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Wirtschaft: Hypo-Vereinsbank: Bankkonzern macht bei Privatkunden Unterschiede

Um auch im Filialgeschäft wieder profitabel zu arbeiten, teilt die Bayerische Hypo-Vereinsbank (HVB) AG, München, ihre Privatkunden künftig in zwei Klassen ein. Anders als beim Konkurrenten Deutsche Bank werde bei der HVB aber nicht in reiche Klientel und Normalverbraucher "zwangsselektiert", betonte HVB-Vorstand Eberhard Rauch in München.

Um auch im Filialgeschäft wieder profitabel zu arbeiten, teilt die Bayerische Hypo-Vereinsbank (HVB) AG, München, ihre Privatkunden künftig in zwei Klassen ein. Anders als beim Konkurrenten Deutsche Bank werde bei der HVB aber nicht in reiche Klientel und Normalverbraucher "zwangsselektiert", betonte HVB-Vorstand Eberhard Rauch in München. Die rund 3,6 Millionen Privatkunden der Bayern könnten sich frei für eine der beiden Gruppen entscheiden, denen unterschiedlich intensive Beratung und andere Produkte angeboten würden. Wer auch künftig eine umfassende Beratung durch kundige Spezialisten wünsche, müsse eine Art "Clubmitglied" werden, kündigte Rauch an. Beraten werde dann in einer "Clublounge", deren Räumlichkeiten von der normalen Filiale getrennt seien. Für diese individuelle Sonderbehandlung müsse ein Kunde aber abhängig vom Zeitaufwand und der Transaktionshäufigkeit extra bezahlen. Für Normalkunden blieben zehn bis zwölf weitgehend standardisierte und auch automatisierte Basisdienste zu günstigen Konditionen.

Das Konzept soll Anfang 2002 in die Tat umgesetzt werden. Mit dem auf Freiwilligkeit basierenden Clubgedanken betrete die HVB in der Branche Neuland, sagte Rauch. Er möchte damit den Eindruck vermeiden, dass es Kunden erster und zweiter Klasse gibt. Ob sich das Konzept aber in der Praxis weit von dem etwa der Deutschen Bank unterscheidet, die ihre Kunden über die Bank 24 und das Mutterhaus willkürlich in zwei Kategorien getrennt hat, ist fraglich. Denn gezielt eine Mitgliedschaft im elitären HVB-Club anbieten will das Kreditinstitut nur vermögenden Anlegern ab 75 000 Euro Einlagevolumen. Das sind nach eigenen Angaben derzeit sieben Prozent aller Privatkunden, die allerdings 70 Prozent aller privaten Anlagegelder beisteuern. Die 93-prozentige Mehrheit der Normalkunden, auf die die restlichen 30 Prozent des Anlagevolumens entfallen, müssen selbst aktiv werden, falls sie sich ein Willkommen im Club leisten können und wollen.

Mit diesem Konzept soll die Masse der Bankkunden auf Standard-Produkte umgelenkt werden, die künftig verstärkt per Internet, Telefon oder Automat vertrieben werden. Dabei hält Rauch eine Selbstbedienungsquote von 90 Prozent für konzernweit erreichbar. Daraus hat er für die HVB eine jährliche Kostenersparnis von 400 bis 500 Millionen Euro errechnet, die erstmals 2003 oder ein Jahr später erreicht werden soll. Auch das Filialgeschäft müsse dann in jeder Kundengruppe mindestens 15 Prozent Eigenkapitalrendite erreichen. Im Vorjahr habe man mit rund 1,8 Millionen weniger vermögenden Anlegern kein Geld verdient. Durch diese Neuordnung benötigt die HVB auch weniger Personal und Filialen. Ende 2002 werde der Konzern in Deutschland noch rund 840 Standorte haben und damit über 200 weniger als Ende 2000, sagte Rauch und bekräftigte damit frühere Ankündigungen. Bereits dieses Jahr sei die Zahl der im Segment Privatkunden beschäftigten Mitarbeiter um 700 auf rund 7600 Stellen verringert worden. 2002 stünden wohl noch mindestens 500 weitere Arbeitsplätze zur Disposition.

Parallel dazu wird das Filialnetz unter der Dachmarke HVB konzernweit vereinheitlicht. Der Umbau hat zudem eine Wachstumskomponente. "Wir wollen mehr verkaufen," bekannte Rauch. Großes Potenzial sieht er dabei auch in der künftig engeren Kooperation mit der Assekuranzgruppe Münchener Rück/Ergo, die auf operativer Ebene offenbar dem Schulterschluss von Allianz und Dresdner Bank ähneln soll. Insgesamt bringe das neue Filialkonept die HVB dem Ziel, die führende Privatkundenbank Europas zu werden, einen Schritt näher, ließ Konzernchef Albrecht Schmidt mitteilen.

tmh

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