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Wirtschaft: Iberdrola: Deutsche Stromkonzerne streiten um spanischen Markt

Deutschlands Stromkonzerne sind derzeit unter der spanischen Sonne auf Einkaufstour. Nach RWE, die in dieser Woche ein Übernahmeangebot für den viertgrößten spanischen Stromversorger Hidroelectrica del Canatabrico machte, plant offenbar auch die deutsche Konkurrenz Eon einen großen Coup.

Deutschlands Stromkonzerne sind derzeit unter der spanischen Sonne auf Einkaufstour. Nach RWE, die in dieser Woche ein Übernahmeangebot für den viertgrößten spanischen Stromversorger Hidroelectrica del Canatabrico machte, plant offenbar auch die deutsche Konkurrenz Eon einen großen Coup. Spanischen Berichten zufolge liebäugelt Eon mit Iberdrola, dem zweitgrößten Stromlieferanten auf der iberischen Halbinsel.

Auch wenn beide Seiten Kommentare zu den Gerüchten ablehnten, kursierten bereits Details. Demnach will Eon bis zu 18 Euro pro Iberdrola-Aktie bezahlen, was bei einer kompletten Firmen-Übernahme einen Kaufpreis von mehr als 18 Milliarden Euro ausmachen würde. Die deutschen Konzerne beobachten schon länger mit Interesse den spanischen Energiemarkt, der als einer der größten Wachstumszonen innerhalb der Europäischen Union gilt.

Bis zum vergangenen Wochenende war noch weitgehend Ruhe auf dem spanischen Strommarkt. Doch als dann zu Wochenbeginn die Nachricht eintraf, dass die Fusion zwischen den beiden spanischen Energieunternehmen Endesa - dem Marktführer - und Iberdrola, der Nummer zwei, gescheitert ist, kam stürmische Bewegung auf, deren Wellen sich bis heute nicht gelegt haben.

Plötzlich galt Iberdrola, die rund 40 Prozent des spanischen Stromgeschäftes kontrolliert und auch in Iberoamerika stark vertreten ist, wieder als interessanter Übernahmekandidat für die Deutschen, die schon seit langem damit spielen, sich in Spanien zu engagieren. Die zum Beginn dieser Woche kolportierte Eon-Offerte dürfte freilich nicht die letzte für Iberdrola sein. Auch andere ausländische Versorger, die amerikanische AES, die französische EdF und auch die deutschen RWE sollen schon an die Tür geklopft haben.

Im Falle RWE scheint es freilich so, als wolle der Konzern zunächst die kleine, aber feine Energieerzeugerin Hidroelectrica schlucken. Anfang der Woche legten die Deutschen das lang erwartete Übernahmeangebot für den nordspanischen Versorger Hidroelectrica vor: 26 Euro pro Aktie bieten RWE, oder 2,94 Milliarden Euro. Aber das Geschäft ist noch nicht in trockenen Tüchern, denn auch die deutsche EnBW (Energie Baden-Württemberg) und die portugiesische EDP wollen gerne bei Hidroelectrica einsteigen. Die Karlsruher EnBW und Ferroatlantica bieten 25 Euro je Aktie.

Der asturische Versorger kontrolliert zwar derzeit nur fünf Prozent des spanischen Marktes, gilt jedoch als ausgesprochen soldides und wachstumsorientiertes Unternehmen, das 1999 mehr als 100 Millionen Euro Nettogewinn einfuhr. Die deutsche RWE will Hidroelectrica zu ihrer Zentrale für das Geschäft in Spanien, Portugal und Lateinamerika ausbauen. Hidroelectrica soll so etwas wie der Türöffner für weitere Aktivitäten auf der iberischen Halbinsel sein.

Ursprünglich hatten die ausländischen Stromversorger auf die Fusion der beiden spanischen Giganten Endesa und Iberdrola gesetzt. Der künftige spanische Mega-Konzern hätte wegen der Auflagen der Kartellbehörde einen Teil seiner Kraftwerke und Stromnetze verkaufen müssen. Und vor allem die deutschen RWE und Eon galten als potenzielle Aufkäufer dieser freiwerdenden Kapazitäten.

Nun, nachdem die Fusion der spanischen Marktführer im letzten Moment platzte, weil sich die Unternehmen nicht auf die Forderungen des Kartellamtes einlassen wollten, bleibt den Deutschen zum Markteinstieg in Spanien nur noch die Möglichkeit, gleich ganze Stromunternehmen aufzukaufen. Als weitere mögliche Beutestücke oder Allianzpartner kommen in der Region neben Iberdrola und Hidroelectrica auch das spanische Stromflaggschiff Endesa in Frage sowie der drittgrößte Erzeuger Fenosa. An letzterem signalisierten ebenfalls sowohl RWE wie Eon Interesse.

ze

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