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Wirtschaft: Hoffnung auf zweite Jahreshälfte

Berliner Arbeitsamtschef erwartet nur wenig mehr Arbeitslose im Jahresdurchschnitt Berlin (alf).Klaus Clausnitzer, Präsident des Landesarbeitsamtes Berlin-Brandenburg, erwartet in diesem Jahr nur eine leichte Zunahme der Arbeitslosigkeit in der Region.

Berliner Arbeitsamtschef erwartet nur wenig mehr Arbeitslose im Jahresdurchschnitt Berlin (alf).Klaus Clausnitzer, Präsident des Landesarbeitsamtes Berlin-Brandenburg, erwartet in diesem Jahr nur eine leichte Zunahme der Arbeitslosigkeit in der Region.Zwar würden in den kommenden Monaten die Erwerbslosenzahlen weiter deutlich steigen.Im zweiten Halbjahr rechne er jedoch aufgrund der prognostizierten konjunkturellen Entwicklung mit einer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt, sagte Clausnitzer am Donnerstag anläßlich der Veröffentlichung der jüngsten Arbeitsmarktstatistiken.Im Jahresdurchschnitt geht Clausnitzer von 240.000 Arbeitslosen in Berlin (1996: 236.000) und 190.000 (187.000) in Brandenburg aus.Die Arbeitslosenquote würde sich entsprechend in beiden Ländern bei rund 16 Prozent einpendeln; im vergangenen Jahr lag die Durchschnittsquote in Brandenburg bei 16,2 (1995: 14,2) Prozent und in Berlin bei 15,3 (1995: 13,6) Prozent.Allerdings droht die relativ optimistische Voraussage durch die Kürzung der Arbeitsmarktpolitik nichtig zu werden.Clausnitzer zufolge haben die hiesigen Arbeitsämter in diesem Jahr 500 Mill.DM weniger für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zur Verfügung.Das werde zu "Einschnitten bei neuen Maßnahmen" führen.Demgegenüber setze er große Hoffungen in die Reform des Arbeitsförderungsgesetzes, wodurch von April an verstärkt Lohnkostenzuschüssen für Kleinunternehmen gezahlt werden könnten.Ferner sollten die Arbeitsämter ihre Ressourcen stärker bündeln, beispielsweise weniger Umschulungsmaßnahmen (die zwei Jahre dauern), sondern mehr kurzfristige Qualifizierung fördern.Clausniter hofft nicht, daß die Arbeitsämter im Verlauf des Jahres mit einem Bewilligungsstopp auf die sich abzeichnende Lücke im Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit reagieren müßten; es werde jedoch "sehr eng werden". Die jüngsten Zahlen betreffend teilte der Präsident mit, im Dezember seien knapp 170.000 Berliner und Brandenburger in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen untergebracht gewesen, "hauptsächlich aufgrund auslaufender Vorruhestandsleistungen" waren das 40.100 weniger als vor einem Jahr.Gleichzeitig erhöhte sich die Arbeitslosenzahl um 40.600 auf 437.600 Ende Dezember; entsprechend stieg die Quote binnen Jahresfrist von 14,6 auf 16,2 Prozent.Bemerkenswert dabei ist der unterschiedliche Verlauf in den Ländern: Von August letzten Jahres an entwickelt sich der Arbeitsmarkt in Brandenburg ungünstiger als in Berlin.Clausnitzer führt das vor allem auf die Krise in der Bauwirtschaft, sowie auf Entlassungen im Bergbau und in den Gebietskörperschaften zurück.Besonders viele brandenburgische Arbeitslose suchen derzeit eine Tätigkeit in Verwaltungs- und Büroberufen (27.900), als Warenkaufleute (17.900) und im Landwirtschaftsbereich (15.600).Auch in Berlin fragen Arbeitslose vor allem Verwaltungs- und Büroberufe nach (33.600), gefolgt vom Handel (19.000) und Sozial-, Erziehungs- und wissenschaftlichen Berufen (15.400).Insgesamt wurden Ende letzten Jahres 242.000 Arbeitslose in Berlin gezählt, 19.300 mehr als vor einem Jahr. In einer Stellungnahme zu den jüngsten Zahlen sprach die Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg, Christiane Bretz, von einem "gesellschaftspolitischen Skandal": Während sich die Zahl der Arbeitslosen in den vergangenen fünf Jahren um 22 Prozent erhöht habe, sei das Volumen der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen halbiert worden.Arbeitssenatorin Christine Bergmann bewertete die Zahlen als "einfach erschreckend".Noch nie in der Nachkriegszeit sei die Arbeitslosigkeit so hoch gewesen wie jetzt, die Prognosen seien "noch düsterer".Bretz forderte die Unternehmen auf, Überstunden abzubauen, neue Arbeitszeitmodelle zu erproben und die Arbeitszeiten zu verkürzen.Die Überstunden betreffend bestätigte das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Meldungen, wonach 1996 rund 1,8 Mrd.Überstunden in der deutschen Wirtschaft geleistet wurden, das sind rund zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Präsident Clausnitzer bilanzierte sichtlich zufrieden die Vermittlungstätigkeit der Arbeitsämter und der privaten Vermittler im vergangenen Jahr: Mit 296.400 Stellen vermittelten die Ämter knapp 21.000 Personen mehr in Arbeitsverhältnisse als 1995.Die von April 1994 an zugelassenen gewerbsmäßigen Arbeitsvermittler haben den Angaben zufolge im ersten Halbjahr 1996 in Berlin-Brandenburg "am Abschluß von höchstens 4500 Arbeitsverhältnissen mitgewirkt", im gleichen Zeitraum zählten die Arbeitsämter knapp 145.000 Vermittlungen.Als Konkurrenten sind die Privaten deshalb für Clausnitzer "vernachlässigbar".

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