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Unerwünschte Person. Bankchef Nonnenmacher wird vorgeworfen, einen Manager durch fingierte Beweismittel aus der Bank gedrängt zu haben.

© dapd

HSH Nordbank: Dr. No muss gehen

Hamburg und Schleswig-Holstein lassen HSH-Chef Nonnenmacher fallen - wenn es nach der CDU geht, ohne Abfindung. Am Ende wurde ihm nicht nur seine Rolle bei riskanten Geschäften zum Verhängnis.

Persönlich haben sie sich offenbar nicht vor die Kameras getraut, und alleine schon gar nicht: Die Regierungschefs von Hamburg und Schleswig-Holstein, Christoph Ahlhaus und Peter Harry Carstensen (beide CDU) ließen ihre Pressesprecher am Dienstag zeitgleich in Kiel und Hamburg eine Erklärung verlesen, in der sie den Aufsichtsrat der HSH Nordbank aufforderten, den ungeliebten Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher zu entlassen. Beide Länder sind insgesamt mit 85,5 Prozent an der Landesbank beteiligt.

Nonnenmacher fing 2007 bei der HSH an. Als sie ein Jahr später wegen riskanter Spekulationen in Schieflage geriet und Vorstandschef Hans Berger den Hut nehmen musste, rückte Nonnenmacher vom Posten des Finanzchefs an die Spitze. Dort nahm er den Umbau der Bank in Angriff: Er tauschte fast den kompletten Vorstand aus, verlagerte giftige Wertpapiere und faule Kredite in eine interne „Bad Bank“ und nahm Abschied vom Expansionskurs seines Vorgängers. Mit Erfolg: Im zweiten Quartal dieses Jahres erzielte die Bank erstmals seit langem einen operativen Gewinn.

Zum Verhängnis wurde dem bankintern „Dr. No“ genannten Nonnenmacher schließlich nicht nur seine umstrittene Rolle bei riskanten Geschäften aus der Zeit vor seinem Amtsantritt, sondern vor allem eine Spitzelaffäre. Dem Bankchef wird vorgeworfen, einen Manager durch fingierte Beweismittel aus der Bank gedrängt zu haben, weil dieser Interna verraten haben soll. Auf der Suche nach potenziellen Geheimnisverrätern beauftragte die Bank eine Detektei. Sie soll auch Politiker ausgespäht haben.

„Es ist schon jetzt ein politischer und moralischer Schaden entstanden, weil die Bank zuletzt regelmäßig im Zusammenhang mit kriminellen Methoden erwähnt wurde“, sagt Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Kubicki. Der kleine Koalitionspartner FDP hat in Kiel maßgeblich auf die Entscheidung gedrängt, Nonnenmacher zu entlassen. Genauso wie die Grünen in Hamburg. Dass die CDU zunächst gezögert hat, liegt auch daran, dass die Vorwürfe gegen Nonnenmacher nicht bewiesen sind. Ohne eine Pflichtverletzung aber kann der Vorstandschef nicht vorzeitig aus dem Amt entlassen werden – es sei denn, man einigt sich mit ihm auf eine Abfindung.

„Ich sehe das nicht“, sagte Christian von Boetticher, CDU-Fraktionschef im Kieler Landtag und designierter Nachfolger von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, dem Tagesspiegel. In den vergangenen Tagen seien einige Zweifel an dem rechtmäßigen Verhalten Nonnenmachers aufgetaucht. Ob der Bankvorstand noch Anspruch auf eine Abfindung habe, müsse der Aufsichtsrat jetzt prüfen. Das Kontrollgremium müsse nun einen Weg finden, wie man sich möglichst ohne weitere Zahlungen von Nonnenmacher trennen könne.

Chef des Gremiums ist Hilmar Kopper, ehemaliger Vorstand der Deutschen Bank. Nur er kann Nonnenmacher entlassen. Lange Zeit hatte Kopper an dem Vorstandsvorsitzenden festgehalten. Am Dienstag nun hieß es aus Regierungskreisen, Kopper wolle dem Wunsch der Landeschefs nachkommen. CDU-Fraktionschef von Boetticher sagte weiter, das Land wolle sich von der HSH Nordbank trennen, wenn die Restrukturierung abgeschlossen sei. Eine von politischen Interessen bestimmte Koalition könne nicht agieren wie ein privater Gesellschafter, sagte von Boetticher: „Der Staat tut nicht gut daran, eine Bank zu besitzen.“

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