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Aus einem Guss. Keller können auf einer Beton-Bodenplatte aus Mauersteinen gemauert, aus Beton gegossen oder, wie hier, aus Fertigbetonteilen zusammengesetzt werden. Foto: dpa

© dpa-tmn

Wirtschaft: Häuschen in der Grube

Untergeschoss ja oder nein? Das ist nicht nur eine Kostenfrage. Auf lange Sicht ist das zusätzliche Geld für einen Keller meist gut angelegt

Ein Hausbau kostet viel Geld. Deshalb erwägen viele Bauherren, auf einen Keller zu verzichten und direkt auf einer Fundamentplatte ihr Traumhaus zu errichten. So lässt sich sparen: keine Kosten für das Ausheben der Grube, das Ziehen der Kellerwände und -decken sowie Schutzvorkehrungen gegen Nässe und Grundwasser. Von Folgekosten bei einem nicht sachgerecht angelegten Kellergeschoss ganz zu schweigen. Gleichwohl sprechen einige Argumente für einen Keller – immer vorausgesetzt, er wird nach allen Regeln der Technik angelegt.

Nach Angaben der Initiative Pro Keller in Schwerin kostet ein Keller zwischen 182 und 426 Euro pro Quadratmeter mehr als nur eine Bodenplatte. Zu diesem Ergebnis sei das Institut für Bauforschung in Hannover bei einem frei stehenden Einfamilienhaus gekommen. Für die Baupreise setzen die Experten Mittelwerte in Deutschland an. Ein Hochkeller kostet demnach etwa 180 Euro pro Quadratmeter mehr, ein voll im Erdreich sowie im Grundwasser liegender Keller mit wasserdichten Fenstern circa 400 Euro pro Quadratmeter mehr.

Diese Investition steigert allerdings den Wert einer Immobilie: Denn ein Eigenheim ohne Keller sei für viele Kaufinteressenten oder potenzielle Mieter weniger interessant, erläutert Hans Braun, Vorsitzender der Gütegemeinschaft Fertigkeller in Bad Honnef. Studien zeigten, dass sich Häuser mit Keller einfacher und zu höheren Preisen verkaufen ließen. „Fehlt der Keller, ist das für viele ein Makel, der das Interesse an dem Objekt rapide sinken lässt“, sagt Braun.

Im Alltag liefert ein Keller einen klaren Vorteil: mehr Raum. Vorräte, Sport- und Gartengeräte, Werkzeug, Fahrräder sowie eine Waschküche können dort Platz finden. Auch Party-, Hobby- oder Wellnessräume gibt es in vielen Kellern. Und wo früher der Ölkessel oder die große Gasheizung standen, sind heute die Anlagen für die Nutzung erneuerbarer Energien: Lüftungsanlagen mit Wärmetauscher, Wärmepumpen sowie Regen- und Warmwasserspeicher. Im Obergeschoss nehmen Heiz- und Haustechnik so keinen wertvollen Platz weg.

Doch nicht auf jedem Grundstück ist der Bau eines Kellers sinnvoll und wirtschaftlich. „Wenn der Grund extrem hart ist, zum Beispiel aus Fels besteht, können die Kosten für die Baugrube so hoch sein, dass man besser auf den Keller verzichtet“, rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Maßgeblich bestimme auch der Grundwasserspiegel den Bauaufwand. Müsse dieser zeitweise abgesenkt werden, um den Keller zu bauen, werde es unverhältnismäßig teuer.

Keller können auf einer Betonbodenplatte aus Mauersteinen gemauert, aus Beton gegossen oder aus Fertigbetonteilen zusammengesetzt werden. Damit ein Keller nicht nass wird, muss vor allem die Abdichtung gegen Feuchtigkeit von außen stimmen. „Die Wahl des richtigen Abdichtungssystems hängt entscheidend von der auf dem Grundstück angetroffenen Wasserbelastung ab“, sagt Gisela Pohl von der Initiative Pro Keller.

Liegen Keller im Grundwasserbereich, müssen sie im Spezialverfahren abgedichtet werden. „Bei einem gemauerten Keller oder einem Keller aus nicht wasserdichtem Beton ist eine Außenabdichtung notwendig“, erklärt Pohl. Diese Abdichtung wird aus schwarzen Bitumenbahnen, kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen oder Polyäthylen hergestellt, im Fachjargon „schwarze Wanne“ genannt. Eine Alternative sei die „weiße Wanne“: Hier werde Beton verwendet, der durch eine besondere Mischung und Verarbeitung wasserundurchlässig sei, erläutert Matthias Beck, Fachberater vom Beton Marketing Nord. Solch ein Keller könne ohne eine weitere Abdichtung ins Grundwasser gesetzt werden. „Keller aus wasserundurchlässigem Beton sind auch dann zu empfehlen, wenn keine Drainage zum Schutz des Kellers verlegt werden darf“, sagt Pohl. Denn Drainagen, die Wasser von Grundstücken in die Kanalisation oder Auffangbecken ableiten, seien in vielen Gemeinde mittlerweile verboten, um die Klärwerke zu entlasten.

Ist ein Keller angelegt, muss der Hausbesitzer einige Regeln beachten: Kellerräume sind regelmäßig zu lüften, außerhalb der Heizperiode jedoch nur, wenn die Außenluft kälter als die Innenluft ist, rät die Initiative Pro Keller. Denn je wärmer die Luft sei, desto mehr Wasserdampf könne in ihr gelöst sein. Kühlt die Luft ab, könne sie den Wasserdampf nicht mehr halten und sondere ihn als Tauwasser auf den kalten Kellerwänden ab. So bilden sich darauf schnell Schimmelpilze, und es entsteht der typische Kellermuff. An warmen Sommertagen solle deshalb grundsätzlich nur nachts oder in den frühen Morgenstunden gelüftet werden. Denn warme und feuchte Luft zieht immer dorthin, wo es kalt ist.

Viele Hausbesitzer haben es erlebt: Durch sintflutartige Regenfälle oder Hochwasser ist in diesem Sommer so mancher Keller vollgelaufen, die Wände sind feucht bis tropfnass geworden. „Vor dem Neuanstrich sollten sich Heimwerker unbedingt vergewissern, ob die Wand wirklich wieder trocken ist“, rät Ludger Küper vom Paint Quality Institut. Ein Anstrich mit Dispersionsfarbe auf einer feuchten Fläche blättere nach einiger Zeit ab.

Vor dem Streichen sollte man die Wand mit einem Tuch gründlich abreiben, um Salze zu entfernen. Dann mit einer Tiefengrundierung und anschließend mit Dispersionsfarbe streichen. Gut geeignet für Kellerräume ist laut Küper auch Silikatfarbe, die diffusionsoffen ist. Sie nimmt Feuchtigkeit erst auf und gibt sie nach und nach wieder ab, wodurch das Raumklima reguliert wird. Bei der Verarbeitung sei jedoch Vorsicht geboten, da die Farbe auf der Haut ätzend wirke. (dpa)

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