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Ifo-Konjunkturindex: Lage schlecht, Aussichten besser

Ihre Geschäftslage sehen die Unternehmen im Mai zwar düsterer, die Zukunft beurteilen sie dagegen aussichtsreicher als bisher. Analysten warnen vor zu viel Optimismus.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai weiter aufgehellt. Der Geschäftsklimaindex, ein wichtiger Frühindikator für die Wirtschaftsentwicklung, stieg von 83,7 Punkten auf 84,2 Punkte, wie das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München mitteilte.

Hinter dem Index stecken zwei Teilindizes, die aus einer monatlichen Befragung von rund 7000 Unternehmen gebildet werden. Ihnen zufolge schätzen die Geschäftsleute die derzeitige Lage ihrer Firmen zwar schlechter ein als im Vormonat – der entsprechende Index sank von 83,5 auf 82,5 Punkte. Doch zugleich stieg ihr Optimismus bezogen auf künftige Geschäftschancen: Dieser Teilindex kletterte von 83,9 auf 85,9 Punkte.

Das reichte, um den Gesamtindex zum zweiten Mal in Folge steigen zu lassen. Er erreichte damit den höchsten Stand seit November 2008. "Damit zeichnet sich eine allmähliche Stabilisierung der Wirtschaftsleistung auf niedrigem Niveau ab", kommentierte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn den Anstieg. Noch im März war der Index auf den niedrigsten Stand seit 1982 gefallen. Damals steckte die deutsche Wirtschaft in der zweiten Ölkrise.

Von einer Trendwende will dennoch noch niemand sprechen. Erst ab drei Anstiegen in Folge sehen Experten traditionell eine Trendwende. Befragte Analysten zeigten vorsichtigen Optimismus. "Die Rezession hat an Tempo verloren", sagte Jörg Krämer von der Commerzbank, dämpfte aber die Hoffnung auf einen soliden Aufschwung: "Es wird nur eine blutleere Aufwärtsbewegung folgen." Andere warnten vor einer "Erwartungsblase". Für Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen herrscht unverändert Unsicherheit, auch wenn aus seiner Sicht klar sein dürfte, "dass die größte Abwärtsdynamik der Wirtschaft hinter uns liegt".

Das ifo-Institut ermittelt den Index aus einer Befragung von Unternehmen aus Industrie, Einzel- und Großhandel sowie der Bauwirtschaft. Das aktuelle Ergebnis reiht sich ein in die Folge mehrerer leicht positiver Indikatoren und Analysen: Das Berliner Forschungsinstitut DIW sah für das zweite Quartal 2009 vermehrt "Anzeichen für eine langsame Stabilisierung der deutschen Wirtschaft auf einem niedrigen Niveau". Vom Mannheimer Zentrum für Wirtschaftsforschung (ZEW) befragte Finanzexperten, die die Lage an den Börsen beurteilen, hatten die Konjunkturaussichten vor wenigen Tagen zum siebten Mal in Folge optimistischer eingeschätzt. Auch die Bundesbank sah in ihrem Monatsbericht für Mai den Höhepunkt der "konjunkturellen Belastung der deutschen Wirtschaft" im ersten Quartal 2009 erreicht. Daran, dass die Wirtschaft im laufenden Jahr stark schrumpft, dürfte das jedoch wenig ändern: Minus sechs Prozent für 2009 ermittelten Experten, denen sich die Bundesregierung anschloss.

Der ifo-Index ermöglicht auch einen Rückschluss auf den Arbeitsmarkt: Die Industriefirmen wollten die Beschäftigung aufgrund der Lage "weniger stark reduzieren als bisher geplant", sagte der ifo-Chef. Auch im Groß- und Einzelhandel setzen die Unternehmen im kommenden halben Jahr auf eine Verbesserung ihrer Geschäftsperspektiven. Lediglich im Baugewerbe kühlt sich die Stimmung weiter deutlich ab. (nal/dpa/Reuters)

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