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Alles ab in den Container. So leicht machen es sich viele Bauherren, wenn sie renovieren. Wer richtig trennt, tut der Umwelt Gutes und schont den Geldbeutel.

© Andrea Warnecke/dpa

Bauschutt trennen lohnt sich: Schrott zu Schotter

Müll oder Wertstoff? Wenn gebaut oder abgerissen wird, können durch die richtige Entsorgung Kosten gespart werden.

Einen großen Container bestellt und den ganzen Schutt rein – so leicht machen es sich viele Bauherren, wenn sie renovieren. Das sei aber nicht nur ökologisch problematisch, sagt Dirk Lorig von der Sonderabfall-Management-Gesellschaft in Rheinland-Pfalz. „Wenn der Container insgesamt zu viel PCB enthält, muss ich den gesamten Inhalt verbrennen lassen. Und weil Beton sehr schlecht brennt, kann das richtig teuer werden.“ 400 Euro pro Tonne, die in einer Verbrennungsanlage für Sonderabfall verheizt wird, könne das kosten. Bei einem vollen Container kommt so ein vierstelliger Betrag zusammen.

Das Trennen lohnt sich finanziell, aber es ist aufwendig und teils mit zusätzlicher Arbeit verbunden. Ein Beispiel: Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind organische Giftstoffe. Sie wurden früher als Füllmittel für Fugen verwenden. „Wenn Sie die Dichtungsfugen vorher aus dem Beton gekratzt haben, kann der verwertet werden, und Sie haben nur einige Kilo Sondermüll“, erläutert Lorig.

Diese kleine Menge Sondermüll bringt der Bauherr selbst weg – und spart damit wiederum Geld. Die öffentlichen Entsorger nehmen ihn – mancherorts sogar kostenlos – entgegen, aber manche nur in haushaltsüblichen Mengen, sagt Lorig. Auf Wertstoffhöfen der Städte und Gemeinden stehen meist auch Container bereit. Grundsätzlich sollten in Bauschutt-Containern nur Steine, Erde, Beton, Ziegel, Fliesen und Keramik landen, erläutert der Entsorgungsverband des Norddeutschen Handwerks in Hamburg auf seiner Homepage.

Dachpappe, Metall, Gips, Gas- und Porenbeton sowie Sonderabfälle müssen Bauherren extra entsorgen. Es gibt auch sogenannten Baustellenabfall, zu diesem können neben dem Bauschutt etwa Holz, Schrott, Verpackungen sowie Dämmstoffe zählen. Auch Teppichreste, Kunststoffe, Kabelreste, Papier und Folien dürfen hier meist in den Container. Aber die Bestimmungen sind regional und auch bei einzelnen Unternehmen verschieden – hier lohnt sich die Nachfrage.

Problematisch ist die Entsorgung von asbesthaltigem Schutt, denn hier sind nicht nur der Bauherr und die Handwerker gefährdet, sondern auch die Nachbarschaft – etwa wenn die Platten unsachgemäß zerlegt werden und Asbest als Staub durch die Luft wirbelt. Das könne eine Straftat sein, sagt Lorig. Daher sollte Asbest am besten von einem Experten ausgebaut und entsorgt werden.

Selbst wenn keine Schadstoffe im Bauschutt sind, sollte man diesen soweit wie möglich trennen. Denn Mischungen seien am schwierigsten zu recyceln. „Wenn ich eine verputzte Betonwand einreiße, hat der Wiederverwerter ein Problem“, erklärt Lorig. „Der Betonbruch alleine ließe sich sehr gut als Schotter im Straßenbau verwenden, aber nur ohne Putz, weil dieser wasserlöslich ist.“ Ein Problem ist aber Bauholz, zu dem auch alte Möbel sowie Verpackungen aus Holz gehören. Es wird in vier Kategorien eingeteilt: unbelastet, lackiert, beschichtet und behandelt mit schädlichen Stoffen. Sie müssten eigentlich in verschiedene Container kommen.

