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Üppig gefülltes Brotregal.

© picture alliance / dpa

Investorengruppe steigt bei Dahlback ein: Immer mehr Anleger setzen auf Bäckereien

Brötchen verdienen: Eine Investorengruppe steigt bei der brandenburgischen Kette Dahlback ein. Immer mehr Anleger investieren ihr Geld in Großbäckereien. Fünf bis zehn Prozent Gewinn sind sicher.

Von Maris Hubschmid

Backen: Ein uraltes, sinnliches Handwerk. Mit bloßen Händen einen Laib formen aus Wasser, Mehl und Salz. Für das Backen interessieren sich heutzutage aber auch knallharte Geschäftsleute: Am Dienstag verkündete die Deutsche Beteiligungs-AG (DBAG), dass sie bei der Bäckerei-Kette Dahlback einsteigt. Die Finanzinvestoren wollen die Mehrheit an dem fünftgrößten deutschen Bäckerei-Filialisten übernehmen, der im vergangenen Jahr 99 Millionen Euro umsetzte. Die Transaktion muss noch vom Kartellamt genehmigt werden, über den vereinbarten Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Es dürfte sich aber um einen dreistelligen Millionenbetrag handeln.

Unter den Namen „Lila Bäcker“ und „Unser Heimatbäcker“ betreibt die Dahlewitzer Landbäckerei, kurz Dahlback, 357 Filialen in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Auch in Supermärkten ist die Kette präsent. Außerdem beliefert das Unternehmen rund 1500 Hotels, Lokale und Tankstellen. Insgesamt arbeiten 2300 Menschen für das Unternehmen, das 1974 südlich von Berlin gegründet wurde.

Die Investoren verstehen nichts vom Brötchen backen

Bereits jetzt ist Dahlback in den Händen eines Finanzinvestors: Steadfast Capital hatte Dahlback 2005 mehrheitlich gekauft, mit der Firma Unser Heimatbäcker fusioniert und zum regionalen Marktführer ausgebaut. Im Steadfast-Portfolio sind ferner ein Dienstleister für Fahrbahnmarkierungen, ein Keramikhersteller, ein Anbieter von Damenmode und ein Produzent von Grill-Briketts. Die DBAG hat ihr Geld zum Beispiel in den Nachhilfeanbieter Schülerhilfe und den Anlagebauer Grohmann investiert. Kompetenzen im Bereich Lebensmittel kann keine der beiden Gruppen vorweisen.

Wie sie entdecken gleichwohl immer mehr Finanzinvestoren deutsche Bäckerei-Ketten als Kaufobjekte. Die nach Umsatz stärkste Bäckereikette Kamps gehört ebenfalls einem Fonds, 2010 übernahm ECM Equity Capital Management die 900 Filialen, die bis dato im Besitz der italienischen Gruppe Barilla waren. Barilla hatte Firmengründer Heiner Kamps 2002 durch umfangreiche Aktienkäufe aus dem Unternehmen gedrängt. Der Billiganbieter Backwerk, der als Erfinder des Selbstbedienungsprinzips in Bäckereien gilt, wurde Ende 2013 mehrheitlich von dem schwedischen Finanzinvestor EQT übernommen.

Eine solche Rendite gibt es sonst kaum noch

„Internationale Investoren kaufen Teiglingsfabriken ohne Ende“, sagt Amin Werner, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks. Fünf bis zehn Prozent, schätzt der Kenner, dürften in der Brotindustrie als Gewinnmarge sicher sein – das lockt Anleger. Unternehmen, die im großen Stil Backwaren produzieren, profitieren außerdem von staatlichen Ermäßigungen – sie sind bislang von der EEG-Umlage befreit. „Das ist ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den Handwerksbäckereien, die voll auf den Stromkosten sitzen bleiben“, sagt Werner.

Aber auch den Bäckereien, meint der Verbandschef, käme das Engagement der Kapitalgeber gelegen. „Manche Ketten wachsen und wachsen und sind überfordert, die Verkaufsstellen zentral zu steuern“, sagt er.

DBAG-Chef Torsten Grede will Dahlback weiter ausbauen. „Der Bäckereimarkt ist von wenigen großen Wettbewerbern geprägt. Wir werden die Dahlback-Holding bei ihrer weiteren Expansion begleiten“, teilte er mit. Nicht einmal jedes dritte Brot wird mehr beim klassischen Bäcker gekauft. Die Anzahl der Bäckereien ist deutlich gesunken. Waren es 1990 noch rund 24 000 Betriebe, sind es mittlerweile nur noch 13 000.

Gegenbewegung in Berlin

Allein im Bereich Außer-Haus-Verkauf drängen Handwerksbäcker wieder nach vorne – mit Kleinteilen wie belegten Brötchen und Kuchen. Bis zu 60 Prozent macht in diesen Segmenten ihr Anteil aus.

Darüber hinaus würden besonders in den Großstädten junge und zugleich traditionelle Konzepte wie „Zeit für Brot“ in Berlin-Mitte wieder sehr gut angenommen, beobachtet Werner: Die junge, urbane Klientel findet wohl, gut angelegt sei ihr Geld auch dort.

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