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Wirtschaft: Immer mehr Mitarbeiter packen aus Schmiergeldaffäre bei Ferrostaal weitet sich aus

Essen - Die Schmiergeldaffäre beim Anlagenbauer Ferrostaal scheint sich weiter auszuweiten. Dies legen nicht nur die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München nahe, die den Essener Konzern in den vergangenen Monaten gleich zwei Mal durchsuchte.

Essen - Die Schmiergeldaffäre beim Anlagenbauer Ferrostaal scheint sich weiter auszuweiten. Dies legen nicht nur die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München nahe, die den Essener Konzern in den vergangenen Monaten gleich zwei Mal durchsuchte. Für ein flächendeckendes System der Schmiergeldzahlungen spricht auch der Erfolg eines Ende Mai von Ferrostaal angestoßenen Amnestieprogramms für Mitarbeiter. Ursprünglich sollte dieses nur bis zum 31. Juli laufen, wegen des großen Zuspruchs soll das Programm nun verlängert werden.

Im Gegenzug für Informationen über Schmiergeldzahlungen können damit aussagewillige Beschäftigte ihren Job behalten und werden von dem Unternehmen nicht auf Schadensersatz verklagt. Bislang hätte sich eine Personenzahl im mittleren zweistelligen Bereich gemeldet, sagte Compliance-Vorstand Andreas Pohlmann dem „Handelsblatt“. Zum Teil handele es sich um Bagatellen, zum Teil aber auch um verdächtige Zahlungen in zweistelliger Millionenhöhe.

Nach Darstellung von Pohlmann, der vor seinem Wechsel zu Ferrostaal im Mai dieses Jahres bei Siemens an der Aufarbeitung der Schmiergeldaffäre beteiligt war, hat der Umfang der Korruption bei Ferrostaal gemessen an der Unternehmensgröße die Dimensionen bei Siemens bereits übertroffen. Bei der Siemens-Affäre hatten sich bei einem vergleichbaren Amnestieprogramm rund 200 der weltweit 400 000 Mitarbeiter gemeldet und Informationen geliefert. Bei Ferrostaal arbeiten 4400 Menschen.

Das Ferrostaal-Management will die Korruptionsaffäre zügig abschließen. „Bis zum Jahresende wollen wir das Thema hinter uns lassen“, sagte der seit Juni amtierende Vorstandschef Jan Secher. Sein Vorgänger Matthias Mitscherlich hatte wegen der Schmiergeldaffäre auf Druck des arabischen Großaktionärs IPIC seinen Posten räumen müssen. Gegen Mitscherlich und andere Manager ermittelt die Staatsanwaltschaft München. Ferrostaal hofft darauf, dass man die Affäre gegen Zahlung einer Geldbuße zu den Akten legen kann. Im Raum steht eine Summe von 240 Millionen Euro – rund ein Sechstel des Jahresumsatzes.

Auch beim ehemaligen Ferrostaal-Mutterkonzern MAN geht die Aufarbeitung der Schmiergeldaffäre weiter. Dort hatten 2009 dubiose Zahlungen an externe Berater zum Abgang mehrerer Manager geführt. „Wir haben sämtliche Beraterverträge durchleuchtet“, sagte nun MAN-Chef Georg Pacht-Reyhofen dem „Handelsblatt“. „Als Konsequenz ist die Zusammenarbeit mit mehr als 200 Vermittlern beendet worden.“ fas/mur(HB)

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