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HEIK AFHELDT trifft …: Georg Günther Nähmaschinen-Mann

Da sitzt mir einer der zahlreichen „Halb-Berliner“ gegenüber, der hier wohnt und auch viel von hier wirkt, dessen Office aber in Karlsruhe ist: Georg Günther. Eine eindrucksvoll massige Erscheinung, grau melierte Haare auf dem großen Kopf, Schnurrbart.

Da sitzt mir einer der zahlreichen „Halb-Berliner“ gegenüber, der hier wohnt und auch viel von hier wirkt, dessen Office aber in Karlsruhe ist: Georg Günther. Eine eindrucksvoll massige Erscheinung, grau melierte Haare auf dem großen Kopf, Schnurrbart. Sein Metier: Haushaltsnähmaschinen mit so bekannten Namen wie Singer, Viking, Pfaff oder Husqvarna. Aus den Anfangsbuchstaben der ersten drei wurde der Firmenname SVP gebildet. Seit sieben Jahren kümmert sich der schon Jahrzehnte mit „brauner Ware“ handelnde, erfahrene Vertriebsmann in ganz „Central Europe“ darum, die in schwere Fahrwasser geratenen einst ruhmreichen Marken wieder auf Erfolgskurs zu bringen.

Der Eigentümer, der US-Hedgefonds Kohlberg & Company, möchte, dass sich das Investment lohnt und eines Tages mit Gewinn wieder verkauft werden kann. Ihnen hilft dabei ein erstaunlich positiver Aufwärtstrend. Nähen ist in! 600 000 Stück werden alleine jährlich in Deutschland verkauft. Die billigsten für unter 100, die teuersten Hobby-Nähmaschinen für 8000 Euro. Der Anteil von Günthers Marken am Gesamtmarkt: 50 Prozent. Und die angebotenen Nähkurse laufen „ohne Ende“, wie der Verkaufsprofi sagt. Ihn selbst sieht man nicht an einer Maschine sitzen. Er hat zwei linke Hände, kocht lieber und mag Motorräder und Oldtimer.

Seine Neigung zum Verkaufen hat früh begonnen. Schon als Schüler in Lichterfelde West im Radio-TV-Laden. Dann 15 Jahre bei Foto Radio Wegert, für die er neue Großmärkte in den Neuen Bundesländern aufgebaut hat, als Gebietsverkaufsleiter für Vobis in Aachen und schließlich für EP: Elektronik Partner, ein Laden mit sechs Milliarden Euro Umsatz, in Düsseldorf und Wien.

Jetzt hat er außer seinem Home-Office in Berlin und dem Headquarter in Karlsruhe noch Büros in den Niederlanden, in der Schweiz und in Salzburg. Seine Ziele für die kommenden Jahre: Er glaubt fest an die Zukunft des Fachhandels, will aber dessen Positionierung in einer völlig veränderten Einzelhandelslandschaft mitbestimmen. Qualität und Kreativität sind dabei Schlüsselworte, laufende „Store- Checks“ ein Instrument dafür. Der oberste CEO in den USA, eine Frau, unterstütze diese neue Philosophie und fördere eine „europäische Ausrichtung“ des Unternehmens, wie Günther sagt.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels

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