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Headhunter: Unternehmen weltweit auf Mitarbeiterjagd

Der boomende Arbeitsmarkt für Fachkräfte beschert den Personalagenturen viel Arbeit. Die Suche nach guten Mitarbeitern ist mittlerweile international und beschränkt sich nicht nur auf Manager. Auch das Geld ist nicht immer entscheidend.

Mit einer einfachen Zeitungsanzeige kommen die Unternehmen heute nicht mehr weit, wenn sie nach Ingenieuren oder neuen Managern suchen. Sie setzen deshalb bei der Suche nach Fach- und Führungskräften verstärkt auf die Hilfe von Headhuntern, die für sie zur Not weltweit nach den besten Köpfen jagen. In Zeiten des Wirtschaftsaufschwungs und gleichzeitigem Fachkräftemangel boomt die Branche der Personalberater. Wolfgang Lichius vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) rechnet in diesem Aufschwungsjahr mit einem "Rekordergebnis". Denn an jedem Jobwechsel der gefragten Spezialisten verdienen die Personalberater kräftig mit.

Nicht nur Führungskräfte gesucht

"Der Fachkräftemangel ist für das Geschäft der Berater ein Geschenk", sagt Lichius, Vorsitzender des BDU-Fachverbandes Personalberatung. Die Berater werden verstärkt herangezogen, weil sie über ein vielfältigeres Spektrum und eine bessere Infrastruktur als die Firmen verfügten, wie er sagt. Laut Kienbaum-Personalberater Tiemo Kracht werden auch nicht mehr nur Kandidaten für die oberste Führungsebene gesucht, sondern für einen großen Teil der Belegschaft. Bedarf besteht vor allem in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie beim Vertrieb von technisch komplexen Produkten, sagt Kracht.

Doch nicht nur gefragte Ingenieure und hochbezahlte Manager haben es zur Zeit leichter, den Job zu wechseln. Gesucht würden auch Sekretärinnen oder Assistenten, sagt Thomas Schonscheck von der Personalvermittlung Manpower, deren Angebot sich direkt an die Bewerber richtet. Vor zwei Jahren habe es dagegen noch geheißen, eine Assistentin werde auch von der Bundesagentur für Arbeit vermittelt.

20 Prozent des Jahreseinkommens als Prämie

Die Vermittler und Berater lassen sich ihre Hilfe gut bezahlen: Bei Personalvermittlern wie Manpower sind etwa für die Stelle einer Assistentin 20 Prozent des Jahreseinkommens fällig. Wer eine Fachkraft oder einen Manager sucht, muss Kienbaum und Co. etwa ein Drittel des Jahressalärs zahlen.

Gerade bei der Suche nach Fach- und Führungskräften ist aber auch für die professionellen Jäger das Geschäft nicht leicht. Sie müssten heute international nach Kandidaten suchen, sagt Kracht. Auch ältere Führungskräfte würden zunehmend mehr akzeptiert, fügt BDU-Fachmann Lichius an.

Pisa-Studie drückt Chancen deutscher Manager

Gerade im Ausland stoßen die Headhunter allerdings schon mal an ihre Grenzen: Zwar hätten deutsche Unternehmen im Ausland einen guten Ruf, aber die hohe Abgabenlast stelle eine "objektive Hürde" dar, sagt Kracht. Dazu komme bei Kandidaten mit Familie mittlerweile auch das deutsche Bildungssystem. Das habe seit den Pisa-Studien international nicht den besten Klang. Bei der internationalen Schulstudie war Deutschland nur im Mittelfeld gelandet.

Unterschiedlich bewerten die Experten die Wechselbereitschaft der von ihnen Umworbenen: Kracht hält diese Bereitschaft für "ausgeprägt", weil sich die Menschen nicht so stark wie in Krisenzeiten an eine Anstellung klammern. Lichius schätzt sie dagegen als "nicht so hoch" ein, weil Unternehmen versuchen würden, gute Mitarbeiter über das Gehalt oder Entwicklungsperspektiven sehr stark an sich zu binden.

Gehalt nicht immer ausschlaggebend

Um den Widerstand der Kandidaten zu brechen, wird natürlich mit Geld gelockt. Das Gehalt spiele bei einem Wechsel eine "ziemlich große Rolle", sagt Lichius. Gehaltssprünge von zehn bis 20 Prozent kämen heute weitaus häufiger als früher vor. Kracht hält dagegen das Gehalt bei den meisten Kandidaten nicht für "ausschlaggebend". Sie fragen seiner Erfahrung nach eher nach Unternehmenskultur und ihren künftigen Freiräumen.

Auch der Standort bleibt ein Kriterium: Die großen westdeutsche Städte wie München, Stuttgart, Köln und Düsseldorf sind weiterhin attraktiv, wie Lichius sagt. Schlechter sieht es für manches ostdeutsche Unternehmen aus: Abgesehen von Großstädten wie Dresden oder Leipzig ist es nach den Worten von Lichius nach wie vor schwierig, Kandidaten in die neuen Bundesländer zu locken. (mit AFP)

Carsten Hauptmeier

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