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Buehlbecker

© Mike Wolff

Hermann Bühlbecker: "Polen ist ein Schlaraffenland"

Hermann Bühlbecker, Inhaber eines der größten deutschen Süßwarenherstellers Lambertz, über Printen, Preise und Prominente.

Herr Bühlbecker, Sie haben viele Titel: Printenkönig von Aachen, Kekskönig... Welcher gefällt Ihnen am besten?

Printenkönig finde ich schon mal ganz unpassend. Wir sind zwar der größte Printenhersteller Deutschlands, mit mehr als 90 Prozent Marktanteil, aber das Geschäft macht nur noch sieben Prozent unseres Gesamtumsatzes aus. Und als Kekskönig würde ich eher Bahlsen mit seinen Butterkeksen identifizieren.

Ist "Hoflieferant des Weihnachtsmanns" genehmer?

Das ist charmant. Und passt insofern, als Lambertz immer schon Hoflieferant war - der Königshäuser von Preußen, von Belgien und der Niederlande. Die alte Tradition setzen wir heute eigentlich fort - früher nahm Bundeskanzler Helmut Kohl die Printen mit zu Reagan und Bush, 2007 kamen unsere Produkte unter anderem beim G-8-Gipfel zum Einsatz.

In Ihrem Büro hängen auch Danksagungen von Henry Kissinger, George Bush senior und Bill Clinton. Statt Fernsehwerbung zu schalten, mischen Sie sich gerne unter die Schönen und Mächtigen der Welt. Ist das effizienter?

Bei solchen Veranstaltungen sammelt man Kontakte, dann schickt man Produkte, dann trifft man sich wieder und es entwickeln sich auch Freundschaften. Ich engagiere mich zum Beispiel für die Clinton Global Initiative und werde zu seinen Veranstaltungen eingeladen. Da kommen auch immer 50 Staatschefs, neben Unternehmern wie Warren Buffet, Künstlern wie Brad Pitt und Angela Jolie oder Sportlern wie Andre Agassi. Ich bin auch schon lange im Komitee der Aids-Gala in Cannes, da sind natürlich auch die ganzen Hollywood-Stars. Auch Elton John ist ein guter Bekannter.

Lambertz ist in den vergangenen Jahren zweistellig gewachsen, zuletzt auf mehr als 500 Millionen Euro Umsatz. Sind Printen und Dominosteine krisensicher?

In Deutschland spüren wir noch keine Auswirkungen der Krise. Das liegt aber auch am niedrigen Preisniveau. Wenn man im Discounter für 250 Gramm Dominosteine 95 Cent bezahlt, tut das Verbrauchern nicht wirklich weh. Bis die Krise in den Läden ankommt, wird es noch eine Weile dauern. Nur bei den sehr teuren Lebkuchen werden die Verbraucher etwas vorsichtiger. In den USA, wo wir große Ketten vor allem mit deutschen Keksen beliefern, halten sich die Kunden bei teuren Produkten schon jetzt massiv zurück.

Ihre Exportquote liegt bei 14 Prozent. Wird das Auslandsgeschäft jetzt schwieriger?

Je teurer die Produkte, umso schwieriger wird es. Die besten Märkte für uns sind in Osteuropa. Die großen Handelsketten haben den Markt erschlossen und wir waren gut dabei. In Polen, wo wir über eine eigene Produktion verfügen, isst man das ganze Jahr Lebkuchen, das ist für uns ein Schlaraffenland. Der Markt in Westeuropa stagniert dagegen seit vielen Jahren. Aber auch dort wird es wegen der Wirtschaftskrise schwerer. In Russland haben wir Probleme, überhaupt unser Geld zu bekommen.

Mit welchen Folgen?

Die Produktion für Russland drosseln wir schon jetzt. Der Plan, dort ein Werk zu errichten, hat sich im Moment überholt. Auch in den USA werden wir - anders als noch vor vier, fünf Monaten geplant - vorerst keine neue Fabrik bauen.

Müssen Sie sich Sorgen um das Weihnachtsgeschäft machen?

In diesem Jahr noch nicht. Im Moment ist die Psychologie weiter als die Realität. Der wirtschaftliche Schaden durch die Krise ist bei vielen Leuten noch gar nicht angekommen. Die Beschäftigungsquote ist hoch, den Leuten geht es noch gut. Trotzdem haben sie den Eindruck, dass es ihnen schlecht geht. Die Frage ist, wann das auf den Konsum durchschlägt.

