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Wirtschaft: Hypo-Vereinsbank verliert Kunden

Verlust im Privatkundengeschäft – die Bank geht trotzdem selbstbewusst in die Fusion mit Unicredito

München - Die Bayerische Hypo-Vereinsbank (HVB) ist für die bevorstehende Fusion mit dem italienischen Kreditinstitut Unicredito gut gerüstet. Obwohl das zweite Geschäftsquartal wegen der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage und Problemen im Anleihengeschäft schwächer ausfiel, sieht sich der Konzern auf gutem Weg: 2005 will die HVB eine Milliarde Euro Gewinn machen. Im Geschäft mit deutschen Privatkunden hat die Bank allerdings noch erhebliche Probleme. Die Aktie bewegte sich kaum und war bei Börsenschluss genauso viel wert wie am Vortag, nämlich 21,85 Euro.

„Trotz einer weiterhin verhaltenen Konjunkturentwicklung liegen wir voll im Plan“, sagte HVB-Chef Dieter Rampl in München. Im ersten Halbjahr konnte die HVB ihren Nettogewinn auf 566 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Im zweiten Quartal verlangsamte sich das Wachstum aber. Der Gewinn lag bei 230 Millionen Euro. Käme die Bank auf einen Jahresgewinn von einer Milliarde, woran Rampl nicht zweifelt, läge die Eigenkapitalrendite bei acht bis neun Prozent.

Höher als erwartet fielen der Zins- und Provisionsüberschuss aus. Auch die Risikovorsorge will die HVB nach milliardenschweren Abschreibungen auf faule Immobilienkredite planmäßig von 1,8 auf 1,3 Milliarden Euro zurückfahren. Enttäuschend fiel hingegen das Handelsergebnis aus, das im Vergleich zum Vorquartal von 322 auf 101 Millionen Euro einbrach. Rampl begründete dies mit Unsicherheit auf dem Kapitalmarkt; vor allem aber Belastungen auf dem Anleihenmarkt.

Die Fusion mit den Italienern, die die HVB für 15,4 Milliarden Euro übernehmen wollen, ist für Rampl nur noch eine Formalie. Am Mittwoch kamen die Unicredito-Aktionäre zu einer dreitägigen außerordentlichen Hauptversammlung zusammen, an deren Ende die Fusion abgesegnet werden soll. „Wir haben insgesamt positive Reaktionen vom Kapitalmarkt. Alles läuft wie geplant“, sagte Rampl.

Mit Skepsis dürften die Italiener in der Quartalsbilanz der HVB das schwache Deutschlandgeschäft betrachten. Während das Ergebnis der Tochter Bank Austria, die das Geschäft in Österreich und Osteuropa betreibt, kräftig stieg, ging der Gewinn im Inland erneut zurück. Zwar machten das Firmenkunden- und Immobiliengeschäft unter der Leitung von Johann Berger große Fortschritte. Das Privatkundengeschäft, das seit Jahresbeginn Ex-Citibank-Chefin Christine Licci leitet, kommt jedoch nicht aus den roten Zahlen.

Die HVB muss nun reagieren, denn Unicredito hat nur eine Bestandsgarantie von fünf Jahren für die Deutschlandsparte gegeben. Rampl hatte angekündigt, insgesamt 4200 der 26000 Arbeitsplätze im Inland zu streichen. Zudem deutete er an, künftig aggressiver um Kunden zu werben und die Abwicklung des Kundengeschäfts effizienter zu machen, um Kosten zu drücken. Intern heißt es, die HVB habe in den vergangenen Monaten „Kundenabgänge in nennenswertem Ausmaß“ zu verkraften. Analyst Konrad Becker von Merck Finck erwartet jedoch hier keinen Strategiewechsel. Es gebe kein „Geheimrezept“ für den Umschwung im Privatkundengeschäft. Wichtig sei die kontinuierliche Steigerung der Erlöse und eine bessere Motivation der Mitarbeiter. Wenn dies nicht dauerhaft gelinge, könne die Bestandsgarantie von Unicredito zum Damoklesschwert werden.

Nicole Huss

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