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Wirtschaft: Im Dienste seiner Organisation Berthold Huber tritt doch an

Die Entscheidung ist selbst für seine Freunde eine echte Überraschung: Berthold Huber hat seinen Rivalen Jürgen Peters nicht nur getroffen, er hat nicht nur mit ihm telefoniert: Er wird offenbar doch mit Peters zusammen für die Spitze der Gewerkschaft kandidieren. Und mit dem Mann, mit der Mannschaft zusammenarbeiten, die der Grund für seinen Rückzug waren.

Die Entscheidung ist selbst für seine Freunde eine echte Überraschung: Berthold Huber hat seinen Rivalen Jürgen Peters nicht nur getroffen, er hat nicht nur mit ihm telefoniert: Er wird offenbar doch mit Peters zusammen für die Spitze der Gewerkschaft kandidieren. Und mit dem Mann, mit der Mannschaft zusammenarbeiten, die der Grund für seinen Rückzug waren. Er sehe sich außerstande, die persönlichen und fachlichen Attacken weiterhin zu parieren, hatte er bei der dramatischen Vorstandssitzung vor vierzehn Tagen gesagt. Und deshalb werde er für ein Spitzenamt in der Gewerkschaft, in seiner IG Metall, nicht mehr zur Verfügung stehen.

Jetzt hat er es sich anders überlegt. Seine Freunde in der Organisation sagen, es habe halt keinen anderen gegeben. Und wenn es keinen anderen gebe, dann sei auf den Berthold eben doch Verlass. Doch die wirklichen Gründe für Hubers Wende liegen wohl tiefer: Huber hat erkannt, dass zwar eine überwältigende Mehrheit in der IG Metall einen personellen Neuanfang will. Aber er hat auch gesehen, dass es dabei keineswegs eine ebenso klare Mehrheit für den Reformflügel der Gewerkschaft gibt. Huber und seine Leute mussten also fürchten, dass die Reformer bei einem Alleingang von Peters keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen würden. Das wäre für die Metallgewerkschaft vor allem in Stuttgart ein riesiges Problem geworden: Denn BadenWürttemberg ist traditionell das Tarifgebiet, in dem Tarifabschlüsse mit Pilotcharakter gemacht werden.

Huber gilt als Intellektueller in der Gewerkschaft. Schließlich hat er nach einer Lehre als Werkzeugmacher Geschichte und Philosophie studiert. Der 53-Jährige war die rechte Hand des damaligen zweiten Vorsitzenden Walter Riester und hat den Reformflügel der Gewerkschaft entscheidend mitgeprägt. Den Posten in Stuttgart hatte der Favorit Klaus Zwickels für das Spitzenamt in der Gewerkschaft übernommen, um Chef werden zu können: Nicht nur Walter Riester kam aus Stuttgart – auch der frühere IG-Metall-Chef Franz Steinkühler war Bezirksleiter in Baden-Württemberg. Denn in der IG Metall gilt immer noch: Ohne einen anständigen Tarifabschluss in der Vita wird man nicht Chef.uwe

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