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Wirtschaft: Im vergangenen Jahr gaben mittelständische Unternehmen sechs Milliarden Mark aus - nicht immer gelungen

Wie groß muss wohl der Sack des Weihnachtsmannes sein, damit Geschenke im Wert von sechs Milliarden Mark hineinpassen? Dieser Betrag wurde im vergangenen Jahr laut Aussage des Gesamtverbandes der Werbeartikel-Wirtschaft (GWW) von mittelständischen Unternehmen für Weihnachtspräsente ausgegeben.

Wie groß muss wohl der Sack des Weihnachtsmannes sein, damit Geschenke im Wert von sechs Milliarden Mark hineinpassen? Dieser Betrag wurde im vergangenen Jahr laut Aussage des Gesamtverbandes der Werbeartikel-Wirtschaft (GWW) von mittelständischen Unternehmen für Weihnachtspräsente ausgegeben. Das bedeutet auch für das Jahresende 1999: Einige Wochen vor den Weihnachtsfeiertagen bricht in den meisten Firmen eine Hektik der besonderen Art aus. Das Fest naht und die Kunden erwarten - so die allgemeine Vermutung, der dann auch prompt Taten folgen - ihre Präsente. Also werden Werbemittelkataloge gewälzt und Bestellungen aufgegeben. "Meist kümmert man sich zu spät", äußert ein Manager, der anonym bleiben will, "dann wird es wieder der Kalender".

Weihnachtspräsente für Kunden ist ein sensibles Thema, über das man nicht gerne spricht. Am Ende ist noch ein Kunde beleidigt oder die Konkurrenz klaut eine gute Idee. Von der Öffentlichkeitsabteilung der Berliner Bank wird zum Beispiel mitgeteilt, dass die Filialleiter individuell entscheiden und es keine weiteren Vorgaben gibt. Die junge Maklerin Sabine Jouvenal vertritt dagegen eine klare Position: "Geschenke gibt es nicht. Jeder Kunde bekommt seine persönliche Weihnachtskarte. Damit bringe ich mich beim Kunden wieder in Erinnerung."

Kundenbindung ist das Stichwort. Die Karten und Geschenke sind eine Aufmerksamkeit und Ausdruck der Wertschätzung gegenüber dem Kunden. Deshalb muss es nicht immer ein Präsent sein, eine originelle Karte freut manch einen Kunden mehr als die zehnte Weinflasche und die fünfte CD "Dreaming of a white christmas". Solche Geschenke wandern sofort in die Kiste für den "Julklapp" oder werden an die Mitarbeiter weitergereicht. Auch nicht schlecht, aber ...

Junge Unternehmen wie Pixelpark legen dagegen Wert auf eine kreative und innovative Außendarstellung. "Wir überlegen uns jedes Jahr gemeinsam mit unseren Kreativen ein kleines Geschenk", berichtet Christiane Schulz, zuständig für Unternehmenskommunikation. Im letzten Jahr verschickte Pixelpark ein Kaleidoskop - als Sinnbild für die Veränderungen und neuen Perspektiven der Firma. "Das hat gut gepasst und wurde sehr positiv aufgenommen. Schließlich sind wir dieses Jahr an die Börse gegangen." Die Weihnachtskarte wird selbstverständlich im Hause entworfen.

Geschenke-Richtlinien sind selten

Erstaunlich ist, dass nur wenige Unternehmen über Geschenkerichtlinien nachdenken. Dabei lohnt sich Kreativität, denn originelle und persönliche Geschenke hinterlassen eine positivere Wirkung als Standardprodukte. Um der Flut von Geschenken zu entkommen, wählen manche Unternehmen den karitativen Weg und spenden Geld an humanitäre Organisationen. Das kommt nicht nur den Spendenempfängern zugute, sondern auch den Unternehmen. Merke: Spenden sind steuerlich voll absetzbar.

Natürlich muss die "gute Tat" auch kommuniziert werden. Die Agentur "Die Informantin" geht einen anderen Weg. Sie hat beschlossen, ganz auf Präsente und Karten zu Weihnachten zu verzichten. "Wir glauben, dass unsere Kunden sich auch im Jahr über eine Aufmerksamkeit freuen", erklärt Annette Brunner. Die Agentur verschickte bereits Anfang November "Herbstgrüße" in Form eines auf Briefformat zusammengefalteten Regenponchos. Eine ungewöhnliche Idee, die im Herbst gut ankam und auch noch über die Weihnachtszeit hinaus regelmäßig an die guten Geschäftsbeziehungen erinnert.

Regina Köthe

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