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Wirtschaft: Herlitz: Schreibwarenhersteller muss Insolvenz beantragen

Das Berliner Traditionsunternehmen Herlitz muss Konkurs anmelden. Der Vorstandsvorsitzende der Herlitz AG und Herlitz PBS AG, Christian Suphut, hat am Dienstagabend den Antrag auf ein Insolvenzverfahren angekündigt.

Das Berliner Traditionsunternehmen Herlitz muss Konkurs anmelden. Der Vorstandsvorsitzende der Herlitz AG und Herlitz PBS AG, Christian Suphut, hat am Dienstagabend den Antrag auf ein Insolvenzverfahren angekündigt. Zuvor waren Verhandlungen über eine Landesbürgschaft der Länder Berlin und Brandenburg auf der einen Seite sowie einem Bankenkonsortium unter Führung der Deutschen Bank auf der anderen Seite gescheitert. Die Banken verlängerten daraufhin die Kreditlinien nicht mehr. Der Konzern beschäftigt insgesamt 3000 Mitarbeiter, davon rund 800 in Berlin und Brandenburg.

Am Abend reagierte Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) enttäuscht auf das Verhalten der Banken, denen Brandenburg seinen Angaben zufolge "sehr weit entgegengekommen" sei. Ein Sprecher der Staatskanzlei teilte mit, im Auftrag Stolpes sei ein Angebot unterbreitet worden, das die Weiterführung von Herlitz ermöglicht hätte. Stolpe habe erwartet, dass die Banken ihrer Verantwortung als Anteilseigner bei Herlitz gerecht würden und Herlitz über ein Sanierungskonzept unterstützten.

Bereits in der vergangenen Woche hatten sich Vertreter der Länder und der Banken getroffen. Die Länder hatten grundsätzlich ihre Bereitscshaft zu einer Bürgschaft erklärt, nachdem die Wirtschaftsprüfer von Price Waterhouse das Zukunftskonzept von Herlitz positiv beurteilt haben sollen. Dies war die Voraussetzung für die Gewährung der Bürgschaft. Bis zuletzt umstritten sollen allerdings die Höhe und die Konditionen der Bürgschaft gewesen sein. Die Banken hatten dem Vernehmen nach rund 20 Millionen Euro beantragt, die Länder sollen nur zu einer Bürgschaft in Höhe von neun Millionen Euro bereit gewesen sein. Zudem sollen Berlin und Brandenburg die Bedingung gestellt haben, dass mit der Bürgschaft Neukredite gesichert werden, die Banken wollten offenbar auch Altkredite abdecken.

Herlitz, der Marktführer für Papier- und Schreibwaren kämpfte wegen missglückter Engagements in Russland sowie im Immobiliengeschäft und zuletzt auch durch Verluste im Kerngeschäft seit Jahren ums Überleben. Für das vergangene Jahr war zuletzt ein Fehlbetrag von weit mehr als 30 Millionen Euro prognostiziert worden. Ein Jahresabschluss für das Jahr 2001 liegt allerdings noch nicht vor. Herlitz verfügt über 250 000 Quadratmeter Produktions- und Logistikflächen sowie weitere 190 000 Palettenplätze, verteilt auf den Unternehmensitz in Berlin-Tegel, auf Berlin-Spandau und das brandenburgische Falkensee. Von diesen insgesamt rund 440 000 Einheiten nutzt Herlitz derzeit aber nur etwa 240 000. Allein die Leerstandskosten summieren sich auf mehr als 20 Millionen Euro.

Der Schuldenstand des Konzerns belief sich bereits Anfang 2001 auf 355,8 Millionen Euro. Damals sprangen die Banken ein und und übernahmen rund 70 Prozent der Anteile. Größter Anteilseigner ist die Deutsche Bank. Einer der größten Kreditgeber soll mit mehr als acht Millionen Euro die Hypo-Vereinsbank sein. Weitere Mitglieder des Bankenkonsortiums sind die Dresdner Bank, die Bayerische Landesbank, die WestLB sowie die Bankgesellschaft Berlin.

dr

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