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Schwere Panzer galten in Europa lange als Auslaufmodell - bis zum Konflikt zwischen der Ukraine und Russland.

© picture alliance / dpa

Hersteller von Leopard 2: Krauss-Maffei Wegmann und Nexter fusionieren

Mit der Ukraine-Krise erleben Rüstungskonzerne eine Renaissance. Doch der deutsch-französische Zusammenschluss von KMW und Nexter wirft Fragen auf.

Es ist die spektakulärste Rüstungsfusion seit vielen Jahren. Die bayerische Panzerschmiede Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und der französische Wettbewerber Nexter Systems wollen zusammengehen. Der Vertragsabschluss wird für nächste Woche erwartet.

Ist die Vereinigung der beiden Rüstungsunternehmen damit perfekt?

Noch nicht. Anschließend muss das Wirtschaftsministerium in Berlin die Vereinbarkeit mit dem Außenwirtschaftsgesetz prüfen. Dafür ist ein Monat vorgesehen. Gibt es in dieser Zeit keine Einwände, gilt die Genehmigung als erteilt. In Frankreich wurde in dieser Woche eine Gesetz verabschiedet, dass die Privatisierung des bisher staatlichen Rüstungsbetriebs zulässt.

Warum wollen KMW und Nexter fusionieren?

Seit Ende des Kalten Krieges bekam die Branche Einsparungen in europäischen Rüstungsetats zu spüren. Der „Leopard 2“ ist weltweit begehrt, aber Deutschland hat Waffenexporte streng reguliert. Die Fusion von KMW und Nexter hat Frankreichs Präsident François Hollande Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schmackhaft gemacht. Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) kritisierte, dass 28 EU-Staaten jeweils eigene Waffensysteme haben und separat einkaufen.

Der Zusammenschluss soll Doppelarbeit bei Forschung und Entwicklung sparen, Einkauf und Vermarktung bündeln und so die Kosten senken. Zusammen käme die neue KMW-Nexter-Holding auf knapp zwei Milliarden Euro Umsatz.

Galten schwere Panzer nicht als Auslaufmodell?

Das stimmt. Im Zuge der Bundeswehrreform war noch eine Obergrenze von 225 „Leopard 2“-Kampfpanzern beschlossen worden. Aber als Konsequenz aus der Ukraine-Krise hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die Grenze auf 328 erhöht und den Rückkauf von 100 bereits ausgemusterten „Leopard 2“ angeordnet. Außerdem soll die Bundeswehr 131 zusätzliche Transportpanzer „Boxer“ bekommen. Berlin und Paris haben Anforderungen an einen neuen Kampfpanzer abgestimmt, der ab 2030 den „Leopard 2“ ablösen soll.

Wer baut Panzer?

Marktführer in Europa ist nach eigenen Angaben Krauss-Maffei Wegmann. Das Familienunternehmen beschäftigt in München, Kassel und an kleineren Standorten 3200 Mitarbeiter. Mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall zusammen baut KMW neben dem Radpanzer „Boxer“ auch den Schützenpanzer „Puma“. Der französische Konkurrent Nexter hat wie KMW rund 3000 Mitarbeiter und stellt unter anderem den Kampfpanzer „Leclerc“ her.

Was bedeutet das für Know-how und Arbeitsplätze?

Etwa 220.000 Menschen arbeiten laut Bundesverband der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie bei deutschen Rüstungsfirmen und Zulieferern. Ihre Panzer, Raketen und U-Boote sind zwar international begehrt, aber die Firmen sind im Vergleich zu US-Giganten wie Lockheed Martin und Boeing oder der britischen BAE Systems klein. Neben der Airbus-Rüstungssparte zählen Rheinmetall und KMW noch zu den größeren.

Kritiker befürchten den Ausverkauf deutscher Panzertechnik. Der SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold befürchtet, dass KMW zunehmend ein französisches Unternehmen wird und Technologie ins Nachbarland abwandert.

Die IG Metall gibt sich gelassener. KMW habe den Erhalt der deutschen Arbeitsplätze in den nächsten Jahren zugesichert. Auf Arbeitnehmerseite herrsche keine Beunruhigung.

Exportiert Deutschland viele Waffen?

Seit der Bundestagswahl 2013 hat die schwarz-rote Regierung Waffenexporte für mehr als 2,3 Milliarden Euro genehmigt - darunter viele Schiffe. Die SPD will eigentlich bremsen. Gabriel sagte, einen Verkauf von Kampfpanzern nach Saudi-Arabien werde es mit ihm nicht geben.

Ist Frankreich bei Waffenexporten nicht großzügiger?

Frankreich verkauft offensiv ins Ausland und ist weltweit eine der führenden Exportnationen. Die für Rüstungsexporte zuständige Direction générale de l'Armement sieht sich selbst als „wichtiger Partner für die internationale Entwicklung französischer Unternehmen“. In den vergangenen zehn Jahren kam ein Drittel aller französischer Exporte aus Waffenschmieden des Landes. Allein 2013 brachten Rüstungsverkäufe ins Ausland 6,9 Milliarden Euro Umsatz.

Frankreichs Außenminister Laurent Fabius will bei Fusionen wie bisher freie Fahrt für Exporte. Die arabischen Staaten sind aus französischer Sicht ein riesiger Markt, auch in Sachen Rüstung. Zuletzt orderte Katar 24 französische Rafale-Kampfjets für 6,3 Milliarden Euro. (dpa)

Roland Losch, Michael Fischer, Gerd Roth

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