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Wirtschaft: Großbäcker Kamps räumt den Chefsessel Konzerngründer hinterlässt Nachfolger Michael Kern einen Schuldenberg/ Unternehmensgewinn bricht ein

Düsseldorf (kwi). Sieben Monate nach der Übernahme der Kamps AG durch den italienischen Nudel und Backkonzern Barilla tritt der Unternehmensgründer Heiner Kamps von seinem Amt als Vorstandschef zurück.

Düsseldorf (kwi). Sieben Monate nach der Übernahme der Kamps AG durch den italienischen Nudel und Backkonzern Barilla tritt der Unternehmensgründer Heiner Kamps von seinem Amt als Vorstandschef zurück. „Mein unternehmerischer Geist lässt sich nicht mit der Rolle eines Vorstandsvorsitzenden einer Tochtergesellschaft der Barilla-Gruppe vereinbaren“, sagte Kamps zur Begründung. Sein Nachfolger wird der Chef des Autovermieters Europcar, Michael Kern.

Kamps hinterlässt seinem Nachfolger den größten europäischen Brot- und Backwarenkonzern – und einen Haufen Schulden. Zu dem Unternehmen gehören rund 1150 Läden in Deutschland und etwa 900 Shops und Verkaufsstellen in den Niederlanden. Kamps beliefert außerdem rund 23 000 Supermärkte in Deutschland mit den Marken „Golden Toast“ und „Lieken Urkorn“. Doch nach zahlreichen Akquisitionen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden ist es um das Unternehmen nicht gut bestellt. Nach dem lange erfolgreichen Wachstum brach der Gewinn im Frühjahr 2001 erstmals ein, Bäckermeister Kamps musste umfangreiche Restrukturierungen ankündigen. Vor allem der hohe Schuldenstand von zuletzt 783 Millionen Euro belastet das Unternehmen.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres hat der Konzern seinen Umsatz zwar um ein Prozent auf 1,27 Milliarden Euro gesteigert. Aber das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf 31 Millionen Euro nahezu halbiert. Der Kamps-Konzern begründet den Einbruch mit Sonderabschreibungen auf Anlage und Umlaufvermögen sowie Belastungen infolge der Übernahme durch Barilla. In Vorbereitung der Übernahme seien „immense Kosten“ für Beratung, Marketing und Anwälte entstanden, sagte ein Unternehmenssprecher. Die genaue Höhe nannte er nicht.

Für das laufende Jahr erwartet der Bäckereikonzern einen Umsatz auf dem Vorjahresniveau. Im vergangenen Jahr hatte Kamps rund 1,7 Milliarden Euro umgesetzt. Zum erwarteten Ertrag wollte Kamps keine Aussage machen. Während Kamps nach eigenen Worten optimistisch in die Zukunft blickt, ist sein „Chef“ Guido Barilla wegen der lahmenden Konjunktur pessimistischer. „Wir haben eine harte Zeit vor uns“, sagte er.

Der künftige Kamps-Vorstandschef Kern will „die Erfolgsgeschichte, die Heiner Kamps begonnen hat, fortschreiben“. Dabei hat er vor, die Gewinnsituation zu verbessern. Eine wichtige Aufgabe von ihm wird auch die Expansion des Unternehmens sein. Guido Barilla will die europäische Marktführerposition vor allem durch internes Wachstum von Kamps weiter ausbauen. Dabei schließt Heiner Kamps weitere Übernahmen nicht aus. Konkrete Pläne oder Gespräche mit Übernahmekandidaten gibt es nach Aussage des scheidenden Konzernchefs nicht.

Über die Zukunft des Konzerns wurde nichts Neues bekannt. Der italienische Barilla-Konzern will angeblich Kamps als ganzes Unternehmen fortführen. In der Vergangenheit war spekuliert worden, Barilla sei nur am Industriegeschäft von Kamps interessiert und wolle sich vom Filialgeschäft trennen. Guido Barilla wies diese Spekulationen am Montag mit einem entschiedenen „absolut falsch“ zurück. „Wir haben niemals daran gedacht, Filialen zu schließen.“ Und Kamps fügte hinzu: „Es wäre falsch, da wir aus den Shops eine Menge Erfahrungen bekommen, was die Produkte anbelangt.“

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