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Wirtschaft: Heuschrecken drehen mit

Privatinvestoren steigen ins Filmgeschäft ein

Sie kaufen Autobahnen, Flug- oder Seehäfen. Sie übernehmen Unternehmensanteile und bringen das Management auf Trab. Und jetzt lehren Private-Equity-Firmen Hollywood das Filmen. Privates Beteiligungskapital gibt es reichlich weltweit. Und die Finanzinvestoren suchen deshalb nach immer neuen Möglichkeiten, es gewinnbringend anzulegen. Eine Option sind Filme, weil die Menschen weltweit unterhalten werden wollen.

In den vergangenen drei Jahren haben Hedgefonds und Beteiligungskapitalgeber nach Expertenschätzung vier bis sechs Milliarden Dollar ins Filmgeschäft gesteckt. Bei manchen größeren Produktionen in Hollywood liegt der Anteil an der Finanzierung schon bei 30 Prozent.

Eines der letzten großen Geschäfte hat der Medienkonzern Viacom, zu dem unter anderen Paramount Pictures und Dreamworks gehören, zusammen mit der Investmentbank Dresdner Kleinwort eingefädelt. Ende 2006 legten sie den Fonds „Melrose Investors 2 LLC“ auf, mit dessen Hilfe 30 Filme produziert werden sollen. Geld aus dem Fonds steckt bereits in „Mission Impossible III“, „World Trade Center“, in dem Kriegsdrama „Flags of Our Fathers“ und in „Dreamgirls“, der für acht Oscars nominiert wurde. Das Kapital stammt von Investmentbanken bis zu Hedge- und Private-Equity-Fonds. Sie hoffen über komplizierte Finanzkonstruktionen eine Rendite von 20 Prozent und mehr zu erzielen.

Auf ähnliche Weise haben sich jüngst Sony Pictures und Universal bei Hedge-Fonds 700 Millionen Dollar besorgt. 20th Century Fox holte sich mithilfe von Dune Capital Management, an der der Milliardär George Soros zeitweise beteiligt war, 350 Millionen Dollar.

Doch der Erfolg eines Films ist schwer zu kalkulieren. Überraschungen – totaler Flop oder Kassenschlager – kommen häufig vor. Ein Rechtsberater sagt: „Es ist wie in Las Vegas.“ Schlecht für Banker, die genau wissen wollen, was mit ihrem Geld passiert. Laura Fazio, Branchenspezialistin bei Dresdner Kleinwort, sagt, deshalb sei ihr Risiko auch quer durch das Filmprogramm verteilt. So erklärt sich auch, weshalb Fonds wie „Melrose 2“ für eine ganze Reihe von Filmen aufgelegt werden. Das Investment in einen einzigen Streifen wäre viel zu risikoreich.

Bei deutschen Produktionen spielt Beteiligungskapital eine Nebenrolle. „Private Investoren gibt es nach wie vor wenige“, sagt Thomas Winnacker von First Berlin Equity Research. Eine Neuerung aus den USA übernahm die Berliner Senator Entertainment: „Securitization“. „Dabei werden Auswertungsrechte an Filmen an Private-Equity-Investoren ganz oder zeitweise verkauft“, erklärt Winnacker. Der Vorteil: gesichertes, verfügbares Bargeld für neue Produktionen – auch wenn auf potenziell höhere Gewinne verzichtet wird. Die Private-Equity-Firmen minimieren zugleich damit ihr Risiko, indem sie ihr Geld verteilen – auf die Rechte an bereits produzierten Filmen und die Rechte an künftigen Produktionen.

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