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Immobilien: Groß, prächtig, giftig

Nachstehend veröffentlichen wir die vom Botanischen Garten für diese Woche herausgegebene Zusammenstellung besonders sehenswerter Pflanzen, die mit einem roten Punkt gekennzeichnet sind. Der Garten ist täglich von 9 Uhr an geöffnet, die Gewächshäuser am Wochenende ab 10 Uhr.

Nachstehend veröffentlichen wir die vom Botanischen Garten für diese Woche herausgegebene Zusammenstellung besonders sehenswerter Pflanzen, die mit einem roten Punkt gekennzeichnet sind. Der Garten ist täglich von 9 Uhr an geöffnet, die Gewächshäuser am Wochenende ab 10 Uhr.

Freiland: Seinen kriegerischen n verdankt der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus) dem oberen blumenblattartigen Kelchblatt seiner Einzelblüte. Das stülpt sich wie ein mittelalterlicher Sturmhelm über die übrigen Blütenteile. Deshalb findet man mitunter auch den deutschen Namen „Sturmhut“ für diese Gattung der Hahnenfußgewächse. Die Pflanze der Woche im Botanischen Garten ist im Arzneipflanzengarten zu sehen.

Wohl jeder Gartenbesitzer oder Staudenfreund kennt die hohen, kräftigen Eisenhüte. Mit ihren tief fingerförmig eingeschnittenen Blättern und aus vielen Einzelblüten zusammengesetzten rispigen oder traubigen Blütenständen setzen sie in jedem Garten unübersehbare Akzente. Die meisten Arten blühen blau, einige gelb.

Insgesamt bewohnt die Gattung Aconitum mit rund 100 Arten die gesamte nördliche Halbkugel. Nur langrüsselige Insekten, die außerdem über genügend Körperkräfte verfügen, um sich in die festungsartige Blüte hineinzuzwängen, können den Honig aus dem Sporn der unter dem Helm verborgenen Blütenblätter gewinnen. Das trifft meist auf Hummeln zu. Eisenhut ist daher eine typische „Hummelblume“ und kommt auf der ganzen Erde auch nur im Verbreitungsgebiet von Hummeln vor. Die kräftigen Insekten haben im Helm gerade genug Platz. Schwächere und kurzrüsslige Blütenbesucher müssen einen anderen Weg wählen. Sie beißen den Helm von außen auf, um an die Nektarquelle zu gelangen.

Die ganze Eisenhutpflanze ist sehr giftig. Besonders die Knollen enthalten das Aconitin, das 1762 zuerst von dem Wiener Arzt Störck gegen Wechselfieber empfohlen wurde. Da es im Pflanzensaft auch über die Haut in den menschlichen Körper gelangen kann, sollte man eine Berührung mit Schnittstellen oder abgebrochenen Pflanzenteilen vermeiden.

Aconitin ist eines der stärksten Pflanzengifte überhaupt. Es hat zuerst erregende, dann lähmende Wirkung auf sensible und motorische Nerven und löst über das Zentralnervensystem Temperatursenkung, Kälte- und Taubheitsgefühl aus. In finsterer Vergangenheit wurden sogar Todesurteile an Strafgefangenen mit einer Überdosis Aconitin vollstreckt (Tod durch Atemlähmung und Herzversagen).

Da es auch bei therapeutischen Anwendungen – etwa äußerlich als schmerzstillende Salbe – immer wieder zu Vergiftungen kam, wird die Eisenhutdroge heute praktisch nicht mehr verwendet. In homöopathischer Zubereitung begegnet man Aconitum dagegen noch häufig, vor allem in Mitteln gegen fieberhafte Erkältungskrankheiten, Neuralgien und Herzstörungen. Thomas Raus

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