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HEIK AFHELDT trifft …: Dirk Kraus, Mobil-Vermarkter

Unten am Eingang hängt eine Wunschliste: Yoc sucht 50 IT-Developer. Hoch oben im weiträumigen gläsernen Büro – über dem Riesenaquarium des Aquadoms nahe dem Berliner Dom – erklärt der Chef wieso.

Unten am Eingang hängt eine Wunschliste: Yoc sucht 50 IT-Developer. Hoch oben im weiträumigen gläsernen Büro – über dem Riesenaquarium des Aquadoms nahe dem Berliner Dom – erklärt der Chef wieso. Sportlich schlank, hochgewachsen mit langen schwarzen Haaren, offenem Hemd und südländischem Aussehen. Darauf würde er oft angesprochen. Aber er ist als Sohn eines hessischen Industriellen und einer Bankkauffrau in Kronberg geboren und im Frankfurter Westend aufgewachsen. Schon als Neunjähriger spielte er Fußball bei Preußen Frankfurt und dann bei den Offenbacher Kickers – immer in der Abwehr. Für den „völlig unmusikalischen“ Abiturienten war früh klar, was er machen würde: eine Banklehre und ein BWL-Studium.

Und so geschah es. Eine glänzend bestandene vorgezogene Prüfung nach nur anderthalb Lehrjahren bei der Deutschen Bank in Frankfurt und ein Studium an der WHU in Koblenz. Dazwischen ein Parisaufenthalt fürs Französisch. Begeistert und genützt haben die Auslandssemester in Sophia Antipolis, Chicago und Kopenhagen. Aber sonst war das Studium „echt hart“. 39 Klausuren in den letzten drei Semestern! Das hat ihn gelehrt, zielgenau und pünktlich zu arbeiten. Obwohl eine schlimme Bandscheiben-OP dazwischenkam, war das Diplom 1998 geschafft. Und dann? Bei Roland Berger in Berlin wirkte er zuletzt als Senior-Berater an interessanten Restrukturierungen mit, Herlitz war eines der Projekte. Aber ihn lockte, selbstständig zu werden.

Mit der Versteigerung der UMTS-Lizenzen für 40 Milliarden Euro wurde ihm klar, was da für gewaltige Möglichkeiten im Marketing und Vertrieb entstehen. Mobile-Marketing: eine superindividuelle Ansprache, nur einen Tastendruck entfernt auf multimedialen Handys und im Internet. Und so kam es. Er, sein Partner und drei Investoren mit zusammen 3,5 Millionen Euro Startkapital, ein überzeugender Businessplan, den sie „komplett verfehlt haben“, und ein intelligenter Firmenname: Your Opinion Counts, kurz: Yoc. Und zum Start vor zehn Jahren eine krachende Werbeidee: Cash oder Crash, eine Wette um einen Porsche, der aus 52 Meter Höhe von einem Kran zu Boden krachte. In nur einer Woche ließen sich 78 000 zur Wette registrieren. Und heute? Es boomt, mehr als 400 „Topmarken“ sind Kunden, seit dem Börsengang 2006 kletterte der Kurs von 18 auf über 30 Euro, bedeutende Fonds sind in Yoc investiert. Der Umsatz steigt um gut 20 Prozent pro Jahr auf wohl mehr als 36 Millionen 2011 und soll bis 2015 auf 100 Millionen wachsen. Im Vorjahr haben sie 2,8 Millionen Euro Gewinn gemacht. 220 Mitarbeiter gibt es in Berlin und den Filialen in sechs Ländern.

Sein privates Glück verfolgt der emsige Unternehmer von seiner kleinen Charlottenburger Wohnung aus. Es gäbe so vieles, was liegen geblieben sei und er gerne nachholen möchte. Ski fahren und „unterwegs sein“ und hin und wieder etwas Freizeitkicken. Das dürfte drin sein, wenn der Ball weiterhin so rund läuft.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

Dirk Kraus (38) ist Vorstandsvorsitzender der auf mobiles Marketing spezialisierten Yoc AG (www.yoc.com) sowie Bank- und Diplomkaufmann. Geboren wurde er in Kronberg im Taunus.

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