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Ölfeld

© AFP

Handel mit dem Irak: Lockruf aus Bagdad

Iraks Ministerpräsident Al-Maliki wirbt heute in Berlin um deutsche Investoren. Der DIHK rät zu Vorsicht beim Engagement in dem Land.

Berlin - Wenn Iraks Ministerpräsident Nuri Al-Maliki heute auf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft, bleiben politische Themen ausnahmsweise Nebensache. Das primäre Anliegen seiner Reise nach Berlin hat Maliki schon vorher klar gemacht: Es gehe ihm vor allem um engere wirtschaftliche Beziehungen mit Deutschland und darum, mehr deutsche Investoren in sein Land zu locken.

Bei Vertretern der deutschen Wirtschaft kommt das gut an. „Die politischen Signale sind die richtigen“, sagte Axel Nitschke, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), dem Tagesspiegel. Der Irak biete deutschen Unternehmen derzeit sehr gute Chancen. So seien in dem Land große Ölfelder, bei dessen Förderung sich Deutsche engagieren könnten. Daneben befinde sich derzeit die gesamte irakische Infrastruktur im Wiederaufbau: Straßen, Krankenhäuser und Kraftwerke müssten neu- oder wieder aufgebaut werden. „Für eine Reihe von deutschen Unternehmen könnte etwas dabei sein“, ist sich Nitschke sicher. Das derzeitige Handelsvolumen von wenig mehr als 400 Millionen Euro im Jahr bezeichnet Nitschke unterdessen als „mickrig“. „Hier sehe ich Wachstumsraten von 15 bis 20 Prozent“, sagt er.

Auch die Kanzlerin erhofft sich künftig wieder eine engere Beziehung zu dem von Krieg und Terror erschütterten Land. Sie sehe dort ein „großes Potenzial“, wie sie am Montag durch ihren Vize-Sprecher Thomas Steg mitteilen ließ. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU), der dem Irak vergangene Woche einen Kurzbesuch abstattete, erwähnt seinerseits gern, dass das Land über nicht weniger als die drittgrößten Öl- und die fünftgrößten Gasvorkommen weltweit verfügt.

Ein Grund, warum sich das Kasseler Öl- und Gasunternehmen Wintershall kürzlich gemeinsam mit mehr als hundert anderen internationalen Firmen für die Modernisierung bestehender Ölfelder beworben hat – und in die zweite Runde kam. Allerdings müsse noch entschieden werden, ob sich Wintershall langfristig im Irak engagieren wolle, erklärte ein Unternehmenssprecher am Montag. Denn derzeit könne man seine Mitarbeiter nicht ruhigen Gewissens in den Irak schicken. DIHK-Experte Nitschke pflichtet dem bei. „Obwohl sich die Sicherheitslage leicht verbessert hat, kann man unseren Mitgliedsfirmen nur raten, sehr vorsichtig zu sein.“ Es sei auch kein Wunder, dass sich die ausländischen Firmen, die bereits heute im Irak tätig sind, bedeckt geben. Daher gibt es auch über die Zahl der dort ansässigen deutschen Unternehmen nur vage Vermutungen. Eine Hand voll könnte es sein, heißt es beim Maschinenbauverband VDMA. Viele Firmen richteten ihre Büros lieber in Jordanien ein.

Dass das Auswärtige Amt seine Warnung für Irakreisende trotz aller aktuellen wirtschaftlichen Bemühungen am Montag wiederholte, konnte die Stimmung der irakischen Regierung nicht eintrüben. „Irak braucht Deutschland an seiner Seite“, sagte der irakische Botschafter in Deutschland, Alaa Al-Hashimy, in einem Interview der Deutschen Welle. Das zögerliche Engagement Deutschlands gehöre schon bald der Vergangenheit an.

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