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Wirtschaft: Hartz IV kennt viele Verlierer

Mehr als jeder zweite Hartz-IV- Empfänger hat weniger Geld zur Verfügung als vor der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. Haushalte ohne Kinder sind besonders betroffen.

Berlin - Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, die am Mittwoch veröffentlicht wurde, sind Haushalte ohne minderjährige Kinder und Leistungsbezieher in den neuen Ländern besonders betroffen. Allerdings vergleicht die Studie nur die Jahre 2004 und 2005; die Entwicklung der knapp zwei Jahre bis heute findet keinen Niederschlag. In diesem Zeitraum ist die deutsche Wirtschaft aber wieder deutlich gewachsen und die Arbeitslosenzahl um ein Drittel auf knapp 3,4 Millionen gesunken. Ob der Aufschwung bei Klein- und Normalverdienern angekommen ist, wird derzeit debattiert – die neue DIW-Studie liefert hier jedoch keine Argumente.

Das deutet auch das DIW an. Der Anteil der von der Reform betroffenen Leistungsbezieher, die als einkommensarm gelten, sei deutlich gestiegen: von gut der Hälfte im Jahr 2004 auf zwei Drittel 2005. Doch habe sich der Anteil im Zuge der konjunkturellen Entwicklung seitdem „möglicherweise etwas verringert“, heißt es im drittletzten Satz. Als arm gilt demnach, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt – diese Definition findet Armut auch im reichsten Land der Erde.

Die Zahl der Gewinner der Hartz-IV- Reform – es handelt sich vor allem um Alleinerziehende – setzt das DIW im Osten und Westen gleichermaßen mit rund einem Drittel der Leistungsbezieher an. „So wie von der Politik intendiert“ überwiege aber die Zahl der Verlierer, und dies sei vor allem auf die Entwicklung in Ostdeutschland zurückzuführen. Das Durchschnittseinkommen von früheren Arbeitslosenhilfe-Empfängern sei dort von 10 390 auf 8840 Euro gesunken. „Ostdeutsche Haushalte zählen häufiger als westdeutsche zu den Verlierern der Reform, da aufgrund der dort höheren Frauenerwerbstätigkeit öfter das Einkommen des Partners angerechnet werden konnte“, sagte der Autor der Studie, Jan Göbel. Westdeutsche Haushalte mussten aber der Studie zufolge im Schnitt höhere Einkommenseinbußen hinnehmen. mod

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