Als Folge der Finanzkrise rufen viele Unternehmen nach dem Staat. Haben Sie dafür Verständnis?

Das ist eine überraschende Wendung, vor allem im Bankenbereich. Staatliche Unterstützung ist in der jetzigen Situation zwar grundsätzlich richtig. Aber wo fängt man an und wo hört man auf? Die Mittelständler haben auch Probleme, jetzt Kredite zu bekommen, denen hilft aber keiner, obwohl sie die meisten Arbeitsplätze in Deutschland stellen. Nur bei den großen Tankern springt der Staat ein. Das ist ziemlich ungerecht.

Sie beklagen die niedrigen Preise. Allerdings beliefert Lambertz alle Discounter mit Printen, Lebkuchen und Dominosteinen, wenn auch nicht unter eigenem Namen. Passt das zusammen?

Man kann die Welt beklagen, in der man lebt, oder sich den Verhältnissen anpassen. 50 Prozent der Umsätze mit Süßwaren werden in Deutschland im Discounter gemacht, bei Lambertz liegt der Anteil etwas niedriger. Wenn ich mich für zu fein halten würde, den Discounter zu beliefern, würde ich mich also von 50 Prozent des Marktes ausschließen.

Das hat Ihr Onkel und Vorgänger noch etwas anders gesehen.

Stimmt, aber Lambertz hätte diese Haltung als Unternehmen fast nicht überlebt. Wir haben noch Mitte der 70er Jahre ausschließlich das feinste Geschäft in der Stadt beliefert. Als ich 1977 die Leitung übernahm, hat der Chef einer großen Handelskette zu mir gesagt: "Was machen Sie eigentlich, wenn die letzte Frau Kommerzienrätin gestorben ist?" Wenn wir uns nicht angepasst hätten, wären wir wahrscheinlich nicht mehr da. Zum Start des Weihnachtsgeschäfts haben Sie die Preise zweistellig erhöht.

Inzwischen sind viele Rohstoffe wie Mehl und Butter wieder deutlich billiger geworden. Werden Sie die Preise jetzt wieder senken?

Damit können wir leider nicht dienen. Schokolade und Kokos sind sogar teurer geworden, Honig auch, weil der chinesische Markt quasi zusammengebrochen ist. Wenn das so bleibt, werden wir Anfang des Jahres noch einmal eine Preiserhöhung ankündigen müssen. Für die nächsten drei oder vier Monate sehe ich aber keine Erhöhung.

Können Sie Ihr Wachstumstempo auch 2009/10 beibehalten?

Wir rechnen für das nächste Geschäftsjahr mit einer Steigerung um bis zu acht Prozent - aber allein durch die Preiserhöhungen dieses Jahres. Bei den Mengen müssen wir froh sein, wenn wir das alte Niveau halten können.

Eine Zeitung schrieb mal über Sie: "Bühlbecker ist die Firma und die Firma ist Bühlbecker." Sie sind 58. Ist die Strategie nicht gefährlich?

Das sieht von außen so aus, weil ich ja Außenminister und Botschafter meines Unternehmens bin. Aber wir haben vorgesorgt: Wir haben schon vor Jahren eine Geschäftsführung mit drei Geschäftsführern eingerichtet. Ich habe allerdings vor, noch eine ganze Weile dabei zu bleiben.

Haben Sie jemals an einen Börsengang gedacht?

Selbstverständlich, aber solange ich das Unternehmen leite, wird das nicht mehr geschehen. Man ist dann sehr mit Dingen beschäftigt, die nicht das eigentliche Geschäft betreffen, sondern vor allem die Pflege des Aktienkurses. Außerdem müsste ich das Familienunternehmen Lambertz dann in fremde Hände legen und mich von Anteilen trennen. Das will ich nicht.

Vor sieben Monaten haben Sie Ivana Trump zur Hochzeit eine 3,5 Meter hohe Torte mit goldenen Engeln geschenkt. Jetzt trennt sie sich schon wieder. Hat die Torte vielleicht zu große Erwartungen geweckt?

An der Torte lag es sicher nicht. Ich habe Ivana gerade in Paris getroffen, mit einem neuen Begleiter. Aber die große Liebe ist das nicht. Wir arbeiten jedenfalls noch nicht an einer neuen Torte.

Das Gespräch führte Maren Peters.

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