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Wirtschaft: Handel hofft auf das neue Jahr

Krise und Konsumflaute kosten in diesem Jahr 32000 Jobs / Exportwirtschaft sieht Gefahr durch steigenden Euro

Düsseldorf/Berlin (brö/kwi). Der deutsche Einzelhandel erwartet im kommenden Jahr erstmals seit drei Jahren wieder ein Umsatzplus. Wenn die Steuerreform die Bürger entlaste, könnten die Einnahmen um rund ein Prozent steigen, sagte der Präsident des Einzelhandelsverbandes HDE, Hermann Franzen, am Mittwoch in Düsseldorf. Auch die Exportwirtschaft äußerte sich leicht zuversichtlich für die Geschäfte im kommenden Jahr. Ein Risiko sei aber eine weitere Aufwertung des Euro in Richtung der 1,30 DollarMarke.

Im Zuge der Wirtschafts-Stagnation war der Umsatz der Einzelhändler seit drei Jahren rückläufig. Durch das Vorziehen der Steuerreform hofft der HDE nun, dass die Verbraucher wieder mehr Geld in der Tasche haben. Sollte die Entlastung scheitern, werde die Branche nur um 0,5 Prozent wachsen, befand Franzen. Umfragen zufolge bessert sich die Stimmung bei den Verbrauchern derzeit leicht – und damit auch die Kauflaune.

In diesem Jahr steckt der Handel noch in der Krise. Im Vergleich zum Juli sank der Umsatz im August real um 0,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr lag das Minus sogar bei 4,7 Prozent – das höchste seit Januar 2002. Die Branche führt dies auf die Ferien und auf den heißen Sommer zurück. Für rund 30000 der 430000 Unternehmen werde die Einnahmeflaute das Aus bedeuten, befürchtet der HDE, das bedeute einen Abbau von 32000 der insgesamt 2,7 Millionen Arbeitsplätze.

Für den Rest des Jahres sind die Einzelhändler dennoch optimistisch. Ein Fünftel der Firmen erwarte ein Umsatzplus, nur noch ein Drittel rechne mit einem Umsatzrückgang. Die Hoffnung gelte jetzt dem Weihnachtsgeschäft, sagte Franzen. Denn es gebe bei langlebigen Gütern nach der Kaufzurückhaltung noch Nachholbedarf.

Mäßiges Plus bei Ausfuhren

Auch der deutsche Export wird 2004 wieder an Fahrt gewinnen und stärker wachsen als in diesem Jahr. In diesem Jahr würden die Ausfuhren um 3,5 Prozent zunehmen, im kommenden Jahr um 4,5 Prozent, prognostizierte der Bundesverband des Groß- und Außenhandels (BGA) in Berlin. „Bei einem langjährigen Schnitt von 6,6 Prozent ist dies für die Außenhandelsnation Deutschland aber ein unterdurchschnittliches Ergebnis“, sagte Anton F. Börner, der Präsident des Verbandes. Der steigende Euro-Kurs werde aber immer mehr zur Belastung. Auch bei der Binnenwirtschaft zeichnet sich eine Besserung ab – der Einzelhandel erwartet für 2004 erstmals seit Jahren wieder ein Umsatzplus.

Bereits in der zweiten Hälfte dieses Jahres werde die Nachfrage nach deutschen Produkten wieder zunehmen, sagte Börner. Grund seien die stabileren politischen Rahmenbedingungen in der Welt. Im kommenden Jahr würden Waren für 701,2 Milliarden Euro exportiert, während die Einfuhren bei 567,4 Milliarden Euro liegen dürften – dies bedeute einen Rekord beim Außenhandelsüberschuss, befand Börner. Trotz eines Wachstums von 1,5 Prozent im kommenden Jahr gebe es allerdings Risiken. Wegen der Dollarschwäche werde der Euro-Wechselkurs bis zum Jahresende auf 1,20 Dollar steigen, Anfang 2004 auf 1,25 Dollar „und anschließend noch darüber“, sagte Börner. Dies werde sich belastend auf den Export auswirken.

Für die deutsche Wirtschaft ist Börner ohnehin nur mäßig optimistisch. Zwar werde die Wirtschaft um 1,5 Prozent wachsen, doch dies bedeute keine neuen Arbeitsplätze. „Die bestehenden Kapazitäten sind noch mehr als ausreichend“, erklärte Börner, zudem lenkten zahlreiche Firmen nach BGA-Erkenntnissen ihre Investitionen ins Ausland.

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