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Business Center: Räume ohne Risiko: Firmenchefs als Kurzzeitmieter

Da war schnelle Hilfe gefragt. Ein Unternehmen musste wegen der Auswirkungen eines Küchenbrands von einem Tag auf den anderen seine gesamte Belegschaft für drei Monate ausquartieren.

Da war schnelle Hilfe gefragt. Ein Unternehmen musste wegen der Auswirkungen eines Küchenbrands von einem Tag auf den anderen seine gesamte Belegschaft für drei Monate ausquartieren. Ein unmögliches Unterfangen? Keineswegs: Zuflucht fanden die vertriebenen Angestellten in einem Business Center – denn dort kann man auch ganz kurzfristig Büroflächen anmieten.

Michael Barth, Deutschland-Chef des weltweit an rund tausend Standorten präsenten Anbieters Regus, erzählt diese Anekdote gern, um den wichtigsten Vorteil seines Geschäftsmodells zu verdeutlichen: die Flexibilität. Denn während sich Mieter in normalen Büroobjekten für mehrere Jahre binden müssen, kann man sich in einem Business Center spontan und sogar nur für einen einzigen Tag einmieten.

Solche flexibel anmietbaren Büroflächen scheinen derzeit gerade in Berlin schwer angesagt zu sein. „Besonders an repräsentativen und modernen Standorten wie Berlin ist die Nachfrage nach kleinen, zeitflexiblen Büros groß“, sagt jedenfalls Andre Helf, Geschäftsführer von Excellent Business Center. Dieses Unternehmen eröffnete Anfang März ein Business Center im Neubau des Upper Eastside Berlin an der Friedrichstraße / Ecke Unter den Linden; ein zweites im selben Objekt soll im Dezember folgen. Ebenfalls im März öffnete in den Park Kolonnaden am Potsdamer Platz 10 Regus sein viertes Business Center in der Hauptstadt.

Auch bundesweit registriert Bernhilde Luft, Vorsitzende des Bundesverbands Business Center e.V., „einen Trend hin zu Business Centern – gerade in Großstädten wie Berlin, München, Hamburg und Köln“. Bundesweit gibt es laut Luft etwa 250 Center. In Berlin betreiben allein die drei größten Anbieter (Regus, Satellite Office und Dussmann) zusammen zehn Center mit in der Regel jeweils mindestens 1500 Quadratmeter Fläche.

Dabei setzen die Anbieter auf eine in ihren Augen zu beobachtende Tendenz hin zu mehr Mobilität und Flexibilität. „Ein Business Center schafft Raum für die flexible Gestaltung von Arbeit und verringert dabei das eigene Risiko erheblich“, argumentiert Regus-Chef Barth. Davon profitieren nach seinen Worten beispielsweise neu gegründete Unternehmen, die ihren Platzbedarf noch nicht genau abzuschätzen wissen. Aber auch ausländische Firmen, die ihre Geschäftschancen in Berlin sondieren wollen, gehören zu den Kunden. Wer nur eine repräsentative Adresse, aber keinen realen Schreibtisch braucht, kann sich ein virtuelles Büro mieten. Dahinter verbirgt sich eine Sekretärin, die Anrufe im Namen des Kunden entgegennimmt. Und auch die stundenweise Vermietung von Konferenzräumen gehört zum Angebotsspektrum.

Aber auch „der Anteil internationaler Großkunden, die mehrere Standorte gleichzeitig nutzen und meistens einen Konzernhintergrund haben, ist in den letzten Jahren stark angestiegen“, sagt Andre Helf von Excellent Business Center. Diese Großkunden bringen laut Regus-Chef Barth in den kurzfristig angemieteten Flächen beispielsweise Teams unter, die zeitlich befristete Projekte bearbeiten. Das hat den Vorteil, dass die Unternehmen die dauerhaften Mietkosten für das Hauptquartier gering halten können. Insgesamt bleiben die Mieter durchschnittlich zehn Monate lang in den deutschen Regus-Centern. In Berlin dagegen sind es nur sieben Monate – für Barth ein Beleg für die Dynamik der Hauptstadt.

Doch muss man diesen Komfort nicht teuer bezahlen? „Bei einer Belegschaft von bis zu 15 Mitarbeitern ist diese Lösung flexibler und günstiger“, antwortet Barth. Das kann man ihm glauben oder nicht – die Höhe der Miete lässt sich der Regus-Chef nämlich nicht entlocken. Dies begründet er damit, dass die Kosten von zahlreichen Faktoren wie Mietdauer, Zahl der Mitarbeiter sowie Inanspruchnahme von Dienstleistungen wie Sekretariatsservice oder Videokommunikation abhängig seien. Schwer vergleichen lassen sich die Preise zudem, da Anbieter von Business Centern anders als normale Bürovermieter nicht nach Quadratmetern, sondern nach Arbeitsplätzen kalkulieren. Zudem, so Barth, seien alle Nebenkosten und die gesamte Ausstattung inbegriffen; der Kunde kann also mit der Arbeit beginnen, ohne sich um Telefonanschluss, Computervernetzung und Kaffeemaschine kümmern zu müssen.

Dann müssten doch eigentlich Business Center Gewinner der Krise sein – schließlich schrecken in wirtschaftlich schwierigen Zeiten viele Büronutzer davor zurück, langfristige Verpflichtungen einzugehen. Dieser Vermutung widerspricht Barth jedoch: „Nein, es gibt keinen Boom.“ Vielmehr zeigt er sich zufrieden damit, dass sein Unternehmen 2009 keinen Einbruch verzeichnen musste.

Dass Business Center keine Selbstläufer sind, zeigt zudem gerade der Potsdamer Platz: 2001 eröffnete der britische Anbieter MWB Business Exchange im Nachbargebäude des jetzigen Regus-Domizils ein großes Business Center, nur um sich zwei Jahre später komplett aus dem deutschen Markt zurückzuziehen. Und auch Regus selbst war vor Jahren schon einmal am Potsdamer Platz 1 vertreten – doch 2003, nach dem Zusammenbruch der New Economy, schloss das Unternehmen den Standort.

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