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Wirtschaft: Herlitz erholt sich langsam

Steuern und hohe Rohstoffpreise belasten – Die Zukunftsmärkte liegen in Osteuropa

Berlin – Erstmals seit zehn Jahren ist es dem Berliner Herlitz-Konzern wieder gelungen, zu wachsen. Der Umsatz kletterte im vergangenen Jahr um 0,6 Prozent auf 310,5 Millionen Euro, teilte das Unternehmen am Freitag in Berlin mit. Gut zehn Prozent davon werden im Ausland erzielt, insbesondere in Osteuropa sei Herlitz stark vertreten, sagte der Vorstandsvorsitzende Jan von Schuckmann im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Unterm Strich musste Herlitz allerdings einen Konzern-Fehlbetrag von 3,6 (Vorjahr plus 0,6) Millionen Euro ausweisen.

Dies ist vor allem eine Folge gestiegener Steuerlasten infolge der Unternehmenssteuerreform, zudem klagt Herlitz über gestiegene Rohstoffpreise. Die Gesamtkosten konnten erneut gesenkt werden – um 0,4 Millionen Euro auf 151,5 Millionen Euro. Dass Ergebnis vor Steuern und Zinsen liegt mit zwei Millionen im Plus und „unser Großaktionär ist sehr zufrieden“. Der internationale Finanzinvestor Advent hält 65 Prozent der Aktien des Berliner Konzerns.

„Mit der deutlichen Stärkung der Marke Herlitz, dem Ausbau unserer internationalen Aktivitäten und der Einführung erfolgreicher Produktneuheiten haben wir die Unternehmensentwicklung nachhaltig vorangetrieben“, sagte von Schuckmann. „Wir wollen die Konsumenten wieder stärker an die Marke Herlitz heranführen.“ Erfolgreichstes Produkt war ein Tintenroller, dessen Absatzzahlen „die Erwartungen weit übertrafen“. Insgesamt hat Herlitz derzeit noch rund 10 000 Artikel im Sortiment, Tendenz sinkend. Als neuer Vertriebspartner sei eine große deutsche Drogeriemarkt-Kette (Schlecker) gewonnen worden, sagte von Schuckmann weiter. Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel wurden die Umsätze stabilisiert, im gewerblichen Bürobedarfshandel stieg der Absatz gegenüber dem Vorjahr. Schwerpunkt des Geschäfts wird aber Osteuropa und hier besonders Russland und Rumänien sein. Auf den stark wachsenden Märkten in Osteuropa wächst Herlitz sogar überproportional. „Wir profitieren von einer lebhaften Nachfrage nach Premium-Produkten internationaler Markenhersteller. Herlitz hat dort einen guten Ruf“, so der Herlitz-Chef. In Rumänien produziert Herlitz seit zweieinhalb Jahren erfolgreich Ordner.

Nach wie vor hält man bei Herlitz die Augen offen nach Übernahmemöglichkeiten. Geprüft wurden viele Kandidaten, aber aktuell sind die Preise offenbar zu hoch, und „wir wollen nicht jeden Preis mitgehen“, sagte von Schuckmann.

Beschäftigt wurden im vergangenen Geschäftsjahr im Konzern im Durchschnitt 2349 (2439) Mitarbeiter, davon 1523 in Deutschland, 1100 in der Region Berlin/Brandenburg. Allein in Berlin-Tegel arbeiten rund 400 Mitarbeiter und dabei soll es auch bleiben, sagte der Herlitz-Chef. Herlitz fühle sich als Berliner Konzern. Von Schuckmann, der seit Jahren bei Herlitz ist und dessen Vertrag in diesem Jahr ausläuft, geht fest davon aus, den Konzern auch weiterhin zu führen. In den vergangenen sieben Jahren hatte Herlitz immerhin vier Vorstandsvorsitzende. Daniel Rhee-Piening

Daniel Rhee-Piening

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