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Wirtschaft: Gucci glänzt mit guten Zahlen

Pinault Printemps Redoute will bis zum 29. April alle Aktien des Luxuskonzerns kaufen

Mailand (mab/HB). Mit Ergebnissen, die zwar unterhalb der Analystenerwartungen lagen, aber dennoch eine Trendwende nach oben markieren, hat sich gestern die alte Führungsmannschaft vom Modehaus Gucci verabschiedet. Im Zuge eines öffentlichen Übernahmeangebotes durch das französische Einzelhandelsunternehmen Pinault Printemps Redoute (PPR) werden in den kommenden Tagen Präsident Domenico De Sole und Chefdesigner Tom Ford nach über zehn Jahren die Führung des weltweit drittgrößten Luxusgüterkonzerns abgeben. Die PPRGruppe bietet bis zum 29. April für alle Aktien, die sich noch nicht in ihrem Besitz befinden, je 85,5 Dollar. Eine vollständige Annahme des Angebots durch die Minderheitsaktionäre, die noch 32,5 Prozent von Gucci besitzen, würde PPR 3,4 Milliarden Dollar kosten.

Neue Führung noch unklar

Präsident Domenico De Sole und der Stardesigner Tom Ford waren diejenigen, die Gucci einst aus der Krise geholt hatten. 1992 stand das Unternehmen aus Florenz nämlich noch mit einem Umsatz von 200 Millionen Dollar und Verlusten von 40 Millionen Dollar kurz vor der Pleite. Im vergangenen Jahr jedoch ist Gucci mit einem Umsatz von 2,6 Milliarden Dollar und einem operativen Gewinn von 272 Millionen Dollar über neun Milliarden Dollar wert.

Der französische Einzelhandelsriese PPR besitzt heute 67,5 Prozent von Gucci. Wenn bis zum 29. April alle noch ausstehenden Aktien verkauft sind, wird Gucci vom Kurszettel in Amsterdam und in New York verschwinden. Wenn De Sole und Ford in der kommenden Woche gehen, ist noch unklar, wer künftig den Konzern kaufmännisch führen soll.

Das Duo De Sole-Ford hinterlässt den neuen Eigentümern jedenfalls ein wohl bestelltes Haus. Nachdem in der ersten Jahreshälfte externe Faktoren wie der Irak-Krieg sowie die Lungenkrankheit Sars die Geschäfte von Gucci stark beeinträchtigt hatten, ist vor allem das Schlussquartal dynamisch verlaufen. Zwischen Oktober und Dezember ist der Konzernumsatz um 3,8 Prozent auf 742 Millionen Euro und der operative Gewinn um 29 Prozent auf 149 Millionen Euro gestiegen. „Wir hatten noch nie ein besseres Quartal in der Geschichte dieses Unternehmens“ kommentierte De Sole in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Dow Jones die Ergebnisse. Dennoch zeigten sich Analysten nicht vollständig überzeugt vom Zahlenwerk. Insbesondere die anhaltend hohen operativen Verluste und Restrukturierungsaufwendungen der Konzernmarke Yves Saint Laurent hätten auf das Nettoergebnis gedrückt. „Der Konzern hängt noch viel zu stark von der Cash-Cow Gucci ab, alle anderen Marken – YSL, Stella Mc Cartney oder Alexander McQueen – sind bislang nur ein Klotz am Bein,“ sagte der Luxusanalyst einer italienischen Investmentbank. Folge: Im Gesamtjahr ist der Gewinn im Vergleich zu 2002 um 23 Prozent gefallen.

De Sole hält dennoch seine in den letzten vier Jahren eingeleitete Multimarkenstrategie für richtig und berichtete über einen außergewöhnlich guten Geschäftsverlauf in den ersten beiden Monaten 2004, in denen die Umsätze währungsbereinigt im zweistelligen Bereich gewachsen sind. Diese Aussage unterstützt die Hypothese einer nachhaltigen Erholung der globalen Luxusgüterindustrie.

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