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Wirtschaft: Hochtief: Der Hochbau bringt dem Konzern Verluste

Der größte deutsche Baukonzern, die Hochtief AG aus Essen, die auch am Bau des geplanten neuen Großflughafen in Berlin-Schönefeld mit von der Partie ist, hat sich mit einer Holdingstruktur ein neues Gesicht gegeben und durch den Ausbau des Auslandsgeschäfts auch den Charakter geändert. Davon verspricht sich die RWE-Tochter 2001 eine deutliche Ergebnisverbesserung.

Der größte deutsche Baukonzern, die Hochtief AG aus Essen, die auch am Bau des geplanten neuen Großflughafen in Berlin-Schönefeld mit von der Partie ist, hat sich mit einer Holdingstruktur ein neues Gesicht gegeben und durch den Ausbau des Auslandsgeschäfts auch den Charakter geändert. Davon verspricht sich die RWE-Tochter 2001 eine deutliche Ergebnisverbesserung. "Wir haben uns vom deutschen Bauunternehmen mit erfolgreichem Auslandsgeschäft zum internationalen Systemanbieter gewandelt, der auch in Deutschland seine Chancen nutzt," sagte Vorstandschef Hans Peter Keitel am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz. Der Auslandsanteil an der Bauleistung beträgt 75 Prozent und soll auf 80 Prozent steigen.

Eine Wandlung, die dringend nötig war: In Deutschland schreibt der Konzern im Bereich Hochbau Verluste. Unakzeptabel, meinte Keitel, warnte aber vor Fehlinterpretationen. Betroffen seien nur einige größere Projekte. Zudem seien einige Verlustbaustellen, etwa das Sony-Center in Berlin, noch nicht vollständig abgerechnet. Für 2001 wird daher ein ausgeglichenes Ergebnis erwartet. In den anderen sechs Sparten schreibt Hochtief schwarze Zahlen, auch in Deutschland.

Auf dem deutschen Baumarkt sieht Keitel indes noch keine Wende zum Besseren. Im Gegenteil: Länder und Gemeinden wollen ihre Bauinvestitionen weiter senken. "Der deutsche Baumarkt ist mittlerweile kaputtgespart," monierte der Hochtief-Chef. Er reklamiert eine Änderung des Vergaberechts. Vor der Angebotsbearbeitung wichtiger Projekte müsse sich ein Bewerber zunächst qualifizieren, um den Kreis der Bieter dann begrenzen zu können. "Damit entfällt das heute übliche Bieter-Lotto zur Ermittlung des billigen Jakob."

Gleichzeitig appellierte Keitel an die Politik, mehr privatfinanzierte öffentliche Bauleistungen zuzulassen, beispielsweise den Betrieb von ganzen Strecken auf Bundesfernstraßen. "Hochtief steht bereit, in solche Mautprojekte zu investieren." Keitel regte außerdem an, neben Verkehrsprojekten auch den privatfinanzierten Bau von Schulen oder Gefängnissen zu ermöglichen. Im laufenden Geschäftsjahr 2001 soll der Umbau des Konzerns erste Früchte tragen. Nach der Umstrukturierung in eine Holding mit den beiden als AG geführten Tochtergesellschaften Building (Hochbau) und Civil (Tief- und Ingenieurbau) sowie dem Verkauf nicht rentabler Bereiche, wie jetzt der Hochtief Umwelt GmbH an die RAG Umwelt GmbH, rechnet der Konzern mit einer Ergebnisverbesserung. Keitel betonte, dass der Umbau nicht die Trennung vom Hochbau einleite.

Das Konzernergebnis werde allerdings nicht das Rekordniveau von 1999 erreichen, sagte Keitel. Im Geschäftsjahr 2000 ist das Ergebnis vor Steuern "ausschließlich wegen der schwierigen Situation im deutschen Hochbau" von 301 auf 205 Millionen Euro zurückgegangen. Die Bauleistung stieg von 8,4 auf 13 Milliarden Euro.

Zu den Plänen des Mutterkonzerns RWE, der sich von seiner Mehrheitsbeteiligung (56 Prozent) trennen will, sagte Keitel, dass derzeit gemeinsam mit RWE ein Konzept entwickelt werde. Eine Lösung über die Börse oder den Verkauf an einen Wettbewerber schließt Keitel aus. Hochtief kauft indessen massiv eigene Aktien auf. Derzeit beträgt der Anteil knapp zehn Prozent am Grundkapital. Der Free Float beläuft sich aktuell auf 24 Prozent. Hochtief zählte am Dienstag zu den Gewinnern auf dem Parkett.

agr

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