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Wirtschaft: Hoher Ölpreis verdoppelt Nachfrage nach Solaranlagen

Allein in diesem Sommer 14000 neue Kunden / Sinkt der Eurokurs, könnte sich die Entwicklung noch beschleunigen

Berlin - Dank des hohen Ölpreises hat sich die Nachfrage nach Solarwärmeanlagen in diesem Sommer glatt verdoppelt. Dies erfuhr der Tagesspiegel von der Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft (UVS). So wurden in den Monaten Juni und Juli deutschlandweit 14000 Solarwärmeanlagen verkauft – im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es erst 7000. „Wir nähern uns der Wirtschaftlichkeit“, sagt Karl-Heinz Remmers, Vorstandsvorsitzender der Berliner Solarpraxis AG.

Schon in den vergangenen Jahren hatte die Solarbranche einen enormen Boom verzeichnet. Allerdings galt dies wegen der Förderung durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) vor allem für die Photovoltaik, also die Stromgewinnung aus Sonnenlicht. Dagegen war die Solarthermie, also die Wärmegewinnung, in den Hintergrund gerückt. Denn für solche Anlagen gibt es nur Starthilfen und keine laufenden EEG-Zuschüsse.

Doch der hohe Ölpreis macht nun auch Solarwärmeanlagen interessant. „Mit Solarstrom kann man Kohle und Atom ersetzen“, erklärt Remmers, „Öl hingegen nur durch Solarwärme.“ Bei einem Heizölpreis von derzeit 62 Cent je Liter sehen das offenbar auch immer mehr Privatleute so.

Laut UVS lässt sich auf einem durchschnittlichen Einfamilienhaus eine zehn Quadratmeter große Solarkollektoranlage montieren. Die Kosten dafür liegen bei rund 6000 Euro, wobei das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) einen Zuschuss von 1300 Euro zahlt. „Der Warmwasserbedarf lässt sich dadurch um zwei Drittel senken, die Heizkosten um weitere 15 bis 20 Prozent“, sagt Remmers. Insgesamt könne der Haushalt dadurch 500 Liter Öl pro Jahr sparen. „Beim aktuellen Heizölpreis entspricht dies rund 300 Euro“, erklärt Remmers. Die Lebensdauer einer Anlage beträgt 20 Jahre.

Ohne den staatlichen Zuschuss ist die Solarthermie damit zwar immer noch nicht rentabel. „Ab einem Heizölpreis von 80 Cent wird es allerdings interessant“, sagt Remmers.

Dass ein solches Szenario nicht unrealistisch ist, zeigt ein Blick auf die Wechselkursentwicklung der vergangenen Jahre. „Schließlich ist das Verhältnis vom Euro zum Dollar für die Energiekosten in Deutschland entscheidend“, erklärt Remmers. Denn Rohöl wird in Dollar gehandelt, die deutschen Verbraucher bezahlen ihr Heizöl dagegen in Euro. „Wäre der Euro so schwach wie vor fünf Jahren, würde der Liter Heizöl heute mehr als einen Euro kosten“, rechnet Remmers vor. Im Jahr 2000 hatte ein Euro nur 0,83 Dollar gekostet, heute sind es 1,22 Dollar.

Doch auch ohne Rechenspiele ist die Solarthermie schon näher an der Rentabilität als die Photovoltaik: Bei der Solarwärme macht der staatliche Zuschuss nur 20 Prozent der Kosten aus, Solarstrom hingegen wird zu 90 Prozent über das EEG finanziert.

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