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HEIK AFHELDT trifft …: Rudolf Bannasch, Bioniker

Die Wanduhr mit dem AEG-Schriftzug im großräumigen Büro der Evo Logics an der Ackerstraße erinnert noch an die alten Eigentümer, aber auf der Spitze des Minutenzeigers sitzt ein Pinguin. Er zeigt das Tier, das für den ernsten, bärtigen Wissenschaftler mit dem eindrucksvollen großen Kopf sein wichtigstes Forschungsobjekt war.

Die Wanduhr mit dem AEG-Schriftzug im großräumigen Büro der Evo Logics an der Ackerstraße erinnert noch an die alten Eigentümer, aber auf der Spitze des Minutenzeigers sitzt ein Pinguin. Er zeigt das Tier, das für den ernsten, bärtigen Wissenschaftler mit dem eindrucksvollen großen Kopf sein wichtigstes Forschungsobjekt war. Jahrelang hat er in der Antarktis gearbeitet und dort Systeme und Kameras entwickelt, die besonders zuverlässige Messungen unter Wasser erlauben. Die „Torpedos im Frack“, wie er die Pinguine nennt, haben einen 20 bis 30 Prozent niedrigeren cw-Wert als die besten künstlichen Flug- und Schwimmkörper und eine unvergleichliche Energieeffizienz.

Mit gezieltem Energieeinsatz hat der Ost-Berliner, Sohn eines Juristen und einer Buchillustratorin, seinen Weg gemacht. Vier Kinder waren sie. Die Schule sei ihm unglaublich leicht gefallen. Als Leistungssportler hat ihn alles begeistert, was im Wasser passiert. Damals habe er „fast Kiemen“ gehabt – und sich schon ganz früh für Tiere und Technik interessiert, Modelle gebaut und viel gezeichnet. Fasziniert hat ihn alles, was heute die Bionik – die Verbindung von Biologie und Technik – ausmacht wie das Sonar von Fledermäusen oder die „Sprache“ der Delfine.

Mit der Abi-Note 1,0 hatte er 1971 Mut zu der für die DDR ungewöhnlichen Bitte, in den USA zu studieren. Genehmigt wurden ihm die „Bruder-Unis“ in Donezk, Kiew und St. Petersburg und nach dem tollen Diplom eine Stelle am Institut für Wirbeltierforschung der Akademie der Wissenschaften in Berlin. Dort machte er seinen ausgezeichneten Doktor zum Thema Modellierung des Unterwasserfluges der Pinguine. Von seinen neun Expeditionen in die Arktis und Antarktis hat er Filme fürs Fernsehen mitgebracht. Als Abteilungsleiter für Polarbiologie war er international durch eine schnell wachsende Publikationsliste und emsige Lehr- und Vortragstätigkeit an renommierten Unis der Fachwelt bekannt. Daneben blieb noch Zeit für ein Abendstudium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.

1990 kam auch seine persönliche Wende an die TU zum Fachgebiet Bionik und Evolutionstechnik. Seitdem haben er und sein Partner Konstantin Kebkal, Experte für die „Biokommunikation der Delfine“, eine Vielzahl wichtiger Patente angemeldet und weltweit vermarktet. Dazu zählen „singende Unterwassermodems“ für den Einsatz in tiefen Gewässern. Ihr Business-Gefäß ist seit 2000 die Evo Logic GmbH, ein Spin-off der TU. Geholfen hat auch sein Bruder, ein Ökonom. 18 Köpfe sind sie heute. Vom Umsatz von 2,5 Millionen Euro stammt mehr als die Hälfte aus Industrieaufträgen und Lizenzen. Ihre verheißungsvolle Zukunft liegt in der Luft und unter Wasser.

Privat ist der passionierte Forscher seit Studienzeiten mit einer Medizinerin verheiratet. Mit ihren beiden schon erwachsenen Söhnen genießen sie noch immer gemeinsame Ski- oder Tauchferien.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

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