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HEIK AFHELDT trifft …: Gerd-Peter Wunderlich, Unternehmer

Dieser Kopf wäre gut für jede Cognac- oder Champagnerwerbung: dichtes weißes Haar und weißer Schnauz, ein großer, runder Kopf mit braunen, gutmütigen und verschmitzten Augen. Ein Bonvivant!

Dieser Kopf wäre gut für jede Cognac- oder Champagnerwerbung: dichtes weißes Haar und weißer Schnauz, ein großer, runder Kopf mit braunen, gutmütigen und verschmitzten Augen. Ein Bonvivant! Sein Name lässt an Musik und Gesang denken. Tatsächlich war sein Vater Dirigent und Gründer des Berliner Orchesters. 1951, da war Sohn Peter zwei, ist die Familie von Kassel nach Steglitz gezogen. Ihr Leben mit einem Künstler als Ernährer hatte Höhen und Tiefen. In guten Zeiten füllte der Vater den Titania-Palast. Als Peter zwölf war, „sortierte“ sich die Familie neu. Die Eltern trennten sich.

Ob er auch deswegen ein „besonders schlechter Schüler“ war? Das änderte sich schlagartig, als er mit einem Schülerzeitungsartikel über die Unesco den ersten Preis gewann. Eine Woche Paris und eine Feier im Rathaus. Die Schule war plötzlich stolz auf ihn. Der Knoten platzte. Das Abi war kein Problem. Sein Wirtschaftsstudium an der FU fiel in eine „spannende und intellektuell anregende Zeit“. Kein Wunder, dass er zwölf Semester bis zum Diplom brauchte, zumal er sein Studium verdienen musste. Erfahrungen in der Steuerberatung und der Koop-Beratung der Unternehmensgruppe Rudolf Fitzke, zu der die bedeutende Berliner Wattefabrik zählte, prägten seinen weiteren Weg. Nicht jeder Werkstudent durfte nach Japan oder zur Flugschau nach Paris jetten.

Und dann gab es noch die Firma seines Großvaters, Medka. Großhandel mit medizinischen Hilfsmitteln. Aus dem kleinen Laden mit zwei Leuten und 300 000 DM Umsatz machte er den größten in Berlin-Brandenburg, mit 100 Leuten und großen Ausstellungsräumen an der Bismarckstraße. Der Umsatz? „Ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag.“ Ganze ambulante OP-Zentren kann man dort kaufen. Auch wenn der Gesundheitsmarkt brummt, verrät er, kommt es zu großem Preisdruck. Kassen, Krankenhäuser oder Ärzte schließen sich zu Einkaufsverbünden zusammen. Dieser Trend hat den so erfolgreichen Unternehmer frühzeitig bewegt, an einen Verkauf zu denken. Einen Deal mit der Hartmann-Tochter Sanimed hat er nach kurzer Zeit per Management-Buy-out „rückabgewickelt“. Jetzt ist die große amerikanische Henry Schein Medical Besitzer, der frühere Eigentümer „nur noch“ Geschäftsführer – mit ganz neuen Erfahrungen über die großen kulturellen Unterschiede zwischen US-Großunternehmen und deutschen Mittelständlern. Diesen Lernprozess will er noch einige Jahre fortsetzen, bis dann mal mehr Zeit für Reisen, Opern und Golf ist. Das Gesundheitswesen wird ihn trotzdem nicht loslassen. Ihm ist nun mal wichtig, etwas Nützliches zu tun.

Loslassen wird er auch seine Frau nicht. Die Heilpraktikerin und Mutter ihrer beiden wohlgeratenen Sprösslinge lernte er vor 32 Jahren bei Loretta im Garten kennen. Am 6.10. 1979 haben sie geheiratet. Ein denkwürdiger Tag – nicht nur für ihn!

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

Gerd-Peter

Wunderlich
(62) ist Diplom-Kaufmann und Geschäftsführer des Medizinfachhandels Henry Schein

Medical GmbH.

Geboren wurde er in Kassel.

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