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Wirtschaft: Halbleiter: Intel versetzt Chipindustrie einen Dämpfer

Der Halbleiterhersteller Infineon hat angesichts der Umsatzwarnung von US-Konkurrent Intel seine Einschätzung bekräftigt, wonach sich das Geschäft mit Speicherchips im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2000/2001 (zum 30. September) erholen werde.

Der Halbleiterhersteller Infineon hat angesichts der Umsatzwarnung von US-Konkurrent Intel seine Einschätzung bekräftigt, wonach sich das Geschäft mit Speicherchips im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2000/2001 (zum 30. September) erholen werde. Infineon gehe weiter davon aus, dass sich die derzeit schwache Nachfrage normalisieren werde, sagte eine Sprecherin der Siemens-Tochter am Freitag. Im laufenden Quartal mache sich der Preisverfall bei Speicherchips und die Schwäche des Mobilfunkmarktes bemerkbar. Infineon habe aber ein differenzierteres Angebot als Intel.

Der weltgrößte Chipproduzent Intel hatte nach Börsenschluss in den USA eine Umsatzwarnung für das laufende Quartal veröffentlicht und zudem den Abbau von 5000 seiner 87 000 Stellen angekündigt. Der Umsatz im ersten Quartal werde aufgrund einer schwachen Nachfrage nach nahezu allen Produkten des Konzerns wohl um 25 Prozent unter dem des Vorquartals liegen, teilte Intel mit. Bisher hatte das Unternehmen ein Minus von 15 Prozent vorhergesagt. "Wenn ich derzeit auf die weltweite Wirtschaft oder die Intel-Geschäfte sehe, kann ich niemandem große Hoffnungen machen", sagte Intel-Finanzchef Andy Bryant.

Analysten sagten, da es bei Intel in allen Bereichen schlechter laufe, sei zu erwarten, dass eine Reihe anderer Unternehmen vor ähnlichen Problemen wie jetzt Intel stehe. Der US-Konzern teilte weiter mit, er rechne mit einer Belebung der Nachfrage im zweiten Halbjahr 2001. Noch Besorgnis erregender als die Umsatzwarnung war nach Einschätzung von Analysten die von Intel ebenfalls zurückgenommene Marge für den Bruttoverdienst (gross margin), die in Prozenten das Verhältnis zwischen den Umsatzeinnahmen und den Verkaufskosten widerspiegelt. Diese Kennziffer nahm Intel auf etwa 51 Prozent von zuvor 58 Prozent zurück, was den Gewinn pro Aktie verringern wird. Analysten halten es nun für möglich, dass das Intel-Ergebnis pro Aktie auf 12 bis 14 Cents sinken könnte. Bislang waren 21 Cents erwartet worden. Zu den Erwartungen beim Umsatz teilte Intel im Einzelnen mit, dieser werde im ersten Quartal etwa 6,5 Milliarden Dollar betragen. Analysten hatten 7,4 Milliarden Dollar prognostiziert. Im vierten Quartal 2000 hatte Intel noch 8,7 Milliarden Dollar umgesetzt. Ein solcher Rückgang wäre das größte Minus bei Intel seit 1983.

Intel-Aktien gaben am Freitag an der deutschen Börse bis zum Nachmittag kräftig um neun Prozent auf 32,69 Euro nach. Auch die Aktien der europäischen Konkurrenten wie Infineon, ST Microelectronics, ASM Lithography und ARM Holdings mussten Abschläge hinnehmen. Die Infineon-Papiere lagen am Nachmittag mit 38,22 Euro rund fünf Prozent im Minus.

Infineon selbst hat keine Prognosen für das Gesamtjahr oder die einzelnen Quartale veröffentlicht. Das sei angesichts des derzeit volatilen Speicherchip-Marktes kaum möglich, sagte die Sprecherin am Freitag. Auf der Bilanzpressekonferenz im Januar hatte Vorstandschef Ulrich Schumacher gesagt, angesichts des derzeit laufenden Abbaus der Lagerbestände bei den Kunden rechne er im dritten und vierten Quartal des Geschäftsjahres mit einer Normalisierung.

Analysten zeichneten nach der Intel-Ankündigung indes ein düsteres Bild für die gesamte Branche. "Der Abschwung ist nicht auf einen einzelnen Bereich beschränkt", sagte etwa Dan Niles von der Investmentbank Lehman Brothers. "Es ist ein weltweites Problem und betrifft nicht nur die Lagerbestände, die Nachfrage oder Computer. Es betrifft einfach alles. Und das wird sicher auch Auswirkungen für eine Reihe anderer Unternehmen haben."

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