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Bittere Zahlen. Telekom-Chef René Obermann steht vor Herausforderungen. Foto: dpa

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Wirtschaft: Home, sweet home

Die Telekom verdient nur in Deutschland gut. Im Ausland laufen die Geschäfte schlecht

Berlin - Es war nur eine kurze Verschnaufpause. Vor sechs Wochen erntete Telekom-Chef René Obermann noch Beifall für den angekündigten Verkauf des Mobilfunkgeschäfts in den USA. Nun blicken Investoren wieder skeptisch auf das Unternehmen. Im ersten Quartal 2011 ging der Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode in allen Märkten zurück: in Deutschland um 3,2 Prozent auf sechs Milliarden Euro, in Europa – wenn man die Entkonsolidierung von T-Mobile in Großbritannien berücksichtigt – um acht Prozent auf 3,7 Milliarden Euro, und in den USA um 1,2 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. „Die Zahlen zum ersten Quartal lassen erkennen, dass weitere Herausforderungen auf uns warten“, sagte Obermann am Freitag.

Besonders bitter ist der Rückgang im Europa-Geschäft, weil zu dem die eigentlich als Wachstumsträger gekauften Töchter auf dem Balkan und in Südeuropa zählen. Erst 2013 werde der Umsatz hier wieder wachsen, räumte Obermann ein. Wegen der Wirtschaftskrise habe die Telekom etwa in Rumänien und Griechenland jeweils zehn Prozent ihres Umsatzes eingebüßt, gleichzeitig belasteten staatliche Eingriffe wie eine neue Steuer in Ungarn die Erlöse, berichtete die Telekom. In Griechenland hatte das Unternehmen vor drei Jahren für 3,9 Milliarden Euro eine Beteiligung am Ex-Staatsmonopolisten OTE erworben.

Einen Lichtblick gab es doch: Das Deutschlandgeschäft erwies sich in den ersten drei Monaten als sehr profitabel. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um 3,7 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Im Gesamtkonzern sank es wegen des schwachen Auslandsgeschäfts um 8,4 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro.

Das Sorgenkind T-Mobile USA, das an den US-Konkurrenten AT&T für 28 Milliarden Euro verkauft werden soll, verlor knapp eine halbe Million der für die Telekom lukrativen Vertragskunden. „Was für ein Glück, dass die Telekom ihr US- Geschäft noch rechtzeitig und zu solch einem schönen Preis losgeworden ist“, kommentierte Joeri Sels, Analyst bei der DZ Bank. Die US-Wettbewerbsbehörden prüfen die Übernahme bis voraussichtlich Mitte 2012.

Die Enttäuschung über die Quartalszahlen war am Kurs deutlich abzulesen: Kurz nach Handelsbeginn gaben die T-Aktien um bis zu 2,4 Prozent auf 10,90 Euro nach und gehörten damit zu den schwächsten Werten im Dax. Im Verlauf des Tages konnten sich die Papiere wieder erholen.

Das Urteil der Analysten fiel eindeutig aus, denn die Zahlen lagen leicht unter den ohnehin schwachen Markterwartungen. Dürftig seien die vorgelegten Zahlen gewesen, sagte Analyst Sels. „Das Unternehmen ist in fast allen Ländern und Geschäftsbereichen mit harten Bedingungen konfrontiert.“ Noch halte die Telekom zwar an ihrem Ziel fest, vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen ein Ergebnis von 19,1 Milliarden Euro zu erreichen. Die Prognose basiere aber auf konstanten Wechselkursen. Bei der nachteiligen Entwicklung des Dollar-Kurses werde das Unternehmen dieses Ziel effektiv wohl verfehlen, meinte Sels. Corinna Visser

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