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Wirtschaft: Helaba sucht einen Partner

FRANKFURT(MAIN) (ro). In Frankfurter Finanzkreisen fände man die Lösung zwar nicht uninteressant.

FRANKFURT(MAIN) (ro). In Frankfurter Finanzkreisen fände man die Lösung zwar nicht uninteressant. Aber den Wahrheitsgehalt von Berichten über angebliche Verhandlungen zwischen den Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Erwin Teufel und Roland Koch über die Verschmelzung ihrer Landesbanken zu einer neuen Südbank hält man für nicht sehr hoch. Die direkt Betroffenen sagen, wie bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), gar nichts oder wie beim Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen, dem Eigentümer der Helaba, wenig. Verbandssprecher Michael Auge weiß nicht, ob sich die Ministerpräsidenten überhaupt in Sachen Landesbanken getroffen haben. "Im Augenblick gehen wir für die Helaba von einer Beteiligungslösung aus". Von der Diskussion um eine mögliche Holding sei ihm nichts bekannt, betont Auge.

Bis zu 49 Prozent der Helaba-Anteile sollen verkauft werden, möglichst an eine andere Landesbank. Damit wollen die öffentlich-rechtlichen Institute nach den Worten von Auge ihre Position im Ausland stärken, ihre Ableger etwa in New York oder Singapur besser auslasten und damit profitabel gestalten. Auch andere Kosten sollen gedrückt und die Stärken der einzelnen Landesbanken gemeinsam genutzt werden. Einen unmittelbaren Zwang für einen Partner sieht man bei der Helaba zwar nicht, aber bis November sähe man das Thema beim Verband und bei der Bank selbst doch gerne geklärt. Die mit der Partnersuche beauftragte Investmentbank J.P.Morgan hat dem Vernehmen nach vier mögliche Kandidaten ausgeguckt: Die Bayerische Landesbank, die Landesbank Baden- Württemberg, die NordLB und die WestLB. Zwischen drei und vier Mrd. DM, so vermuten Finanzexperten, müßte sie auf den Tisch legen, wenn sie sich mit 49 Prozent an der Helaba beteiligen wollten.

Helaba-Vorstandssprecher Walter Schäfer sieht sein Haus unabhängig von der laufenden Diskussion als schmucke Braut. "Wir sind in einer ausgezeichneten Verfassung", betonte er auf der Bilanzpressekonferenz. Die Bank, die in Frankfurt gerade einen neuen gläsernen 200-Meter-Turm bauen läßt, erreichte 1998 bei allen wichtigen Kennzahlen deutliche Steigerungen. Die Bilanzsumme lag bei 206 Mrd. DM, der Zinsüberschuß erhöhte sich um fast neun Prozent auf 1,3 Mrd. DM, der Provisionsüberschuß war mit 201 Mill. DM sogar fast 17 Prozent höher als 1997. Das Betriebsergebnis kletterte um 28 Prozent auf 567 Mill. DM. Seit 1995 ist es nach Angaben von Schäfer sogar um fast 90 Prozent gestiegen. Die Sparkassen in Hessen und Thüringen durften sich 1998 über eine Verzinsung ihrer Anteile von rund 12 Prozent freuen. Die Krisenzeiten bei der Helaba, die Mitte der 70iger Jahre in schweren Turbulenzen steckte, sind jedenfalls längst vergessen. Schon seit längerem stellen sich die Eigentümer der Helaba angesichts des weltfreien Umbruchs in der Bankenszene die Frage nach der neuen strategischen Ausrichtung des öffentlichen Geldhauses. Deshalb der Auftrag zur Suche nach einem Partner. Vorstandschef Schäfer allerdings wollte Ende Mai nicht ausschließen, daß der Verkauf gar nicht zustande kommt, weil man sich möglicherweise nicht über den Preis einig wird. Dann ginge die Helaba "frohen Mutes allein in die nächsten Jahre". So ganz recht wäre das Schäfer allerdings wohl nicht. Denn auch er, der 1996 an die Spitze der Helaba rückte, plädiert für eine Konzentration der Kräfte auch bei den Landesbanken.

Schon 1988 hatte es einmal Annäherungsversuche zwischen Helaba und WestLB gegeben. Eine Fusion war das Ziel. Aber das Vorhaben scheiterte. Heute halten Finanzexperten die große WestLB für einen eher ungeeigneten Partner, weil sie die kleinere Helaba an die Wand drücken könnte. Im Gerangel um die Zukunft der Helaba steht derzeit nur eines fest: So günstig zu haben wie Ende der 80er Jahre ist sie nicht mehr. Damals verkaufte der damalige hessische Finanzminister Kanther (CDU) den 50-Prozent-Anteil des Landes an der Helaba für 530 Mill. DM an die hessischen Sparkassen - zum Schnäppchenpreis.

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