zum Hauptinhalt

Immobilien: Berlin hat die Kanäle nur noch in den Halbzeitpausen voll

Auf diese Statistik haben wir gerade noch gewartet. Die Fußball-Europameisterschaft, so meldet es dpa, lässt den Wasserverbrauch schwanken.

Auf diese Statistik haben wir gerade noch gewartet. Die Fußball-Europameisterschaft, so meldet es dpa, lässt den Wasserverbrauch schwanken. Das hat der Kölner Versorgungsbetrieb Rheinenergie analysiert. Während der ersten Hälfte des Vorrundenspiels Deutschland gegen die Niederlande, so zeigen es die Daten, wurde kaum etwas verbraucht. Doch kaum hatte der Schiedsrichter zur Halbzeit gepfiffen, rauschten wahre Fluten durch die Kanäle: 14 500 Kubikmeter pro Stunde, mehr als doppelt so viel wie in den Minuten davor. Gepinkelt wird also in der Halbzeit – zumindest während dieses Spiels in Köln, wo Rheinenergie die Daten erhoben hat.

Für Berlin gibt es bislang keine vergleichbaren Zahlen. Dafür hat eine ebenfalls vor wenigen Tagen veröffentlichte Untersuchung des Eschborner Energiedienstleisters Techem ergeben, dass die Berliner 2011 im Durchschnitt 606 Liter Kalt- und 257 Liter Warmwasser pro Quadratmeter Wohnfläche (l/m2) verbraucht haben. Im Vergleich von 23 Städten liegt die Hauptstadt damit auf Platz 8 – und leicht über dem Bundesdurchschnitt von 562 Litern Kalt- und 235 Litern Warmwasser pro Quadratmeter Wohnfläche.

Bei der Auswertung hat Techem, ein Dienstleister, der bundesweit die Energieabrechnungen für rund 1,6 Millionen Wohnungen erstellt, deutliche regionale Unterschiede festgestellt. So ist der Wasserverbrauch in den ostdeutschen Regionen niedriger als im Westen: Am wenigsten Kaltwasser wurde in Erfurt verbraucht (514 l/m2), auch Magdeburg (530 l/m2), Leipzig (534 l/m2) und Halle (545 l/m2) zeichnen sich durch einen sparsamen Umgang mit Kaltwasser aus. Der Warmwasserverbrauch war 2011 in Schwerin am geringsten (214 l/m2).

Die Städte mit dem höchsten Verbrauch liegen im Westen – mit dem fränkischen Erlangen als einsamem Spitzenreiter: 763 Liter Warmwasser wurden dort pro Quadratmeter verbraucht; auf dem zweiten Platz liegt Offenbach mit 666 l/m2 – immerhin fast 100 Liter weniger als Erlangen. Es folgen Augsburg (648 l/m2), Stuttgart (642 l/m2) und Bielefeld (641 l/m2). Auch beim Kaltwasserverbrauch liegt Erlangen an der Spitze (309 l/m2), gefolgt von Bielefeld (306 l/m2), Stuttgart (304 l/m2) und Augsburg (300 l/m2).

In die Auswertung sind die Daten von 5600 Gebäuden mit insgesamt 60 000 Wohnungen eingeflossen. Berlin stellt mit 656 Gebäuden die Stadt mit der größten Datengrundlage dar. Allerdings gibt die Statistik laut Techem keinen Aufschluss darüber, ob es innerhalb der Stadt einen Ost-West-Unterschied oder sonstige regionale Differenzen gibt: Die Daten sind anonymisiert, auch die Standorte lassen sich nicht mehr ermitteln.

Für den Wasserverbrauch in Privathaushalten sind Techem zufolge fast ausschließlich die Verbraucher verantwortlich – mit einer Ausnahme: In Häusern mit gut gedämmten Rohrleitungen geht wenig Wärme verloren. Folglich werde weniger Wasser benötigt, um eine für den Verbraucher angenehme Mischtemperatur zu bekommen.

Rigoroses Wassersparen ist übrigens nicht überall sinnvoll. So verfügt die Hauptstadt laut den Berliner Wasserbetrieben anders als andere Regionen über ein großes Grundwasserreservoir, „Sparappelle oder Werbung für die zusätzliche Regenwassernutzung“ seien aus diesem Grund weder ökologisch noch wirtschaftlich geboten. Barbara Kerbel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false