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Wirtschaft: Herlitz hofft auf schwarze Zahlen

Berlin (dr). „Wir werden in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben und versuchen, uns neu aufzustellen.

Berlin (dr). „Wir werden in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben und versuchen, uns neu aufzustellen.“ Christian Supthut, Vorstandsvorsitzender der Herlitz AG, äußerte sich am Montag vor der Presse in Berlin sehr zuversichtlich.

Nach jahrelangen Problemen hatte das Berliner Traditionsunternehmen, das mehrheitlich verschiedenen Banken gehört, im April Insolvenz anmelden müssen. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens zahlte das Arbeitsamt für zwei Monate die Löhne und Gehälter bei Herlitz, was sich auf rund acht Millionen Euro summiert. Die Schuldenlast des Konzerns wurde von rund 400 Millionen Euro auf etwa 150 Millionen Euro abgebaut. Rund 80 Prozent des Ausfalls tragen die Banken. Nun will man nur noch nach vorne blicken.

Wie hoch die schwarzen Zahlen ausfallen sollen, dazu äußerte sich Supthut allerdings nicht. Angestrebt werde ein Gewinn im einstelligen Millionenbereich . Schon kurzfristig erreichbar sei eine im Einzelhandel übliche Umsatzrendite vor Steuern von zwei Prozent. Im ersten Halbjahr 2002 schrieb Herlitz zwar mit einem Minus von 5,5 Millionen Euro rote Zahlen, doch ist dies im Papierwarenhandel durchaus üblich. Geld verdient werde erst im zweiten Halbjahr mit dem Schulanfang und dem Weihnachtsgeschäft, sagte Vorstandsmitglied Norbert Strecker. Das operative Ergebnis liege acht Millionen Euro über Plan, unter Berücksichtigung der Effekte aus der Insolvenz betrage das Plus sogar 26 Millionen Euro.

Der Umsatz von Herlitz ist in der Berichtzeit wie geplant um etwa acht Prozent auf 176 Millionen Euro zurückgegangen. Gleichzeitig stieg allerdings der Rohertrag im Verhältnis von 45 Prozent auf 48 Prozent. Herlitz habe seinen Umsatz in Erwartung der allgemeinen Flaute im Einzelhandel bewusst nach unten „angepasst“, sagte Strecker. Im Einzelhandel brach der Umsatz in der Berichtszeit um 15 Prozent ein.

Herlitz werde sich künftig kundenindividuell ausrichten. Dazu gehöre auch, dass die ein oder andere Leistung gestrichen werde, wenn der Kunde sie nicht nachfragen oder nicht angemessen bezahlen wolle, sagte Strecker. Die Geschäftstätigkeiten sollen entflochten werden.

Kern ist die so genannte Zwei-Säulen-Strategie. Neben dem reinen Produktgeschäft will der Berliner Konzern künftig gezielt sein Know-how im Managen komplexer Warensortimente vermarkten. Dazu wolle Herlitz künftig separate Preise für die Dienstleistungen und Produkte verlangen, so Strecker. Zum Dienstleistungsgeschäft rechnet Herlitz im Einzelnen die Flächen- und Sortimentsplanung, die Logistik, die Flächenbewirtschaftung sowie das Saison- und Aktionsgeschäft. Zur Produktion zählt Strecker den Bereich Office (Büro), den Bereich Papier/Schule, Papeterie, Tischdekorationen und Fremdsortimente. Beide Säulen sollen künftig rund 50 Prozent zum Ertrag beitragen. Aktuelle Zahlen konnte Strecker nicht nennen, die Bereiche seien bei Herlitz bisher eben nicht nach Umsatz- und Ertragszahlen getrennt worden.

Zur Frage eines künftigen Partners wollten sich die Vorstände nur vage äußern. Letztlich sei dies Sache der Besitzer, also der Banken, die rund 80 Prozent an Herlitz halten. Zugleich verwies der Vorstandschef darauf, dass mit verschiedenen potenziellen Investoren Gespräche über eine Beteiligung liefen. n nannte er nicht. Zuletzt war in der Öffentlichkeit immer wieder der Name Pelikan gefallen. Bei der Suche nach Investoren will sich Herlitz Zeit lassen. Kurzfristig könne das Unternehmen auch eigenständig überleben. „Mittelfristig wäre es aber dumm, wenn wir uns keinen Partner suchen würden“, sagte Supthut. Denn ohne Partner könne Herlitz den sich weiter verschärfenden Konsolidierungsprozess in der Branche mangels Geld nicht aktiv mitgestalten. Wahrscheinlich aber brauche Herlitz mehrere Partner, räumte der Vorstandsvorsitzende ein , weil das Unternehmen so breit aufgestellt sei. Neben Herlitz gebe es in Deutschland wohl keinen Ordnerproduzenten, der auch Glückwunschkarten im Sortiment habe.

Der Herlitz-Konzern mit insgesamt 3500 Beschäftigten ist Marktführer in Europa. Im übernächsten Jahr wird das Unternehmen 100 Jahre alt.

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