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HEIK AFHELDT trifft …: Alexey Kalachev, Experte für Oberflächen

Ein wenig sieht es aus wie in Dr. Faustus’ Studierstube: eng, eine Wand voller Ordner und Bücher, Kaffeebecher und Arbeitsutensilien überall.

Ein wenig sieht es aus wie in Dr. Faustus’ Studierstube: eng, eine Wand voller Ordner und Bücher, Kaffeebecher und Arbeitsutensilien überall. Dazwischen ein drahtiger Wissenschaftler, wache Augen und saloppe Kleidung. Seine Herkunft als Spross einer alten Moskauer Adelsfamilie verrät der Akzent. Eine Begegnung, die in dem modernen Bürogebäude in Adlershof eher überrascht. Auf 1300 Quadratmetern erfinden die zwölf Mitarbeiter unter dem Firmennamen Plasma- Chem atemberaubendes Neues mithilfe einer Vielzahl von Laborgeräten. Der gemeinsame Schlüssel: Oberflächen- und Nanotechnologie. Das ist das Feld, auf dem Alexey Kalachev seit Jahrzehnten arbeitet. Deshalb hat ihn 1991 der damalige Vizechef der Max-Planck-Gesellschaft von der Moskauer Akademie der Wissenschaften nach Deutschland gelockt, zunächst nach Mainz und dann an die Humboldt-Uni nach Berlin.

Was ist aus diesem Forscherhirn an brauchbaren Erfindungen herausgekommen? Zum Beispiel ein Stent mit besonderer Beschichtung für Herzoperationen, bei dem keine schädlichen Metalle entweichen. Ein Additiv für Motorenöl mit Nanodiamanten als Oberfläche. Der Erfolg: Längere Lebensdauer für Motor und Öl. Und ein digitalisiertes Verfahren zur Genanalyse und zur Reparatur der DNS. Er ist überzeugt davon, dass sich hierfür eine riesige Nachfrage entwickelt. Die ethische Schranke müsse die Menschheit durchbrechen, wenn sie in dem wachsenden Genom-Müll nicht aussterben will.

In Adlershof fühlt er sich wohl und nutzt die unzähligen Möglichkeiten der Analytik und die Zusammenarbeit mit Studenten. Nur mutige Investoren vermisst er, die mit ihm neue Ventures starten. In Berlin wohnt er in Fahrradentfernung von seinem Büro, aber seine siebenjährige Tochter soll in Moskau zur Schule gehen. Seine große Leidenschaft ist neben Jagen und Fischen das Tauchen. Das nächste Ziel: die Malediven.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

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