigkeiten vermeiden. Während des Internetbooms hatten viele Investmentbanken bei Börsengängen zum Schaden der Kleinanleger institutionelle Investoren bevorzugt. Häufig wurden die Emissionspreise von den Instituten zu niedrig angesetzt. Stieg der Aktienkurs nach dem Börsengang an, weil viele Kleinanleger einstiegen, verkauften die Großinvestoren wieder. Ähnliches solle bei Google nicht passieren, hieß es.

Nach Angaben der US-Börsenaufsicht sei eine Online-Auktion mit Aktien kein Problem. „Die Firmen können selbst entscheiden, wie sie ihre Aktien bei einem Börsengang platzieren“, sagte John Nestor, Sprecher der US-Wertpapierkontrollbehörde SEC, dem Tagesspiegel. Für Emissionshäuser wie Goldman Sachs oder Morgan Stanley könnten die Internetverkäufe von Aktien ein harter Schlag sein, weil sie einen Teil ihrer Macht einbüßen. „Ihre Bedeutung würde sinken, weil sie bei einem Börsengang nicht mehr den Ausgabepreis der Aktie beeinflussen können“, sagte ein Analyst. Trotzdem sei eine Bank für ein „Going Public“ unerlässlich, da sie den Börsenprospekt erstelle, die Aktie vermarkte und andere Leistungen erbringe.

Wenig begeistert von den Online-Auktionen sind Aktionärsschützer. Nach Ansicht von Markus Straub von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre sei eine Versteigerung zwar etwas transparenter, habe für das Unternehmen aber vor allem einen Vorteil: „Es bringt das meiste Geld.“ Branchenexperten rechnen mit einem Erfolg des Börsengangs. „Jeder Internetnutzer kennt die Suchmaschine. Die Aktie wird sich von selbst verkaufen“, sagte André Wetzel vom Deutschen Aktieninstitut. Mit den Einnahmen will Google die weitere Expansion des Unternehmens finanzieren. „Google hat beim Verkauf seiner Werbung noch enormes Potenzial in Europa und Asien“, sagte Technologieexperte Takis Spiliopoulos vom Bankhaus Vontobel dem Tagesspiegel. Dafür müsse das Unternehmen seine regionalen Präsenzen ausbauen. Google entwickelt sich von einer reinen Suchmaschine zu einem Online-Portal, dass mit den Konkurrenten Yahoo oder Microsoft Network (MSN) vergleichbar ist. Nach Branchenschätzungen macht Google in diesem Jahr rund 800 Millionen Dollar Umsatz und arbeitet dabei hoch profitabel.

Firmengründer Sergey Brin hatte schon vor einigen Monaten einen Börsengang ins Spiel gebracht. Im Vergleich zu den börsennotierten Wettbewerbern verfüge Google über keine Akquisitionswährung, die Übernahmen erleichtert, sagte er. Nachdem Brin und sein Partner Larry Page den Markt für Suchmaschinen dank einer überlegenen Technologie (siehe Kasten) innerhalb kurzer Zeit aufgerollt hatten, schlägt die Konkurrenz jetzt zurück. Yahoo kopiert das Geschäftsmodell von Google und hat mit Overture („Altavista“, „Inktomi“) den wichtigsten Konkurrenten gekauft. Zudem entwickelt der mächtige Software-Konzern Microsoft eine konkurrierende Suchmaschinentechnik, die im kommenden Jahr auf den Markt kommen könnte.

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