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Immobilien: "Giftige Lacke im Parkett"

Wer ein Haus erwirbt, nimmt in der Regel einen hohen Kredit auf.Ist alles gut durchgerechnet, hält sich das Risiko in Grenzen - wenn die Handwerker nicht schlampen.

Wer ein Haus erwirbt, nimmt in der Regel einen hohen Kredit auf.Ist alles gut durchgerechnet, hält sich das Risiko in Grenzen - wenn die Handwerker nicht schlampen.Auszuschließen sind Nachlässigkeiten bei der Bauausführung aber nicht und zwar nicht einmal beim Kauf eines Fertighauses.Vor diesen Unbillen wollen drei Architekten schützen und riefen die "Unabhängige Fertighausberatung" ins Leben.Mit Unternehmensgründer Eckhard Liebricht sprach Ralf Schönball.

TAGESSPIEGEL: Was war der schlimmste Fall von Bauschäden, der Ihnen bisher unterkam?

LIEBRICHT: Ein Bauherr mußte zwei Jahre nach der Schlüsselübergabe wieder ausziehen, weil seine Gattin an chronischem Asthma erkrankt war.Ursache für die Erkrankung waren die Wandfarben, der Teppichbodenkleber, der Lack auf und der Leim im Fertigteilparkett.Beides war mit Lindan bearbeitet worden.Ein zweiter, ähnlich dramatischer Fall ereignete sich im Februar diesen Jahres.Ein Berliner erwarb ein Haus von einem deutschen Vertrieb.Der Bauherr bekam lediglich die Betonplatte, also das Fundament für das Haus sowie den Schornstein.Den Rest blieb der Verkäufer schuldig, obwohl der Bauherr bereits 75 000 DM bezahlt hatte.Der Fall wird derzeit gerichtlich verhandelt.Hätten wir den Vertrag vor der Unterzeichnung gesehen, dann hätten wir natürlich abgeraten.Hier kam der Käufer aber erst auf uns zu, als das Kind schon in den Brunnen gefallen war.

TAGESSPIEGEL: Neben diesen spektakulären Fällen dürfte es so etwas wie die alltäglichen Probleme mit der Bauausführung geben.Was zählt dazu?

LIEBRICHT: Das beginnt bei kleinen Nachlässigkeiten, wenn zum Beispiel Nägel bei der Befestigung einer Dachrinne von oben durch die Sichtschalung unter dem Dachüberstand geschlagen werden, und das endet bei verdeckten Mängeln wie die Feuchtigkeitsabwehr; wenn sie mangelhaft durchgeführt ist, kann sie große Schäden verursachen.

TAGESSPIEGEL: Fertighäuser kauft man gemeinhin aus dem Prospekt.Stehen darin die Leistungen nicht schwarz auf weiß geschrieben?

LIEBRICHT: Das Wichtigste bei einem Fertighauskauf ist der Leistungsvertrag mit allen Bauleistungen, die der Unternehmer vertraglich schuldet.Das Problem aber ist, daß Kunden ungenügend über die Leistungen aufgeklärt werden.Mehr noch, es mangelt dem Käufer an Problembewußtsein.Daß er nicht nach dem tatsächlichen Umfang der Leistungen fragt, dürfte auch der Verkaufspsychologie zuzuschreiben sein.Wer kauft, fühlt sich bei dem Verkäufer in der Regel gut aufgehoben und merkt oft erst wenn der Vertrag unterschrieben ist, daß die Vereinbarung wichtige Leistungen nicht enthält.

TAGESSPIEGEL: Und dadurch wird das Haus teurer als ursprünglich vorgesehen?

LIEBRICHT: Ja, wenn der Verkäufer etwa die Termine nicht einhält.Denn Häuslekäufer planen zumeist zu einem bestimmten Datum ihren Umzug ins neue Haus.Wenn der Fertighausanbieter das Gebäude aber zu diesem besagten Termin nicht ausliefert, steht der Käufer im Regen.Hat er den Termin nicht im Vertrag festgeschrieben, dann kann er keinen Schadensersatz geltend machen und auch sonst nicht auf einen festen Termin pochen.Auch wenn der Verkäufer mündliche Zusagen machte, ist das Unternehmen nicht an diesen Termin gebunden.Das schließen die Anbieter in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen aus.

TAGESSPIEGEL: Wo lauern Vertragsfallen?

LIEBRICHT: Wichtig ist, daß der Zugang zur Baustelle vertraglich geklärt ist.In vielen Schriftstücken wird nichts davon erwähnt.Dabei ist das Problem nicht zu vernachlässigen, denn bei Fertighäusern müssen große Kräne mit den Bauteilen vorfahren können.Ist der Weg zum Grundstück nicht befestigt oder zu eng, und der Kran kommt nicht durch, dann verursacht das hohe Kosten.Sieht der Vertrag keine entsprechenden Regelungen dazu vor, geht es zu Lasten des Käufers.

TAGESSPIEGEL: Fertighäuser bestehen aus industriell gefertigten Bauteilen.Kommt es bei solchen Serien zu Problemen wie mangelhafte Paßgenauigkeit?

LIEBRICHT: Gewiß, es ist keine Seltenheit, daß Fassadenteile oder Wände nicht bündig abschließen.Es bleiben also Schlitze.In solchen Fällen begnügen sich Hersteller oft damit, diese Öffnungen einfach mit Bauschäumen auszufüllen.Diese Isolierstoffe sind aber gesundheitlich nicht unbedenklich.Solche Notbehelfe fallen gar nicht auf, zumindest wenn der Baufortschritt nicht sachkundig überwacht wird, denn vor die Fassaden und Wände stehen ja noch Wandbauplatten.Mit diesen Platten ist alles fantastisch kaschiert.

TAGESSPIEGEL: Das ist ein Plädoyer für die Bauüberwachung.Sie kostet aber...

LIEBRICHT: Man muß das Pferd von vorne aufzäumen.Der Bauherr sollte sich gegen Schäden absichern.Das kann er durch eine gute Beratung schon vor dem Kauf und einer Bauüberwachung.Jedes fünfte Fertighaus weist erhebliche Mängel auf.Wer dieses Risiko ausschließen will, bezahlt für unsere Bauüberwachung 4500 DM und bekommt dafür eine Beratung, von der Finanzierung bis zum Einzug.

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