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Wirtschaft: Hedge-Fonds kämpfen um Hochtief

Finanzinvestoren und Eigentümer des Baukonzerns positionieren sich in der Übernahmeschlacht

Düsseldorf - In der Übernahmeschlacht um den größten deutschen Baukonzern Hochtief beginnt nun der Kampf der Hedge-Fonds. Während sich einige der aggressiven Investoren, darunter Centaurus Capital, auf die Seite des Angreifers ACS geschlagen haben, unterstützt der Hedge-Fonds Hermes die Verteidiger in Essen. Hermes-Manager Hans-Christoph Hirt sagte dem „Handelsblatt“, dieses Verhalten ergebe sich aus der Anlagerichtlinie seines Fonds – jedenfalls wenn die Unternehmensstrategie auf das Interesse langfristiger Investoren ausgerichtet ist. Übernahmeversuche unterstütze Hermes nur in Ausnahmefällen, wenn sie etwa „Synergien oder strategische Vorteile“ versprächen.

Der spanische Großaktionär ACS hält knapp 30 Prozent an Hochtief und hatte am 16. September angekündigt, diesen Anteil auf eine Kontrollmehrheit von mehr als 50 Prozent aufzustocken. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter spricht in diesem Zusammenhang von Wortbruch. So soll ACS ihm beim Einstieg vor drei Jahren versichert haben, seinen Hochtief-Anteil nicht über 30 Prozent auszubauen.

Am Freitag hatte Patrick Bierbaum, Manager des britischen Hedge-Fonds Centaurus Capital, die Hochtief-Führung aufgefordert, die Waffen zu strecken. Prompt meldeten sich daraufhin andere „aktive Anteilseigner“ zu Wort, die sich – wie Hermes – gegen die Übernahmepläne der Spanier stellen. Angeblich halten diese Unterstützer des Hochtief-Vorstands neun Prozent an dem Baukonzern.

Die breite Streuung der Aktien erschwert eine genaue Beurteilung der aktuellen Gefechtslage. Institutionelle Investoren besitzen insgesamt bis zu 65 Prozent der Hochtief-Anteile. Das mit 5,19 Prozent größte Paket hält nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg Southeastern Asset Management, es folgen Allianz SE (2,92 Prozent) und Blackrock (2,9 Prozent). Southeastern hält außerdem 5,5 Prozent an ACS, was den Verlauf der Übernahmeschlacht noch beeinflussen könnte. Hermes und Centaurus liegen jeweils unter der meldepflichtigen Drei-Prozent-Schwelle.

Hermes hatte in Deutschland zuletzt durch seine Auftritte bei Thyssen-Krupp und Volkswagen für Aufsehen gesorgt. Bei beiden Konzernen kritisierte die Investmentgesellschaft vor allem Verstöße gegen Regeln der guten Unternehmensführung, weil Großaktionären Sonderrechte eingeräumt worden waren.

Auf der jüngsten Hauptversammlung von Hochtief hatte Hermes-Manager Hirt nachdrücklich auf die Unterbewertung des Konzerns an der Börse hingewiesen. Allein die knapp 55-prozentige Beteiligung an der australischen Baugesellschaft Leighton entsprach über mehrere Jahre der gesamten Hochtief-Börsenbewertung. Ein klassischer Fall für einen feindlichen Übernahmeversuch, weil die einzelnen Teile von Hochtief mehr wert sind als der Gesamtkonzern.

Derweil sagte eine Hochtief-Sprecherin am Sonntag, der sogenannte Ad-hoc- Ausschuss des Aufsichtsrats werde am heutigen Montag erneut zusammentreten. Zur Tagesordnung des Treffens wollte sie sich jedoch nicht äußern. Finanzkreisen zufolge will das Gremium über weitere Maßnahmen zur Abwehr des spanischen Baukonzerns beraten. Hochtief hatte den Ausschuss ins Leben gerufen, um Beschlüsse rasch vorbereiten zu können. Die beiden ACS-Vertreter im Aufsichtsrat gehören dem Ausschuss nicht an. Um den Druck auf die Spanier zu erhöhen, will der Baukonzern den Konkurrenten bereits zu einem Übernahmeangebot auch für seine Australien-Tochter Leighton zwingen und damit den Preis in die Höhe treiben. Die Deutschen haben einen Antrag an die australische Börsenaufsicht angekündigt.

Bei den Mitarbeitern stößt ACS auf Ablehnung. Sie befürchten, der spanische Angreifer wolle die Axt bei den 11 000 deutschen Hochtief-Arbeitsplätzen und den 68 000 Stellen, die der Konzern weltweit hat, anlegen.HB/rtr

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