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Wirtschaft: Gute Geschäfte, weniger Publikum

Auf der Ifa orderten Händler so viel wie noch nie – nun wird diskutiert, ob sie jährlich stattfinden soll

Berlin - Die Internationale Funkausstellung (Ifa), die am Mittwoch zu Ende ging, hat für gute Geschäfte bei den Ausstellern gesorgt. Insgesamt haben die beteiligten Firmen Bestellungen über mehr als 2,5 Milliarden Euro in ihre Auftragsbücher schreiben können, berichtet der Veranstalter, die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Konsumelektronik (GfU). „Die Ordertätigkeit liegt über den hoch gesteckten Erwartungen“, sagte Rainer Hecker, Aufsichtsratschef der GfU. „Die Aussteller überschlagen sich vor Beifall“, sagte der Chef der Messe Berlin, Christian Göke, dem Tagesspiegel. „Wir werden uns jetzt mit unseren Partnern und den Ausstellern zusammensetzen und klären, ob die Ifa in Zukunft jährlich stattfinden soll“, kündigte Göke an. „Wäre die Messe schlecht gelaufen, wäre diese Diskussion sicher vom Tisch.“ Bisher findet die Ifa nur alle zwei Jahre statt.

Eine starke Nachfrage gab es nach flachen LCD- und Plasma-Fernsehern. Gut geordert wurden laut Messe Berlin auch Navigations- und Hi-Fi-Geräte sowie DVD-Recorder, MP3-Komponenten und digitale Fotografie. Insgesamt präsentierten sich auf der Ifa 1202 Aussteller aus 40 Ländern auf mehr als 160000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Damit hat die Ifa 2005 einen Ausstellerzuwachs von 16 Prozent erreicht. Die vermietete Fläche ist sogar um mehr als 20 Prozent gewachsen. Allerdings kamen weniger Besucher als zur vorangegangenen Messe. 2003 waren es 273000 Besucher, in diesem Jahr mehr als 250000.

Positiv bewerteten die Aussteller die große Resonanz bei den Fachbesuchern – vor allem aus dem Ausland. Im Vergleich zu 2003 haben sich 56 Prozent mehr internationale Fachbesucher registriert. „Die Messe entwickelt sich insgesamt mehr in Richtung Fachmesse“, sagte Messe-Chef Göke. Dennoch werde man sich intensiv darum bemühen, für die kommende Ifa neben ARD und ZDF auch die Privatsender gewinnen zu können. „Das Ordervolumen bleibt aber mit weitem Abstand das wichtigste Kriterium für den Erfolg.“

Über mangelnden Andrang seitens der Verbraucher konnte sich die Deutsche Telekom nicht beklagen. Die eigene Marktforschung habe ergeben, dass „die Beratungsintensität gestiegen ist und auch mehr Besucher beraten wurden“, sagte ein Telekom-Sprecher. Neue Marktchancen rechnen sich nach der Ifa auch kleinere Unternehmen wie etwa Native Instruments aus. Die Kreuzberger Firma entwickelt und vertreibt Software und Geräte überwiegend für Profimusiker. „Wir waren von dem Andrang sehr überrascht, da unsere Produkte eher für Produzenten als für Konsumenten gedacht sind“, sagte ein Sprecher. Doch die Gitarre mit Effekten zum Ausprobieren sei bei den Besuchern auf großes Interesse gestoßen. „Das hat uns gezeigt, dass unsere Produkte auch für den Hobby-Musiker immer interessanter werden.“

Zufrieden zeigte sich auch Philips, nach eigenen Angaben Marktführer bei Unterhaltungselektronik in Deutschland. „Es kamen noch nie so viele Händler zu uns wie in diesem Jahr“, sagte Ronald de Jong, Leiter Consumer Electronics von Philips Deutschland. Vor allem die Resonanz aus dem Ausland sei sehr gut gewesen. „Unsere hoch gesteckten Erwartungen wurden übererfüllt und wir fahren mit Aufträgen in dreistelliger Millionenhöhe in unseren Büchern nach Hause.“

Sony war mit einem neuen Konzept zur Ifa angetreten, mit einer Erlebniswelt, in der die Besucher die Produkte selbst ausprobieren konnten. „Die Erwartungshaltung der älteren Besucher, die zum zwanzigsten Mal auf die Ifa waren, haben wir sicher enttäuscht“, sagte Sony- Deutschlandchef Manfred Gerdes dem Tagesspiegel. „Dafür haben wir von der jungen Zielgruppe, die wir ansprechen wollten, nur positive Rückmeldungen bekommen.“ Ob Sony bei der nächsten Ifa dabei sein wird, ist noch offen. „Markenhersteller wie Sony machen die Ifa zu einer attraktiven Plattform, die von namenlosen Billiganbietern aus Asien genutzt wird, um sich dem Publikum bekannt zu machen“, sagte Gerdes. „Wir denken sehr intensiv darüber nach, ob wir dafür in Zukunft noch zur Verfügung stehen.“

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