Doch ob und wie das Holz konserviert wurde, erkennen Verbraucher oft nur schwer. „Wenn eine Bahnschwelle mit Teeröl imprägniert wurde, sehe und rieche ich das“, erklärt Abfallexperte Lorig. Ist aber das Holz etwa mit dem Schutzmittel Lindan behandelt, das für Dachstühle, Fenster und Außentüren verwendet wird, sehe man das nicht. Kann der Bauherr nicht nachweisen, dass er nur unbehandeltes Holz abgeben möchte, wird der Entsorger sowieso immer vom schlimmsten Fall ausgehen. Um zu verhindern, dass das geschredderte Holz etwa über die Wiederverwendung in Spanplatten in Innenräumen lande, müsse es als Sonderabfall behandelt werden, sagt Lorig.

Mitarbeiter von Bauteilbörsen übernehmen manchmal den Ausbau

Doch Bauschutt ist nicht immer etwas für den Müll oder Recycling, sondern auch für Sammler und andere Bauherren. „Alte, handgemachte Biberschwanzziegel sind so gefragt, dass wir auch mal kommen und selbst das Dach abdecken“, sagt Christoph Freudenberger, Geschäftsführer des Unternehmensverbands Historische Baustoffe in St. Georgen.

Die dem Verband angeschlossenen Firmen verwerten alte, gut erhaltene Baustoffe und verkaufen sie weiter – etwa an Bauherren, die ein altes Haus zeitgemäß renovieren wollen. Alte Türen und Fenster werden auch in Neubauten gerne eingebaut – „weil Leute Spaß an Patina und Gebrauchsspuren haben“, sagt Freudenberger. „Grundsätzlich können Sie uns alles anbieten, was noch intakt ist, möglichst per E-Mail mit Fotos“, rät Freudenberger. Für besonders gefragte Bauteile zahlen die Händler manchmal auch Geld.

Grundsätzlich aber können sich die Bauherren so immerhin die Entsorgungskosten oder den Aufwand für den Ausbau sparen. Ähnlich arbeiten regionale Bauteilbörsen. „Die Bauleute können dort anrufen und sagen, was sie loswerden wollen. Die Bauteilbörsen schicken dann jemanden, der sich vor Ort alles ansieht“, erläutert Ute Dechantsreiter vom bauteilnetz Deutschland die Idee. Die Mitarbeiter der Börse übernehmen auch den Ausbau.

Bauherren sollten sich nicht täuschen lassen, was sie alles noch loswerden können: Fenster, die aus Energiespargründen ausgemustert werden und natürlich in anderen Gebäuden aus den gleichen Gründen nicht mehr zum Einsatz kommen, können beispielsweise als Raumteiler Verwendung finden. Besonders gefragt seien Holztreppen.Da die Bauteilbörsen aber nicht überall präsent sind und nur begrenzte Lagerflächen hätten, werde nicht alles abgeholt. Wichtig sei, den Bauteilbörsen rechtzeitig Bescheid zu geben: „Die müssen Vorlauf haben. Von einem Tag auf den anderen kommt schließlich auch kein normaler Handwerker“, sagt Dechantsreiter.

Neben dem finanziellen Aspekt geht es der Architektin auch um ein neues Bewusstsein bei den Bauleuten: „Fenster aus den 60er Jahren – das war unser Regenwald“, sagt sie. „Die können wir nicht einfach schreddern.“ Manchmal sei ein Wechsel der Fenster auch unnötig. „Man sollte immer prüfen, ob man die etwa wärmetechnisch aufwerten kann.“

„Viele Ansätze der Baubiologie gehen heute Hand in Hand mit dem Ansatz, die Natur und die Gesundheit der Menschen zu schützen“, sagt Nicola Krettek, Referentin für Nachhaltige Siedlungsentwicklung beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Berlin. Dies reiche von der passenden Beleuchtung über die Verwendung natürlicher Materialien bis zur Vermeidung von elektromagnetischen Feldern im Wohnbereich.

Verbaut werden sollten insbesondere keine Produkte mit Formaldehyd, Chlor, Lindan, FCKW und Schwermetallen sowie stark lösemittelhaltige Farben und Baustoffe. Asbest als Baustoff ist in Deutschland verboten. Krettek rät auch, Aluminium und Kunststoffe zu vermeiden, wenn gleichwertige natürliche Materialien zur Verfügung stehen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) rät etwa für Dämmungen zu Holzfaser- oder Hanfplatten, Schafwolle sowie Schilf und Stroh. Gerade bei energetischen Sanierungen müsste ihr Einsatz deutlich ausgeweitet werden, sagt Umweltreferent Franz Pöter vom BUND-Landesverband Baden-Württemberg.

(dpa)

Nicola Menke

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