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Wirtschaft: Hamburg macht sich für Beiersdorf stark

Tchibo und US-Konzern Procter&Gamble im Bieterstreit um Kosmetikkonzern/Senat dementiert Einstiegspläne

Hamburg (lip/HB). Ein breites Konsortium Hamburger Investoren unter Führung des Kaffeekonzerns Tchibo will nach Angaben aus Industriekreisen die Mehrheit am Kosmetikhersteller Beiersdorf übernehmen. Damit solle der NiveaHersteller vor einer Übernahme durch den US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble bewahrt werden, hieß es.

Die Hamburger Investorengruppe um Tchibo, die Landesbank HSH Nordbank, die Beiersdorf-Gründerfamilie Claussen und die Beiersdorf AG selbst greift nach dem knapp 43-prozentigen Beiersdorf-Anteil, den der Versicherungskonzern Allianz verkaufen will. Das Konsortium will in den kommenden Wochen ein erstes Angebot zwischen 105 und 110 Euro pro Aktie abgeben. Die Allianz hatte zuletzt Preisvorstellungen von 120 Euro je Aktie geäußert, hieß es aus Kreisen der Versicherung. Großes Interesse am Beiersdorf-Paket hat auch Procter & Gamble.

Kommt es zum Kauf, will der Chef der Tchibo-Holding, Dieter Ammer, mehr als 20 Prozent des Allianz-Pakets erwerben, um sich mit seinem bereits vorhandenen Anteil von 30 Prozent die Mehrheit am Hamburger Kosmetikkonzern (Nivea, Hansaplast, Tesa) zu sichern. Weitere zehn Prozent des Pakets will Beiersdorf selbst kaufen. Konzernchef Rolf Kunisch bereitet ein Aktienrückkaufprogramm vor. Der Konzern kann bis zu dieser Höhe eigene Aktien erwerben und verfügt über entsprechende Mittel. Den verbleibenden Anteil wolle sich die HSH Nordbank sowie die Beiersdorf-Gründerfamilie Claussen teilen, hieß es gestern aus Firmenkreisen. Die Familie war am Montag zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen. P & G müsste nach einer Übernahme des Allianz-Pakets noch Aktien am Markt dazu kaufen (Anteil der freien Aktionäre: gut 16 Prozent), um die Mehrheit an Beiersdorf zu erlangen.

Beiersdorf ist einer der größten Kosmetikhersteller der Welt. Das neue Konsortium plant, mit dem Kauf des Beiersdorf-Pakets den Hamburger Standort mit seinen knapp 5000 Mitarbeitern zu sichern. Sprecher von Tchibo, Allianz und Beiersdorf gaben keine Stellungnahmen ab.

Die HSH Nordbank betonte, sie habe zwar „derzeit“ keine Kenntnis von einem Tchibo- Konsortium, das könne sich aber schon heute ändern. Beim Hamburger Senat hieß es, die Hansestadt habe ein überragendes Interesse daran, dass Beiersdorf nach einer anstehenden Neuordnung der Aktionärsstruktur in Hamburg bleibe. Der Senat arbeite an einer Lösung, die EU-konform sei. Wirtschaftssenator Gunnar Uldall und Finanzsenator Wolfgang Peiner (beide CDU) seien seit einiger Zeit in die Gespräche eingebunden.

Das „Wall Street Journal“ berichtet, die Stadt Hamburg sei – zusammen mit Tchibo und Privatleuten – bereit, mit einer Milliarde Euro oder mehr in das Unternehmen einzusteigen, um den Sitz an der Elbe zu halten. Ein Senatssprecher dementierte den Bericht.

Ein Angebot des Konsortiums würde Procter & Gamble-Chef Alan Lafley in Bedrängnis bringen: Er könnte Beiersdorf nur gegen den Widerstand von Tchibo übernehmen – was einer feindlichen Übernahme gleichkommen würde. Lafley hatte sein Interesse an Beiersdorf bekundet, aber auch betont, dass eine feindliche Übernahme nicht in Frage komme.

Die Allianz stehe bei ihrem Beiersdorf-Paket nicht unter Verkaufsdruck, hieß es am Montag im Umfeld der Versicherung. Sie muss den höchst möglichen Preis erzielen, um keinen Klagen amerikanischer Allianz-Aktionäre ausgesetzt zu sein. An der Börse ist das Paket rund vier Milliarden Euro wert. Der Beiersdorf-Kurs kletterte am Montag um 0,89 Prozent auf 109,30 Euro.

Weiterer Anteilseigner ist die Tchibo Holding. Sie hatte bislang mit einem Angebot gezögert, da es im Aktionärskreis des Kaffeeimperiums um die Hamburger Familie Herz zu Streitigkeiten gekommen war. Der Zwist ging vor kurzem zu Ende, als Daniela und Günter Herz ihren 40-prozentigen Anteil an andere Familienmitglieder für vier Milliarden Euro verkauften.

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